Die Eispiraten starteten das Play-Off-Rennen vom selben Startplatz wie in der letzten Saison, als Hauptrundenzehnter mit einem Auswärtsspiel beim Hauptrundensiebten. Statt nach Ravensburg ging es heuer nach Kassel, aber auch 2019 kehren die Rot-Weißen mit dem ersten Sieg im Gepäck in den heimischen Sahnpark zurück: 4 zu 5 hieß es am Ende der Partie im Hessischen. Und das lag vor allem daran, dass die Westsachsen in punkto Play-Off-Hockey ihren Gastgebern den Schneid abkaufen konnten…
Powerplaytore in Durchgang 1
Den besseren Start ins Match hatten aber definitiv die Hausherren. Kassel zeigte sich in den Anfangsminuten vor allem als das schnellere Team, insbesondere Sylvestre machte mächtig Dampf. Mit einem glänzend aufgelegten Brett Kilar im Tor und der nötigen Portion Gelassenheit und Ruhe überstanden die Rot-Weißen aber das Anfangsfeuerwerk der Huskies. Selbst als die Gäste nach einem Wechselfehler mit einem Mann weniger agierten, gelang es ihnen lange Zeit, die ganz gefährlichen Situationen zu vermeiden. Und trotzdem stand es nach acht Minuten plötzlich 1:0, weil Sylvestre etwas zu viel Zeit zum Zielen bekam und den Puck aus der Halbdistanz in den Winkel presste.
Glücklicherweise nahmen die Eispiraten das aber nicht zum Anlass, sich einzuigeln und Kassel das Momentum auskosten zu lassen. Im Gegenteil: nach und nach bissen sich die Rot-Weißen ins Match, waren ab Mitte des Drittels sogar leicht überlegen und belohnten sich ihrerseits mit dem Ausgleich beim Spiel 4 vs. 3. Vorangegangen war eine kleine Reiberei zwischen Mueller und Julian Talbot, der langjährige Ligentopscorer in Reihen der Gastgeber war not amused, kurz zuvor von seinem Kontrahenten mit einem satten Check auf den Hosenboden befördert worden zu sein und zettelte eine kleine Revancheaktion an. Dabei war diese Aktion schon die Blaupause für die folgenden 45 Minuten: Crimmitschau spielte hart auf den Körper und Kassel zeigte sich davon sichtlich genervt. Andre Schietzold war das jedenfalls ganz recht so, konnte er doch nach klugem Rückpass von Patrick Pohl das 1:1 erzielen. Mehr Tore gabs vorerst nicht, aber das sollte sich noch ändern.
Kassel legt eins vor, Crimmitschau kontert mit dreien
Gleich das nächste Powerplay der Hausherren, diesmal schon in Drittel 2, saß aber wieder. Einen unzureichend geklärten Puck brachte Dinger Richtung Kilar, und der in der Schussbahn stehende Reiß fälschte mit einem recht hohen Stock unhaltbar ab. Auch die Damen und Herren Hertrich und Engelmann sahen sich das Ganze vorsichtshalber noch einmal auf Video an, bevor sie den Treffer gaben – Millimeterentscheidung!
Die Eispiraten hatten kurz darauf ihre wackligste Phase der gesamten Partie, Kassel drückte auf das 3:1, aber Brett Kilar legte teils unglaubliche Saves hin und hielt die Seinen in Reichweite. Mit hartem, aber fairen Einsatz, vor allem Ville Saukko bombte in dieser Phase mächtig Gegner an die Bande, rissen die Eispiraten das Match wieder etwas an sich, spielten einfacher und zielstrebiger als Kassel, und belohnten sich in Minute 30 erneut mit dem Ausgleich: einen Klasse-Querpass Pat McNallys versenkte Patrick Pohl zum 2:2. Und mit einem Doppelschlag kurz vor Drittelende zogen die Rot-Weißen dann den Kasselern mal so richtig den Nerv: erst ließ Kuhn genau auf die Kelle Julian Talbots prallen, der den Rebound versenkte, dann kam auch noch ein absolutes Duseltor zum 2:4 hinzu, als nach einer Parade Kuhns der Puck von der Bande hinterm Tor an Müllers Schlittschuh und von dort ins Tor kullerte. Da war Ruhe im Kasseler Eisstadion, abgesehen von dreihundert feiernden Westsachsen.
Crimmitschau bringts heim
Die Vorzeichen für Drittel 3 waren damit klar: Kassel musste kommen. Das taten die Schlittenhunde auch, fingen sich aber nach einem Konter samt anschließendem 2:5 durch Vincent Schlenker die nächste kalte Dusche ein. Entschieden war die Partie damit aber noch lange nicht. Die Huskies rannten weiterhin an, die Eispiraten brachten nicht mehr all zu viel Entlastendes aufs Eis. Dafür standen sie defensiv recht gut, waren sich nicht zu schade, auch mal mit einem Icing die Ruhe wieder reinzubringen, und hatten damit sehr lange Erfolg. Erst in Minute 53 gelang Kassel das 3:5 durch Little nach einem schönen Spielzug. Das versprach spannende letzte sieben Minuten, und die gab es auch. Mehrfach rettete Brett Kilar erstklassig, erst kurz vor Ende der Partie war er dann machtlos, als Sylvestre – Kuhn war zu diesem Zeitpunkt schon auf der Bank – aus Nahdistanz einstocherte. Danach passierte aber zum Glück nichts mehr, die Eispiraten brachten den knappen Vorsprung über die Runden und liegen nun in der Serie mit 1:0 in Front.
Der letzte Sieg ist immer der schwerste – so lautet eine Play-Off-Weisheit. Den Eispiraten fehlt nun genau dieser letzte Sieg in der Pre-Play-Off-Serie, und man kann davon ausgehen, dass sich die Huskies noch lange nicht in die Sommerpause verabschieden wollen. Trotzdem ist es für die Rot-Weißen am Sonntag machbar, wenn sie wieder so konzentriert, effektiv und für den Gegner nervig agieren wie heute abend, dazu noch unterstützt von einem sicherlich vollen und richtig lauten Sahnpark. Auf geht’s!