Derbyzeit im Sahnpark – endlich einmal wieder. Und nach der vermeidbaren Niederlage gegen Deggendorf und der ernüchternden Klatsche gegen Ravensburg wahrscheinlich auch gerade zur rechten Zeit. Doch Vorsicht: Mit den Wochenendgegnern Dresden und Kassel bekommen es die Eispiraten mit zwei angeschlagenen Boxern zu tun. Denn obwohl beide zwar hinter den Crimmitschauern stehen, so müssten sie vom Papier her doch eher vor rot-weiß rangieren.

Wachen sie jetzt doch langsam auf, die Dresdner Eislöwen? Zwar stehen die Landeshauptstädter nach einem wirklich desaströsen Saisonstart noch immer im Tabellenkeller, doch die Punkte haben sich zuletzt rasant vermehrt und immerhin sind es inzwischen deren 18 Zähler, die die Dresdner bei 48:64 Toren auf der Habenseite verbuchen konnten.

In 4 der letzten 5 Spiele konnte das Team von der Elbe punkten, holte 9 Punkte und besiegte keine Geringeren als Ravensburg (4:0) und Bietigheim (4:3 nV). Es rührt sich also was in der Landeshauptstadt und einen Anteil daran könnte der kanadische Coach Brad Gratton haben, der unlängst den arg glücklosen Jochen Molling ablöste. Gratton scheint das Team neu auszurichten, so dass die Leistungsstärke langsam aber sicher herausgekitzelt wird.

Das betrifft nicht nur Stammgoalie Marco Eisenhut (18 Sp, 3.18 GT/Sp, 89.67%, 1 SO), der langsam zur Vorjahresform zurückfindet, sondern auch die Abwehrreihen vor ihm, wo Jordan Heywood (CAN, 18 Sp, 4+10), Steve Hanusch (18 Sp, 2+5), Sebastian Zauner (18 Sp, 4+2) René Kramer (18 Sp, 1+3), Tomas Schmidt (18 Sp, 0+3) und Georgijs Pujacs (LAT, 14 Sp, 0+3) nach und nach die lange vermisste Sicherheit und Balance finden, um so etwas wie defensive Stabilität zu demonstrieren.

Im Angriff der Cracks aus Elbflorenz hakt es im Moment wahrscheinlich noch am meisten, denn kein Team der Liga hat weniger Tore geschossen als Dresden (48). Der Teufel steckt allerdings im Detail, denn von fehlender Torgefahr kann kaum die Rede sein, wenn Goldhelm Jordan Knackstedt (17 Sp, 10+17) und seine Adjutanten Harrison Reed (18 Sp, 5+16) und Nick Huard (CAN, 18 Sp, 7+12) auf dem Eis stehen.

Aber: Nach der Paradereihe wird es dünn. Einzig Kapitän Thomas Pielmeier (18 Sp, 8+2) kann da noch Schritt halten. Die Leistungen von Gallionsfiguren wie Alexander Höller (18 Sp, 2+3), Christian Billich (18 Sp, 2+2), Martin Davidek (16 Sp, 0+4), Steven Rupprich (16 Sp, 1+1) oder Dennis Palka (18 Sp, 0+0) sind zumindest hinsichtlich der Ausstrahlung von Torgefahr dürftig und werden unter den Fans heiß diskutiert.

So, da kommt also der aktuelle Tabellenzwölfte zum Derby in den Sahnpark. Bekommen deshalb die Eispiraten die Favoritenrolle zugeschoben? Keineswegs! Das Team der Eislöwen ist mehr als nur dieser 12. Platz und auch wenn man dem Konkurrenten aus Mittelsachsen durchaus mal etwas Kellerduft gönnt, so werden sich die Dresdner im weiteren Saisonverlauf sicherlich noch um einige Plätze verbessern. Das Potenzial ist jedenfalls da.

Es spricht also sehr viel dafür, dass sich die Fans im Sahnpark auf ein richtiges enges und umkämpftes Spiel freuen dürfen. Defensiv brauchen die Crimmitschauer wieder mehr Fokus im Vergleich zu den letzten Spielen und offensiv, ja, da ist allen bekannt, woran es hakt: Torchancen zu nutzen. Was käme gelegener, als den Knoten gegen die Eislöwen platzen zu lassen!