Die Wände im Presseraum des Kunsteisstadions zu Crimmitschau dürften am vergangenen Freitag gewackelt haben, als die Führungsriege der Eispiraten das Team nach dem 1:6-Drama gegen Bayreuth zum Rapport antreten ließ. Es läuft im Moment nämlich so einiges nicht nach Wunsch und die Ergebnisse der letzten Wochen – 7 Niederlagen aus 9 Spielen – tun ihr Übriges. Der freie Fall der Crimmitschauer zunächst aus den Playoff-Plätzen und nun bis knapp vor die Playdown-Ränge ist in vollem Gange und sollte so schnell wie möglich aufgehalten werden.

Die erste Gelegenheit dazu erhalten die Crimmitschauer heute beim Spiel in Bad Nauheim, aber die Chancen auf Erfolg stehen nicht gerade zum Besten. Der Trend der Kurstädter ist nämlich entgegengesetzt zu dem der Eispiraten, schließlich hat das Team von Cheftrainer Christof Kreutzer aus den 7 Spielen nach der Länderspielpause immerhin 10 Punkte geholt und sich damit auf den 6. Platz vorgearbeitet, wo man nun mit 32 Punkten und 79:87 Toren zum Gejagten um den letzten direkten Playoff-Platz geworden ist.

Zusäzlichen Aufschwung dürfte den Bad Nauheimern die Rückkehr von Felix Bick (3 Sp, 2.69 GT/Sp, 92.59%, 0 SO) geben, der im letzten Jahr schon sicherer Rückhalt des ECBN war und nach einem kurzen Abstecher zu den Löwen Frankfurt nun wieder im Colonel-Knight-Stadion aufläuft. Förderlizenzler Henrik Hane und Jan Guryca rücken damit erst einmal wieder in die 2. Reihe.

Vor Bick tummelt sich eine insgesamt recht sattelfeste Abwehr, die vor allem in den letzten Spielen nur wenige Lücken offenbarte. Cracks wie Daniel Ketter (24 Sp, 1+4), Garret Pruden (20 Sp, 1+3), Steve Slaton (24 Sp, 0+3), Johannes Huß (6 Sp, 2+0) und Nicolas Geitner (12 Sp, 0+0) konzentrieren sich dabei vornehmlich auf ihre ureigenste Aufgabe: Das Verteidigen. Lediglich der nachverpflichtete Denis Shevyrin (13 Sp, 2+8) sowie der derzeit verletzte Mike Dalhuisen (NED, 17 Sp, 5+6) kurbeln auch gerne mal das Offensivspiel an.

Beim EC Bad Nauheim geht also genau andersherum zu wie bei den Eispiraten, denn in der Kurstadt bleibt es überwiegend den Stürmern vorbehalten, für Tore zu sorgen. Besonders ragen dabei die kanadischen Brüder Dustin (24 Sp, 10+18) und Cody Sylvester (23 Sp, 11+13) hervor. Die beiden wirbeln die gegnerischen Abwehrreihen gerne mal durcheinander und sind auch ein Hauptfaktor, warum der ECBN derzeit mit 27.1% das beste Powerplay der Liga stellt.

Zwei weitere Kanadier, nämlich James Livingston (22 Sp, 4+13) und Zach Hamill (7 Sp, 0+7) sorgen gemeinsam mit Andrej Bires (24 Sp, 8+13), dem unverwüstlichen Radek Krestan (24 Sp, 8+10) sowie Maximilian Hadraschek (24 Sp, 5+9), Daniel Stiefenhofer (23 Sp, 9+3) und Dennis Reimer (24 Sp, 4+6) dafür, dass nicht alles an den Gebrüdern Sylvester hängenbleibt, sondern Coach Kreutzer die Torgefahr breit fächern kann.

Maximilian Brandl (24 Sp, 2+6), Marcel Kahle (24 Sp, 1+4), Marvin Ratmann (24 Sp, 2+2) und Nico Kolb (13 Sp, 2+1) fallen in Sachen Scoring weitaus weniger auf, erfüllen die ihnen zugedachten Rollen aber so gut, dass für die Bad Nauheimer ein Platz im Tabellenmittelfeld gesichert ist und das obere Drittel stets in Reichweite bleibt.

Eines steht fest: Die Eispiraten sollten langsam mal was tun, um nicht bald mit dem Zählen der Punkte auf die Pre-Playoff-Plätze beginnen zu müssen. Und dieses „Tun“ kann nur heißen: punkten, punkten und nochmals punkten. Ob damit schon in Bad Naheim begonnen wird, kann zumindest als fraglich dahingestellt bleiben, dann die Hessen sind derzeit im Aufwind und im eigenen Stadion seit 8 (!) Spielen gegen die Eispiraten ohne Niederlage. Das altehrwürdige Colonel-Knight-Stadion ist also nicht gerade das beliebteste Pflaster für die Westsachsen. Das darf aber heute abend nicht mehr zählen – eine Reaktion muss her! Sonst dürften demnächst im Sahnpark nicht mehr nur die Wände des Presseraums wackeln…