Erfurts Weihnachtsbaum „Rupfi“ ist deutschlandweit bekannt geworden, schmückt ihn doch ein Nadelwerk, das man als „übersichtlich“ bezeichnen kann. Nun ja, stünde im Sahnpark ein Weihnachtsbaum, dann würde der Rupfi mit Sicherheit in nichts nachstehen. Das Nadelkleid des Sahnpark-Baums wäre aber nicht durch natürlichen Wuchs so ausgedünnt, sondern durch einen veritablen Brand, der über ihn hergefallen ist.
Denn die Maus beißt keinen Faden ab: Crimmitschau befindet sich in einer handfesten Krise und der Baum im Sahnpark brennt sinnbildlich eigentlich schon lichterloh, nachdem über Wochen hinweg weder ein dezenter Brandgeruch noch der erste Funkelnflug wirklich ernst genommen wurden.
Nun aber stehen die Sachsen mit einem Bein bereits in den Playdown-Rängen. Platz 10 ist zwar noch in Eispiraten-Hand, aber der Absturz und vor allem die Leistungen der letzten Wochen lassen derzeit Rätsel offen, gegen welches Team der Liga die Crimmitschauer in der Lage sind zu gewinnen.
Bad Tölz kommt da vielleicht noch am ehesten in Frage, schließlich siecht das Team von Coach Markus Berwanger zuletzt ähnlich grauenvoll dahin wie die Collins-Schützlinge. Im Vergleich zu den drei Punkten der Pleißestädter holten die Cracks aus dem Isarwinkel aus den letzten 8 Spielen nämlich auch nur 7 Punkte. Das gesteckte Ziel des direkten Klassenerhalts ist mit dieser Ausbeute dauerhaft zumindest gefährdet und das kleine Tief der Tölzer zieht sich durch ziemlich alle Mannschaftsteile. Prallelen zu den Eispiraten sind deutlich!
So strahlt das Coalie-Duo um Ben Meisner (25 Sp, 3.65 GT/Sp, 88.97%, 1 SO) und Andreas Mechel (7 Sp, 4.82 GT/Sp, 87.91%, 0 SO) nur noch bedingt die absolute Ruhe auf die Abwehrspieler aus, weshalb mit 112 Gegentoren auch die drittmeisten der Liga kassiert haben.
Aber natürlich sind die Goalies auch nur so stark wie die Abwehr vor ihnen und da krankt es im Team der „Buam“ auch ein wenig. Vor allem die beiden Kontingentspieler Casey Borer (USA, 28 Sp, 4+10) und Kevin Wehrs (UNG, 28 Sp, 7+16) stehen da in der Kritik, können sie doch trotz guter bis sehr guter Offensiaktionen hinten drin für zu wenig Abwehrbeton sorgen und fallen in der +/- Wertung negativ auf. Lediglich Andreas Schwarz (28 Sp, 7+17) vereint „hinten“ und „vorne“ gleichermaßen gut und ist der Leader in der Defensive. Für Valentin Gschmeißner und vor allem die jungen Spieler Tom Horschel und Marinus Reiter kommt die Rolle als Leitungsträger indes noch zu früh.
Dass die Isarwinkler zuletzt mit den Punkten ein wenig gegeizt haben, liegt zum Teil auch an den fehlenden Toren. Und wo da der Hase im Pfeffer liegt, zeigt sich schnell bei der Verteilung der Scorerpunkte. Da stehen mit den beiden Kanadiern Kyle Beach (28 Sp, 14+26) und Stephen MacAulay (28 Sp, 15+20) sowie dem altbekannten Lubor Dibelka (17 Sp, 6+5) nämlich drei hochkrätige Spieler in der Offensivabteilung zur Verfügung, allein die Ausbeute ihrer Torchancen ist eine kleine Katastrophe für die Löwen. Dibelka holte in den letzten 10 Spielen nur 2 Scorerpunkte, Beach schoss in den letzten 6 und MacAulay in den letzten 9 Spielen jeweils nur 2 Tore.
Diese mangelnde Chancenverwertung können auch Andreas Pauli (26 Sp, 13+17), Johannes Sedlmayr (24 Sp, 7+8), Philipp Schlager (22 Sp, 5+10) und Florian Strobl (28 Sp, 2+6), die aufgrund ihrer Erfahrung ebenfalls zu wichtigen Stützen im Sturm gehören, kaum ausgleichen. Die jüngeren Spieler wie Yannick Drews, Manuel Edfelder, Luca Tosto, Niklas Heinzinger oder Maximilian Hörmann bemühen sich redlich, aber die Last des Toreschießens tragen sie nicht.
Da treffen in Bad Tölz am Tag vor Heiligabend also zwei Teams aufeinander, bei denen es in den letzten Wochen alles andere als rund lief. Und die Tabellennachbarschaft von Bad Tölz (33 Punkte) als Tabellenzwölften und Crimmitschau (34 Punkte) als Zehnten gibt der Partie ein gewisses G´schmäckle, denn der Verlierer feiert Weihnachten auf einem Playdown-Platz – und wer will das schon!?! Und damit genau dieser Kelch an den Eispiraten vorübergeht, wird es im Oberland kaum nur auf die spielerischen Mittel ankommen. Viel mehr werden Laufbereitschaft, Zweikampfstärke und Einsatz gefragt sein, um die Punkte mit nach Sachsen zu nehmen.