Die ersten beiden Saisonspiele der Eispiraten sind schon wieder Geschichte und da ist es natürlich wieder an der Zeit, einen süffisanten Rückblick auf das Auftaktwochende zu werfen.
Also zum Augenreiben war das erste Saisonspiel der Crimmitschauer ja schon. Denn während in der Vorbereitung so manche Partie der Rot-Weißen frei von Spielzügen, frei von Torchancen und frei von eishockeyähnlichen Aktionen war, so legten die Sachsen in Heilbronn ein ganz feines Blatt aufs glatte Parkett. Gut, die ersten Minuten fanden noch im Hannover-Vorbereitungs-Modus statt, aber spätetsens mit dem 1:1-Ausgleich ging die Post ab und den Falken wurde jede Feder einzeln rausgezupft.
Heilbronns Österreicher hinter der Bande, Alex Mellitzer, dürfte bei den locker-flockig rausgespielten und rausgekonterten Toren der Naud-Schützlinge nicht nur einmal gedacht haben: „Gäh, i werd glei deppert!“. Vielleicht hat er aber auch seine Spieler mit einem geschmähten „Sogt´s amoi, wuit´s ihr mi vaoaschn?!“ angefahren. Wer weiß….
Einziger Wehrmutstropfen aus Eispiraten-Sicht war dieses wirklich doofe 2:6 kurz vor Ende, denn damit haben die Westsachsen die erste Tabellenführung der Saison prompt nach Ostsachsen in den miefigen Fuchsbau abgegeben.
Aber auch ohne Tabellenführung ließ sich das Derby gegen Bayreuth mehr als perfekt an. Die Tigers wurden ihrem Beinamen nicht wirklich gerecht bzw. spielten eher wie billige Tigerbettvorleger von Ikea. Zack stand es 2:0 und hörte man da im Sahnpark wirklich schon „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hej, hej…“-Rufe? Vielleicht auch nur eingebildet, aber falls es sie doch gab, dann dürften diese den Rufenden wohl recht bald im Halse stecken geblieben sein. Bayreuth kam jedenfalls noch vor der Pause zum Ausgleich. Warum? Weil Rot-Weiß nach dem 2:0 irgendwie ins Traumland abtrifftete.
Im Mittelabschnitt erinnerte man sich doch glatt an das letzte Testspiel gegen Hannover zurück – nüscht, niente, nothing – also was irgendwie mit Eishockey zu tun gehabt haben könnte. Ging aber beiden Teams so und deshalb blieb es gerechterweise beim 2:2.
Tja, und dann war da dieses letzte Drittel. Gäste-Coach Petri Kujala hatte sich wohl an das Video der Eispiraten vom Heilbronn-Spiel erinnert und zu einer ausschweifenden, finnisch-emotionalen und packenden Pausenansprache ausgeholt: „Bittää noochmoochen“. Sprach´s und die Oberfranken konterten mit Effizienz und Spielwitz durch den Sahnpark. Man könnte doch fast Plagiatsvorwürfe gegen Kujala erheben angesichts der deckungsleichen Spielweise der Gäste mit den Freitags-Eispiraten. Aber vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass den Tigers gelang, was gelingen musste. Und den Eispiraten eben Nichts mehr gelang. Hinten anfällig, vorne ideen- und mittellos gegen den finnischen Defensivbeton – Crimmitschau landete ausgerechnet im Heimspiel-Derby unsaft auf dem Hosenboden und zum dritten Mal in Folge fuhr gelb-schwarz mit 6 geschossenen Toren wieder zurück gen Franken. Die Tigers gewinnen im Sahnpark eben nicht nur das Duell um den schrecklichsten Dialekt Deutschlands, sondern auch um die wichtigen Punkte in Sachen direkter Klassenerhalt.
Und die Eispiraten-Fans sind schon zum Saisonstart sofort wieder in ihrem Element bzw. in ihrer Lieblingsgefühlswelt, nämlich zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt. Freitag die Helden, Sonntag die Deppen. So fühlt sich der Eispiraten-Fan wohl.