Zu viel Freizeit gehabt in der Länderspielpause und zuviel NHL 19 an der Playstation oder XBox gezockt? Den Gegner im leichten Level zerlegt und den Blick auf die Realität verloren? Oder war der Blick auf die Tabelle gerichtet und irgendwie verdreht? Wobei das kann eigentlich nicht sein, denn man konnte drehen wie man wollte, unten und oben waren die jeweiligen Gegner des Wochenendes! Gegen den oben kann man gewinnen, gegen den unten sollte man gewinnen! Eishockey spielen können sicherlich beide, deswegen sollte man den unten nicht unterschätzen! Und dem oben nicht nur 30 Minuten Respekt einflößen! Und das nicht im leichten Level!

Die gute Seele der Kabine namens Klaus Schietzold ist schon zu bedauern: Wäsche waschen, Aufräumen und alles, was so eine Kabinenmutti – oder eben eher ein Papi – so machen muss. Dazu kommt noch, dass er im wöchentlichen Wechsel von verschiedenen Spielern die Helme streichen muss. Zuletzt musste er wieder den Helm von Patrick Pohl zu neuem Glanz verhelfen, hatte der doch vor der Länderspielpause den verletzungsbedingten Ausfall von Carl Hudson genutzt, um das Schmuckstück zu erobern.

Zwei Wochen ohne Eishockey können auch einem Mannschaftsleiter langweilig werden lassen und so suchte sich Klaus ein wenig Beschäftigung. Und was liegt da näher, als die Restfarbe vom letzten Eimer zu verbrauchen, lag da doch noch ein Silbertablett herum. In Gold sieht das auch viel schöner aus, dachte sich Klaus.

Die Eispiratenmannschaft fand das nach ihrer Rückkehr aus der Länderspielpause auch richtig gut und lies sich gleich für das Spiel gegen den Aufsteiger Deggendorf etwas Tolles einfallen: Servieren wir doch dem Gegner mal Punkte auf einem goldenen Tablett! Nach dem ersten Drittel hatten die Gäste das schöne Geschirr offenbar noch nicht entdeckt, zu sehr waren sie mit sich beschäftigt. Aber letztlich zeigten die Eispiraten, was für tolle Gastgeber sie sein können und luden die Niederbayern ein! Bis auf die ungefähr 100 stockbetrunken feiernden Gästefans dürfte aber den meisten im Sahnpark das Gastgeschenk nicht gefallen haben. Kim Collins sah man nach dem Spiel das Tablett wohl schnell noch seiner Frau übergeben, damit es schnell aus dem Sahnpark verschwindet, und wenn sie es im eigenen Haus gebrauchen kann – obwohl – ob er es dann im kommenden Sommer ersehen kann?

Apropos Tablett – am Sonntag waren die Eispiraten zum perfekten Dinner nach Ravenschburg eingeladen. Als Vorspeise im ersten Drittel gab es – die nahe Schweiz als Inspiration nehmend – Bündnerfleisch mit Chicoree und der damit verbundenen leicht bitteren Note für die Gastgeber serviert durch Pohl und Flick. Das gab Geschmackspunkte in Form von 2 Toren für die Eispiraten. So ist das halt als guter Gastgeber. Man lässt den Gästen den geschmacklichen Vortritt, gibt sich höflich bescheiden und bereitet leicht überheblich grinsend danach den Hauptgang vor.

Zarteste Filetspitzen vom Rind an Rosmarinkartoffeln standen auf der Speisekarte. Und tatsächlich – Bissen um Bissen mundete es den Oberschwaben besser. Erst die gute Beilage bis zum Ausgleich verspeisend, nahm man sich dann genussvoll Stück für Stück das köstlich zartrosa gebratene Fleisch vor. Ein Biss (äh Schuss) präziser als der andere und als dann ausgerechnet Robbie Czarnik mit einem edlen württembergischen Haselnuss-Schnaps den Schlussakkord einprostete, war die Begegnung gedreht und Zeit für die Nachspeise.

Diese wurde wieder serviert von einem Eispirat. Diesmal war es McNally, der bei seiner (durchaus umstrittenen) doppelten Strafe genügend Zeit hatte, um in die Küche zu eilen und das Dessert vorzubereiten. So nahm er den Gastgebern nicht nur die Arbeit ab, sondern lud sie zu weiteren köstlichen Happen ein.  Kermakakku – ein saftiger Rührkuchen aus Finnland – ließen für den Ravensburger Stürmer Pikkarainen Erinnerungen an Nachmittage in der Heimat bei der Großmutter erwachen. Für ihn ein himmlischer Genuss in Form von zwei Toren, auf den die am Wochenende auf (Punkte-)Diät befindlichen Eispiraten frustriert verzichten mussten. Ravenschburg holte sich dagegen noch einen extra Nachschlag und drehte so ein 0:2 in ein 7:2..

Für den Spitzenreiter war der Abend einmal mehr ein Festessen und voller Erfolg. Sympathisch macht ihn das aber kein bisschen. Zu humorlos, zu präzise und damit zu perfekt war das Dinner in Oberschwaben. Und wer mag schon langweilige Abende mit Jiri Ehrenberger als Gastgeber? In Westsachsen jedenfalls niemand und gibt es auch noch so leckeres Essen. Eine Roster und drei Punkte im Sahnpark sind uns viel lieber!