Auch in dieser Woche ist von Vertragsabschlüssen bei den Eispiraten leider nicht die Sommerhitze eingekehrt. Wir schauen daher trotzdem durch die Schlüssellöcher bei den anderen DEL2-Gegnern, diesmal in die Freistaaten Bayern und Sachsen:
Tigers-Stamm gehalten und einige Spieler punktuell ausgetauscht
Bis zum Ende gekämpft wurde in Bayreuth letzte Saison, um der Abstiegsrunde zu entgehen, am Ende waren es nur 3 Punkte, die ausschlaggebend waren. Im Duell mit dem späteren Absteiger Deggendorf, gegen den man in der laufenden Saison kein Spiel gewinnen konnte, sicherten sich die Franken den Klassenerhalt in einer intensiven Serie über vier Spiele, die allesamt in die Verlängerung gingen. Der Klassenerhalt gab aber Planungsssicherheit und so wurde schnell am neuen Kader gebastelt und 14 Spieler, darunter die skandinavischen Leistungsträger Ville Järvelainen, Juuso Rajala und Simon Karlsson und das Goalie-Duo Timo Herden und Brett Jaeger. Der talentierte Youngster Luca Gläser schaffte den Sprung in die DEL nach Bremerhaven und Urgestein Jozef Potac hing die Schlittschuhe an den Nagel. Neu ins Team stoßen der Tscheche Tomas Schmidt und mit Nico Kolb, Martin Davidek, Tyler Gron und Markus Lillich weitere gestandene DEL2-Spieler. Für oben wird es für Bayreuth wohl nicht reichen, die Tigers werden wohl eine ähnliche Rolle wie in der vergangenen Saison einnehmen und ein Wörtchen um die Pre-PlayOffs mitreden.
Versteckter Schatz offenbar in Oberbayern gefunden
Manchmal sorgen gewisse Transfers für Staunen im eigenen Lager und respektvolle Anerkennung. Mit Blick auf Bad Tölz kam im Sommer die Kinnlade gar nicht wieder hoch. Das ging bereits auf der Trainerposition los, denn hier dürfen wir den sympathischen Trainerzwerg Kevin Gaudet wieder in der DEL2 begrüßen. Und dessen Ruf folgten gleich mal drei Steelers aus Bietigheim, kein geringerer als das Ebenbild eines nordamerikanischen Holzfällers Shawn Weller, dazu noch Tyler McNeely und Sinisa Martinovic. Und damit das Fernweh nach der Familie nicht ganz so schlimm wird, bringt diesergleich mal seinen Bruder Sasa (Iserlohn) mit nach Oberbayern. Mit Markus Eberhardt aus Heilbronn, Timo Gams aus Bayreuth und Stefan Reiter von der Düsseldorfer EG wurde der nach der letzten Saison stark ausgedünnte Kader enorm verstärkt, so dass die Löwen durchaus für einen Kandidaten der direkten PlayOff-Teilnahme eingeschätzt werden können. So kann man schon ein wenig neidvoll, aber auch mit argwöhnischen Augen ins Alpenvorland blicken in der Hoffnung, dass es in Bad Tölz mal wieder keine böse Überraschung gibt…
Im Allgäu wie fast jedes Jahr: Never change a winning team
Dem letztjährigen Halbfinalisten bleiben 16 Spieler erhalten, schon zeitig begann die Führung in Kaufbeuren mit Vertragsverlängerungen. Neben Archivmaterial wie Daniel Oppolzer, Max Schmidle oder Stefan Vajs im Tor laufen auch das finnische Trio Ossi Saarinen, Jere Laaksonen und Sami Blomqvist in der kommenden Saison in der erdgas-schwaben-Arena auf. Lediglich sieben Spieler haben das Allgäu verlassen, diese wurden aber mit ebenso vielen Neuzugängen ersetzt und das Team verstärkt. Aus der DEL hlote man sich Spieler, die auch in Crimmitschau nicht unbekannt sein dürften: Tobias Wörle aus Schwenningen gehörte einst zu den berühmten „Blauhosen“ 2005, und der spielte damals mit dem Vater des zweiten DEL-Neuzugangs Mike Miezkowski (Nürnberg) im Crimmitschauer Team. Der 20jährige Louis Latta, dessen Vater Ken in Deutschland nicht unbekannt ist, versucht sich nach drei Jahren kanadischer Eishockeyschule im deutschen Profigeschäft. Fazit: Alles andere als die direkte PlayOff-Teilnahme wäre eine Überraschung.
