Bad Tölz gegen Crimmitschau – es sollte das Spiel zweiter selbstbewusster Mannschaften werden. Bad Tölz mit zuletzt 7 Siegen in Folge und die Eispiraten, die die Länderspielpause zum Reset genutzt haben und sich mit 5 Punkten am letzten Wochenende zurückgemeldet haben.

Bei den Sachsen gab Ty Wishart sein Comeback im Rot-Weißen Trikot und auch wenn er schon nach 14 Sekunden mit der ersten Aktion des Spiels auf die Strafbank geschickt wurde, so sollte der kanadische Defender im Laufe der Partie noch mehrmals beweisen, dass er für die Eispiraten-Abwehr sofort ein ganz wichtiger Spieler ist: zweikampfstark, abgeklärt und mit dem Auge für den Mitspieler.

Das Powerplay überstanden die Crimmitschauer recht souverän und auch die weiteren Tölzer Versuche, das Spiel in die Hand zu nehmen. Auf der Gegenseite fing Alex Wideman einen Pass hinter dem Tölzer Tor ab, gab die Scheibe weiter zu Vincent Schlenker und der zimmerte das SPielgerät direkt in den Winkel – 0:1 (5.). Das spielte den Gästen natürlich in die Karten und mit einer sehr lobenswerten Defensivleistung hielten sie den Tabellendritten bis weit in das erste Drittel hinein in Schach. Der ECT hatte zwar mehr von der Partie, ließ hier und da sein schnelles Umschalt- und Angriffsspiel aufblitzen, doch so richtig Gefahr kam vor Michael Bitzer selten auf, da die Eispiraten-Abwehr umsichtig agierte. Nur in der 16. Minute ging es etwas zu einfach. Im gegnerischen Drittel verloren die Sachsen die Scheibe, Tölz konterte und Timo Gams schob die Scheibe im Nachschuss durch Bitzers Schoner. Mit einem leistungsgerechten Unentschieden ging es in die Pause.

Dort hatte Löwen-Coach Gaudet seinen Mannen offenbar etwas deutlicher klar gemacht, was er anders haben will, und so kamen die Hausherren deutlich druckvoller aus der Kabine. Crimmistchau wurde in die Defensive gedrängt und es dauerte auch nur bis zur 25. Minute, ehe der Führungstreffer fiel. Weller passte einmal quer durch die Eispiraten-Zone und Reiter zog direkt flach ab. Das ist der Gaudet-Stempel, der schon in Bietigheim über Jahre seinen Zweck erfüllte. Die Eispiraten ließen sich aber nur wenig beeindrucken und setzten ihrerseits wieder ein wenig mehr auf Offensive. Mitch Wahl etwa hatte eine glänzende Gelegenheit, scheiterte aber an Martinovic. Kurz darauf sah sich Tölz sogar in der Verlegenheit, fünf (!) Icings in Folge zu nehmen, und das alles mit dem Paradeblock um Liga-Topscorer Marco Pfleger. Das setzte bei den Schiedsrichtern offenbar so etwas wie Mitleidsgefühle frei, denn in Minute 31, 34 und 38 schicken sie einen Eispiraten-Spieler vom Eis, während die Tölzer etwas freizügiger in die Zweikämpfe gehen durften. Das derzeit effektivste Powerplay der Liga blieb in dieser Phase aber so einiges schuldig und echte Hochkaräter waren Mangelware, wenngleich das 3:1 dezent in der Luft lag. Vincent Schlenker und Patrick Pohl hatten aber etwas dagegen und erzielten im Zusammenspiel den Shorthander in der 38.Minute zum 2:2-Ausgleich – der nicht unverdiente Lohn für eine couragierte Arbeit der Crimmitschauer!

In den Schlussabschnitt starteten erneut der Tölzer schwung- und druckvoller, zumeist war aber schon bei der Eispiraten-Abwehr, spätestens aber bei Michael Bitzer Schluss. Einige gefährliche Suatiationen konnten die Westsachsen hier in gemeinsamer, harter Arbeit klären. Die wenigen Nadelstiche, die die Naud-Schützlinge bis etwa Mitte des Drittels setzen konnten, waren dennoch gefährlich. So verfehlte Schlenker in Unterzahl in der 51. Minute das leere Tor nur um Millimeter. In der Schlussphase suchten beide Teams ihr heil in der Offensive und wollten den Lucky Punch setzen, es gelang aber weder dem Tabellendritten noch dem Tabellenelften, das Siegtor in regulärer Spielzeit zu erzielen.

Die Verlängerung sollte über die Vergabe des Zusatzpunktes entscheiden und eigentlich hatten die Crimmitschauer zuerst den Fuß in der Tür. Walsh zog von der Seite nah vors Tor und daran vorbei, Martinovic machte sich breit und Fyten bugsierte die Scheibe im Fallen ins davonrutschende Tor, wo er samt einem Gegenspieler sowie Martinovic gleich mit landete. Der Jubel der etwa 50 Eispiraten-Fans verstummte aber schnell, weil der (viel zu) selbstsichere Schiedsrichter Feistl wild die Arme zur Seite riss – kein Tor. Warum, das zeigte er nicht an, sondern stellte sich erstmal neben den Spielerpulg. Wohl nicht wissend, was er jetzt machen soll. Sein Kollege Erdle war offenbar ebenso ratlos. Wie wäre es mit Sichtung des Videos? Fehlanzeige. Wie inzwischen auch die Ligagesellschaft zugab (https://www.del-2.org/nachrichten/del2/4857-trotz_wahrnehmungsfehler_kein_gueltiges_tor/), hat das Schiedsrichter-Duo hier ein klares Fehlverhalten an den Tag gelegt. Die Ligagesellschaft meint zwar auch, dass der zweifelsfrei vorhandene Kontakt von Walsh mit Martinovic so gravierend gewesen wäre, dass das Tor mit Videobeweis nicht gegeben wäre, aber ob diese Feststellung eher eine Notrettung für das insgesamt recht schwache Schiedsrichtergespann sein soll, sei dahingestellt. Jedenfalls kann man darüber diskutieren, ob Walsh den Tölzer-Goalie wesentlich in seiner Aktion behindert. Die Eispiraten nahmen es sportlich und versuchten es eben weiter. Und so spielte sich die meiste Zeit der 3 gegen 3 Verlängerung in der Tölzer Spielhälfte ab. 16 Sekunden vor Ablauf der Uhr gab es nochmal Bully vor Silo und ein letzter Angriff hätte es für Rot-Weiß werden sollen. Es kam anders! Fyten und Wahl gingen nicht clever genug auf Edfelder, der beide mit einer einfachen Körpertäuschung aus dem Spiel nahm und so den 2-1 Konter für Schlager einleitete. Der verzögerte lang, legte kurz auf Sedlmayr zurück und der drosch die Scheibe in die Maschen – 5.4 Sekunden vor der Sirene. Das eher lethargische Tölzer Publikum riss es erstmals an diesem Abend richtig von den Plätzen.

Auch wenn der Lohn der Arbeit am Ende des Tages vielleicht etwas zu niedrig für die Eispiraten ausfällt, so schmerzt die Niederlage allenfalls beim Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz. Es lässt sich jedenfalls darauf aufbauen, was die Crimmitschauer in Bad Tölz geleistet haben – und das macht sich hoffentlich bald auch tabellarisch