So langsam wird ein richtig, richtig mieser Saisonstart draus: auch bei den ebenfalls schlecht in die Spielzeit gestarteten Dresdner Eislöwen vermochten die Rot-Weißen den Bock nicht umzustoßen, verloren das vierte Spiel in Folge punktlos und nahmen zu allem Übel auch noch die Rote Laterne mit in den heimischen Sahnpark, wo am Sonntag der amtierende Meister aus Ravensburg aufkreuzt und an der Serie der Eispiraten sicher nichts ändern möchte.

Personal: nach wie vor fehlte der am Finger verletzte Ole Olleff in der Abwehr, Spätverpflichtung Lukas Vantuch saß als überzähliger Kontingentspieler draußen. Positivüberraschung Marius Demmler musste Christoph Körner in der Pohlreihe weichen. Im Tor startete Michael Bitzer.

Bei allen Sorgen: nicht hellwach in die Begegnungen zu starten ist nicht das Problem der Eispiraten. Erneut gingen die Rot-Weißen zeitig in Front. Nach einem bösen Schnitzer der Dresdner Verteidigung schaltete Patrick Klöpper am schnellsten und versenkte die Scheibe zur frühen Führung in den Maschen hinter Eisenhut. Und auch, wenn die kurzzeitig konsternierten Gastgeber noch Chancen durch Grygiel und Walsh im Anschluss zuließen, übernahmen sie nach und nach das Zepter und konnten durch Biezais zeitnah ausgleichen. Drei Minuten später war das Match dann sogar gedreht, weil der wiederum nicht fehlerfreie Michael Bitzer, in dieser Verfassung sicher kein Upgrade zu Brett Kilar, bei Walthers Schuss schlicht daneben griff. Bei überschaubarem Niveau schleppte sich das Spiel dann bis in Minute 20, das 2:1 zur Pause war aufgrund der zwingenderen Spielweise der Hausherren aber verdient.

Auch im Mittelabschnitt wurde aus dem Spiel kein Leckerbissen, zu wenig planvoll, mit zu vielen Fehlabspielen und zu wenig Durchsetzungsvermögen auf beiden Seiten bemühten sich die Teams zwar, aber gutes Zweitligahockey war das dann nicht. Trotzdem bleibt zu konstatieren, dass die Hausherren von zwei bemühten Mannschaften die effektivere waren. Das frühe 3:1 durch Uplegger in Minute 22 war aber auch etwas glücklich, da der Schuss durch Philipp Halbauers Stock erst richtig gefährlich abgelenkt wurde und so genau in den Winkel passte.
Es folgte die beste Phase der Gäste, eingeleitet durch einen harten Open-Ice-Hit Halbauers. Der gestreckte Dotzler wollte das nicht auf sich beruhen lassen, zettelte einen Boxkampf an und musste als Verursacher zwei Minuten länger draußen sitzen. Das folgende Powerplay nutzten die Rot-Weißen in Person von Julian Talbot, der sich Eisenhut von der blauen Linie aus ausguckte und dann die Scheibe zum 3:2 versenkte. Die Eispiraten drängten nun auf den Ausgleich, die beste Gelegenheit hatte Adrian Grygiel, dessen Puck aber auf der Torlinie kleben blieb. Richtigerweise wurde nach Sichtung des Videobeweises ein Tor verweigert. Und wie es oft so ist: nutzt man seine Chancen vorne nicht, klingelt es eben hinten. Nach einem Konter rutschte Michael Bitzer Huards Schuss aus der Fanghand und landete im Netz.

Wer nun von den Westsachen im Schlussdrittel mindestens zwei Treffer erwartete, war schon mit einer gehörigen Portion Optimismus gesegnet, denn was die Eispiraten bislang im eigenen Angriff gezeigt hatten, gab wenig Anlass zu dieser Hoffnung.
Um es kurz zu machen: es gelang auch nicht. Zwar bemühten sich die Crimmitschauer redlich, aber da ist so viel Sand im westsächsischen Getriebe derzeit, viel zu wenig Struktur, zu viele Mißverständnisse, als daß man einer Mannschaft wie Dresden, die von Neucoach Rossi offenbar Defensive verordnet bekommen hatte, wirklich beikommen konnte. Im Gegenteil: das gefährlichere Team blieben die Hausherren, wenn die Konter ausgefahren wurden, brannte es sofort. So auch in Minute 54, als sich die Gastgeber nach dem schönsten Spielzug der Partie mit dem entscheidenden 5:2 durch Biezais belohnten. Und auch, wenn Patrick Pohl eine Minute vor Schluss noch eine gute Idee hatte und den freistehenden Alex Wideman zum 5:3 bediente: nah am Punkten waren die Rot-Weißen eigentlich zu keinem Zeitpunkt. Verdientes 5:3 am Ende.

Dany Naud hat ein Problem. Nein, eigentlich hat er mehrere: im Tor ist Michael Bitzer lange nicht die erhoffte Verstärkung, der Deutschamerikaner strahlt keinerlei Sicherheit aus und hat seit Heilbronn noch kein Spiel ohne zumindest mittelgroßen Patzer absolviert.  In der Abwehr müssen sich vor allem die etablierten Kräfte fragen lassen, wieso man das Fehlen des 23jährigen Ole Olleff so stark bemerkt. Und im Angriff sucht man vor allem vorngehende Kontongentspieler. Was Wideman und Fyten bislang abliefern, läßt einen sehnsüchtig an Flick oder Hilbrich zurückdenken. Ein lichter Moment im Spiel ist definitiv zu wenig. Und wenn dann noch die Pohlreihe schwächelt, wird es schnell finster. In dieser Verfassung, und in dieser Liga in einer Saison, wo Aufsteiger und vermeintliche Konkurrenten um die PPO-Plätze stark gestartet sind, hat man nicht all zu viel Zeit, die richtigen Stellschrauben zu finden.