Niederbayern ersetzt Niederbayern
Deggendorf in Niederbayern ist abgestiegen, doch die Busfahrer müssen keinen neuen Landstrich ansteuern: Der Traditionsverein Landshut ist nach der gegen die niederländischen Tilburg Trappers gewonnenen Meisterschaft wieder zurück im Eishockey-Unterhaus. Und um da zu bestehen, musste man sich nach der Saison vom Großteil des Teams trennen. 11 Spieler aus dem Oberliga-Kader, darunter Ex-Eispirat Elia Ostwald, bleiben an der Isar. Und damit das Tam auch in der Liga bleibt, wurde das Geldsäckel weit – hoffentlich nicht zu weit – geöffnet. Das Tor vernageln soll der aus Bremerhaven gekommene Jaroslav Hübl zusammen mit Patrick Berger. Josh McFadden und Stephan Kronthaler sollen die Köpfe in der Defensive darstellen und vorn, da wird es richtig gefährlich, denn mit Erik Gollenbeck, Tadas Kumeliauskas und Maximilian Brandl holte man sich starke Stürmer, und als ob das noch nicht genug ist, kommen Robbie Czarnik und Mathieu Pompei vom Meister Ravensburg noch dazu. Auch hier schaut man angesichts der bereits stattgefundenen Insolvenzen skeptisch nach Niederbayern, aber wenn es passt, dann könnte Landshut der bestplatzierte Aufsteiger der DEL2 werden.
Quo Vadis im Elbtal?
Mit einer Topmannschaft mit Ach und Krach die Pre-PlayOffs geschafft: Dresden war wohl die größte Enttäuschung der DEL2-Hauptrunde der letzten Saison. Da setzten sich die Eislöwen gerade noch so gegen Heilbronn durch, kamen aber im Viertelfinale richtig gut in Fahrt und schmissen die Steelers raus, mussten sich aber dann nach vier Spielen im Halbfinale den Löwen Frankfurt klar geschlagen geben. Im Tor setzt Coach Brad Gratton weiter auf Marco Eisenhut und Florian Proske und auch 14 weitere Spieler des Vorjahres-Kaders, der ja so schlecht nicht war, durften bleiben. Mit den beiden Nordamerikanern Dale Mitchell und Mario Lamoureux und dem Letten Elvijs Biezais bediente man sich in den ersten Ligen von Dänemark, Österreich und Frankreich. Dazu kommen mit Christian Kretschmann, Kevin Lavalee und Alexander Dotzler drei Spieler aus dem deutschen Oberhaus, die Abgänge wie Harrisson Reed, Christian Billich oder Martin Davidek klar ersetzen dürften. Wenn die neuen Ausländer einschlagen und das Team endlich auch als Team agiert, dann bleibt es bei der Einschätzung wie zur letzten Saison: Alles andere als eine Platzierung unter den Top 4 wäre eine Enttäuschung in der sächsischen Landeshauptstadt.
Das Team ist der Star in der Lausitz
Es ist immer wieder beeindruckend, was aus den finanziellen Möglichkeiten und dem Spielermaterial in der Lausitz geschaffen wird. Jede Saison vom Papier her ein schlagbares Team, aber eben ein TEAM, das erst einmal geschlagen werden muss. In der Vorsaison war zwar im Viertelfinale gegen Kaufbeuren Schluss, aber erst nach sieben denkbar knappen Spielen, darunter auch das längste Spiel der Saison, welches erst in der dritten Overtime ein Ende fand. Der Kampfgeist in der Lausitz ist ungebrochen, und das danken auch die Fans, die bereits jetzt mit über 800 verkauften Dauerkarten einen neuen Rekord eingestellt haben. Der Kader ist noch vergleichsweise klein, aber auch wenn die neu geschaffene Kooperation mit den Eisbären Berlin bisher nur Goalie Maximilian Franzreb mit einer Förderlizenz ausgestattet hat, so wird der sicher auf eine stattliche Größe anwachsen. Den schmerzlichen Abgang von Olafr Schmidt soll nun im Tor ein US-Amerikaner kompensieren, Mac Carruth, der bereits AHL und ECHL spielte, wechselt aus der österreichischen EBEL in die Lausitz. Leistungsträger wie Mychal Monteith, Clarke Breitkreutz, Jakub Kania und Jordan George tragen aucn 2019/2020 das blau-gelbe Trikot, mit Mike Hammond und Darcy Murphy aus der britischen ersten Liga sowie die vom Meister Ravensburg gekommenen Daniel Schwamberger und Ondrej Pozivil, der näher an seiner Heimat spielen wollte, soll die nächste gute Saison in der Lausitz angegangen werden. Dieses Team ist unberechenbar – wie jedes Jahr!