Nach dem wenig ansehnlichen, aber enorm wichtigen Heimsieg gegen den EHC Freiburg am zurückliegenden Freitag galt es für die Eispiraten noch möglichst viel Zählbares vom Auswärtsspiel beim ESV Kaufbeuren mit nach Sachsen zu nehmen. Der ESVK hat 7 seiner letzten 10 Spiele verloren, blieb dabei zuhause viermal in Folge ohne Sieg und so war doch für die Eispiraten-Fans die Hoffnung da, dass die Partie zumindest offen gehalten werden kann und die Chance auf Punkte nicht nur im Nanobereich liegt.

Nach 60 gespielten Minuten stand aber nicht nur die höchste Saisonniederlage und die höchste Niederlage seit fast drei Jahren (15.01.2016, 2:14 in Kassel) zu Buche, sondern noch schlimmer: Mit einer beängstigend großen Portion Ratlosigkeit und einer scheinbar ausgeschöpften Palette an Mitteln rauschen die Eispiraten den Playdown-Plätzen entgegen und werden derzeit eigentlich nur noch von den Verfolgern, die sich ähnlich unsäglich anstellen, auf Rang 10 gehalten.

Hinten wenig falsch gemacht und vorne wenig richtig

Dabei begann die Partie für die Crimmitschauer gar nicht so schlecht, wie das Endergebnis vermuten lässt. Eine frühe Unterzahlsituation wurde überstanden und auch sonst hielt man sich gegen die qualitativ und quantitativ besser besetzte ESVK-Offensive recht schadlos. Erst in der 7. Minute musste Sebastian Albrecht erstmals hinter sich greifen, nachdem Lewis im Powerplay freigespielt wurde. Die Eispiraten bemühten sich in der Folgezeit nicht sonderlich um den Ausgleich bzw. fanden einfach nicht die richtigen Mittel, ließen aber zumindest vor dem eigenen Tor auch nicht viel zu. In ihrem ersten Powerplay des Abends war dann die Möglichkeit für mehr Offensivakzente gegeben, jedoch waren die Bemühungen eher zaghaft. Stattdessen gewährte man dem ESVK eine Kontersituation, die Branden Gracel kurz nach Ablauf der Strafe zum 2:0 nutzte. Die Partie verflachte daraufhin zusehends. Die Eispiraten waren damit beschäftigt ins Spiel zu finden und erstmal hinten keine Fehler zu machen – was auch recht ordentlich gelang – und Kaufbeuren machte nicht mehr als nötig. Im Spiel nach vorn fanden die Pleißestädter nicht statt.

Eispiraten fallen nach 1:3 auseinander

Ihre Findungsphase hatten die Crimmitschauer dann in der Drittelpause endgültig abgeschlossen und kamen bereits nach 30 Sekunden im Mittelabschnitt zum 2:1-Anschlusstreffer. McNally zielte von der blauen Linie an Freund und Feind vorbei in die Maschen und plötzlich waren die Eispiraten im Spiel. Kaufbeuren war da schon ein wenig verunsichert, aber statt diese Phase zu nutzen, stärkten die Eispiraten den angeschlagenen Hausherren den Rücken. Nach katastrophalem Fehlpass von Kircher standen Lillich und Laaksonen mutterseelenallein vorm Tor und der kernige Finne schob zum 3:1 (25.) ein. Und neben die eigenen Unzulänglichkeiten gesellte sich dann auch noch das Pech bei den Crimmitschauern, denn im ESVK-Powerplay in der 32. Minute wurde der haarige Oppolzer im Slot angeschossen und der Puck flog in Zeitlupe über Albrecht hinweg ins Gehäuse. Unglücklicher kann ein Gegentreffer kaum fallen. Er fiel aber und war bereits zur Hälfte des Spiels eigentlich die Vorentscheidung, denn bei den Crimmitschauern hatte man längst nicht mehr das Gefühl, dass an diesem Abend in Kaufbeuren was gehen würde. Zu beschränkt waren die spielerischen Aktionen, zu ungenau die Pässe, zu zaghaft das Zweikampfverhalten, zu pomadig der Spielaufbau. Kaufbeuren indes begann allmählich mit einem deprimierenden Katz-Und-Maus-Spiel. Erneut Jere Laaksonen (34.) und dann auch noch Florian Thomas (38.) machten bis zur zweiten Drittelpause das halbe Dutzend voll.

Der eine kann nicht, der andere will nicht

Der Sieg der Gastgeber war längst verbucht und so spielten sie ihren Stiefel im letzten Drittel erst einmal runter. Es war ein Spiel der Kategorie „Die einen können nicht, die anderen wollen nicht“. Die Eispiraten zogen derweil einige Strafen, von denen Ossi Saarinen in der 52. Minute eine zu nutzen wusste. Nur knapp mehr als eine Zeigerumdrehung später nutzte Markus Lillich einen Albrecht-Abpraller zum 8:1. Man wollte und konnte als Eispiraten-Fan einfach nicht mehr hinschauen. Und zum Wegschauen war auch Nummer 9, als ein Eispirat zum Wechseln schlenderte und die 4 anderen in der Gegend herumstolperten oder vor sich hindösten. Alexander Thiel jedenfalls hatte nach einem Hinfaller genug Zeit zum Aufstehen, zum Vernaschen von drei Gegenspielern und zum Pass auf seinen Teamkollegen. Maximilian Schäffler sagte Danke (59.).

Auch wenn das 10. Tor noch in der Luft lag, so war´s das dann auch. 9:1 hieß es am Ende und das war in der Höhe auch verdient. Die Crimmitschauer hinten inzwischen mit Auflösungserscheinungen und nicht mehr weit weg vom Status der schlechtesten Abwehr der Liga. Und vorne ist das Spiel der Eispiraten nur ein Sturm im Wasserglas, beruhend auf Einzelaktionen und Zufällen. 15 Torschüsse in 60 Spielminuten sprechen eine deutliche Sprache.