Um die Einleitung kurz zu halten: was die knapp 2000 Zuschauer gestern Abend im Crimmitschauer Sahnpark erlebt haben, war sicherlich der bisherige Tiefpunkt der Saison 2018/2019. Ausgenommen von dieser Bewertung sind natürlich die zahlreich mitgereisten Fans der Bayreuther Gäste, für die dürfte das eine rundum stimmige Veranstaltung gewesen sein.

Crimmitschauer Defensivprobleme werden offensichtlich

Bayreuth kam mit der Empfehlung von vier Siegen in Folge, darunter Auswärtserfolgen in Bietigheim, Kassel und Dresden, nach Crimmitschau, Tabellenletzter hin oder her. Den entgegengesetzten Trend konnten die Eispiraten vorweisen: seit dem Last-Minute-Schock von Weisswasser ging bei den Rot-Weissen gar nichts mehr, gegen Kaufbeuren und in Freiburg verlor man, und aus den letzten acht Partien gab es sechs teils klare Niederlagen.

Man merkte den Hausherren zwar am Beginn der Partie an, dass sie diesen Trend stoppen wollten, aber so richtig durchdacht sahen die Angriffszüge auch in dieser frühen Phase des Spiels schon nicht aus, und so hatte der starke Brett Jaeger im Tigers-Kasten genügend Zeit, sich Selbstvertrauen für den Rest der Begegnung zu holen. Die Gäste verlegten sich auf sicheres Verteidigen und stachen dann mit schnellen Kontern zu. Konnte Brett Kilar gegen Rajala, Järvelainen und Kunz noch retten, war er dann in der 12. Minute gegen Bayreuths Verteidiger Mayr machtlos, der völlig unbedrängt von irgendeinem Gegenspieler bis vors Tor ziehen durfte und den Schlussmann zum 0:1 tunnelte. Von Abstimmung in der Eispiratenabwehr war da gar nichts zu sehen, Julian Talbot verließ sich wohl auf Philipp Halbauer und schaute interessiert zu, während sein Defender den möglichen Passempfänger am langen Pfosten zudeckte.

Zwar gestaltete sich das Schussverhältnis im Anschluss weiterhin ziemlich ausgeglichen, die weitaus gefährlicheren Aktionen konnten aber die Gäste für sich verbuchen. Und während bei den Eispiraten der Zufall die Fäden zog, Schüsse aus aussichtslosen Positionen für Jaeger leichte Beute waren, zeigten die Gäste in der 20. Minute, wie das mit dem Toreschiessen funktioniert: Rajala legte auf seinen einmal mehr ungedeckten Landsmann Järvelainen ab, der trocken abzog und Kilar, der auch nicht seinen besten Tag hatte, zum 0:2 überwand. Ein überaus gerechter Pausenstand, nimmt man einmal die Qualität der Torchancen als Maßstab.

Jaeger hält alles

Ja, im Mitteldrittel kamen die Eispiraten besser ins Match, aber das lag einfach auch daran, dass sich Bayreuth aufs Verteidigen des Zwei-Tore-Vorsprungs verlegte. Konter fuhren sie trotzdem weiter, und auch in diesem Drittel sollte Brett Kilar der einzige Goalie auf dem Eis sein, der überwunden wurde.
Die Rot-Weißen versuchten es nun eher mit Gewalt, was ja, wenn es nicht rund läuft, auch mal ein probates Mittel sein kann: Hilbrich und auch Klöpper tankten sich bis vor Jaeger durch, der war aber mittlerweile warm und ließ sich, mit all seiner Erfahrung, halt nicht einfach mit der Scheibe ins Tor schieben.
Auf der Gegenseite musste Kilar mehrfach Kopf und Kragen riskieren, vor allem in Überzahl zeigte sich ein richtiggehender Qualitätsunterschied zwischen beiden Mannschaften. Aber halt nicht so, wie man das nach dem Kaderstudium vermuten könnte: Bayreuth zog das eindeutig gefährlichere Powerplay auf, noch allerdings ohne Erfolg. Dass dabei Unterzahlkonter der Hausherren heraussprangen: geschenkt. Denn auch diese wurden selbstverständlich vergeben. Das Powerplay der Eispiraten hingegen kann man getrost unter „ferner liefen“ verbuchen, die Verunsicherung ist dem Team mittlerweile deutlich anzumerken. Und bei aller Wertschätzung für die bisherige Saison der Herren Körner und Schlenker: wenn die beiden fehlen und es sieht dann so aus wie gestern auf dem Eis, ist eindeutig noch mehr im Argen.
Es kam, wie es kommen musste: die Rot-Weißen bissen sich an Jaeger die eh schon stumpfen Zähne aus, und Bayreuth piekste zum Dritten: Newton zog in Minute 39 einfach mal von der blauen Linie ab und der Puck schlug ein.

Zum Schluß hin wird es auch noch peinlich

Dass letztlich auch der Schlussabschnitt deutlich an die Gäste gehen sollte, war nur die logische Fortsetzung des bislang Gesehenen. Und dabei hatten die Eispiraten noch mehrfach Glück, als die Gäste zu genau zielten und Pfosten oder Latte trafen.
Das große Anrennen der Westsachsen blieb ohnehin aus, es sah, genau genommen, das ganze Schlussdrittel über nicht so aus, als ob die Rot-Weißen selbst daran glaubten, noch etwas reißen zu können, optimistisches Pauseninterview hin oder her. Bayreuth wartete einfach auf die langsam ins Drittel kreiselnden Pohl, Flick oder McNally – mehr waren es meist nicht, so ausrechenbare Aktionen machen es dem Gegner auch nicht eben schwerer – und nahm den Angreifern an der Bande den Puck ab oder zwang sie, Schüsse aus aussichtsloser Position zu nehmen. Wenn die Eispiraten nicht vorher schon ins Abseits gelaufen waren oder zu viele Spieler aufs Eis brachten…
Und in den Schlussminuten der Partie schlugen die Gäste dann unbarmherzig zu und machten aus der Niederlage ein Debakel für die Gastgeber. Und man hat als Zuschauer auch nicht einmal das verstanden, denn, wie gesagt, sooo ein riesengroßes Anrennen in Richtung Jaeger gab es nun auch nicht, dass man sich in vier Minuten noch dreimal hätte einschenken lassen müssen.
Passiert ist aber ebendas trotzdem: zweimal im Powerplay, das für die Schwarz-Gelben diesmal auch auf dem Scoreboard funktionierte, und einmal im Konter. Gams, Gläser und Heider hießen die Torschützen. Und dass in der Schlussminute der Partie Rob Flick mit dem bedeutungslosen 1:6 Brett Jaeger den Shutout versaute, tat einem dann fast schon ein wenig Leid.
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