Im Nachhinein betrachtet, war das Sachsenderby in Dresden der vorher befürchtete Krisengripfel. So richtig schön war es nicht, was die Teams inklusive der Referees aufs Eis brachten. Viele Stockfehler, Fehlabspiele grenzten das Gefahrenpotential der beiden Mannschaften doch ziemlich ein. Die Gastgeber waren dabei aber noch einen Zacken schludriger als die Eispiraten, die letztlich verdient die Punkte mit nach Westsachsen nahmen.

Eispiraten zu Beginn das bessere Team

Dresden stürmte zwar nach gewonnenem Anfangsbully nach vorne wie ein Stier in Toledo, aber mit dem ersten Puckverlust war der Dampf auch schon wieder raus, und das sehr ruhige Heimpublikum sah eine verunsicherte Gastgebermannschaft, die sich mehr und mehr von den Crimmitschauer Gästen den Zahn ziehen ließ. Auch ein zeitiges Dresdner Powerplay – davon sollten die Eislöwen von den einseitig kleinlichen Referees im Verlauf der Partie noch einige zugesprochen bekommen – änderte an dieser Verunsicherung nichts. Dass den Dresdners derart oft der Puck vom Schläger sprang wie heute abend, haben die treuesten Anhänger wahrscheinlich zuletzt zu Oberligazeiten gesehen. So war es auch gar keine Überraschung, dass Patrick Klöpper noch in eigener Unterzahl den Führungstreffer der Gäste erzielen konnte, nachdem Eisenhut prallen lassen musste.

Dem Crimmitschauer Spiel tat der Treffer natürlich gut, man konzentrierte sich auf die eigene Defensive und startete nicht all zu viele, dafür gefährliche Konter. Dresden versuchte zwar ins Spiel zu kommen, aber da ging nicht viel zusammen. Selbst ein Penalty durch Billich brachte nicht wirklich Gefahr, Brett Kilar fing den Versuch locker weg. Und so waren es immer wieder die Herren in Schwarz-Weiß, die mit kleinlichen Hinausstellungen das Toreschießen ins Rollen bringen wollten – half aber nichts, denn weder die Eislöwen noch die Eispiraten konnten ihre Powerplays nutzen.

Aufgrund der wesentlich abgeklärteren Spielweise war die knappe 1:0-Führung der Crimmitschauer zur ersten Pause aber wohlverdient.

Dresden macht Dampf, und die Ex-Eispiraten treffen

Im zweiten Durchgang waren es dann nur noch die Gäste, die auf die Strafbank mussten. Dresden nahm das dankend an und biss sich ins Match. Mittlerweile wurde es vor Brett Kilar mehrfach recht brenzlig, aber der Deutsch-Amerikaner blieb fehlerfrei und raubte den Eislöwen die ein oder andere Chance. Machtlos war er dann, als Höller zwei Meter vorm Tor frei abziehen konnte, das 1:1 zu diesem Zeitpunkt war in Ordnung, zu viel Druck hatten die Gastgeber aufgebaut. Aber, und das kennen wir auch aus Crimmitschau: wenn es einmal nicht läuft, kommt auch noch Pech dazu. Oder Glück für den Gegner. Das hatten die Eispiraten, als Carl Hudson zu einem von Eisenhut abprallenden Puck ging, die Scheibe aber letztlich vom Schläger des Dresdner Verteidigers ins eigene Gehäuse sprang, und das nicht mal aus Nahdistanz.

Aber so schnell die Führung nach dem Ausgleich wieder errungen wurde, so schnell war sie auch wieder weg: Jordan Knackstedt zeigte, warum ihm in Westsachsen doch manche eine Träne nachweinen, nahm einen klugen Pass perfekt mit und vollendete zum 2:2. Danach war es mehrfach Brett Kilar, der die Seinen mit dem Unentschieden in die Pause brachte, denn Dresden drängte auf die Führung und hätte sie zu diesem Zeitpunkt auch verdient gehabt. Klappte aber nicht, u.a. weil da ein paar Raketen früherer Jahre wie Schatten ihrer selbst das blaue Trikot durch die Gegend fahren – wir wollen uns da nicht beschweren, ist Dresdner Bier.

Witzstrafe bringt die Dresdner Führung

Was Fischer und Lenhart da in der siebenten Minute des Schlussdrittels geritten hat, nach einer Strafe gegen Christian Hilbrich. dem an der Bande seine schiere Körpergröße wohl zum Verhängnis wurde, auch noch Dominic Walsh für reine Anwesenheit rauszustellen? Wir werden es nicht erfahren. Was wir erfahren haben: dass in dieser darauf folgenden 5-vs-3-Überzahl auch das dritte und letzte Eislöwentor des Abends von einem Ex-Crimmitschauer erzielt wurde. Alexander Höller passte gut auf, wie der scharf von der Seite vors Tor gepasste Puck durch das Gewühl hindurch im Netz landete, und bekam fürs Zuschauen den Treffer gutgeschrieben.

Reingeflickt und McNallysiert

Danach dauerte es noch maximal drei, vier Minuten, und dann kam von den Gastgebern gar nichts mehr. Die Eispiraten nahmen die Zügel mehr und mehr in die Hand, die geballte Offensivpower aus den Hinterreihen schaltete sich in den Sturmlauf ein, und reichlich sechs Minuten vor Ende wurde das auch belohnt: einen sauberen schnellen Angriff über Talbot machte der in die erste Reihe beförderte Dominic Walsh mit einem Klasse-Querpass auf Rob Flick richtig scharf, und der ließ Eisenhut aus vier Metern keine Chance.

Und die Gäste blieben am Drücker: Pat McNally war es schließlich, der mal wieder zu einem Coast-to-coast-Lauf ansetzte und endlich auch einmal beim Abschluss Glück hatte: aus der Halbdistanz setzte der Defender die Scheibe in den Winkel, Eisenhut sah dabei zwar etwas unglücklich aus, da er freie Sicht hatte, aber das war den Rot-Weißen wohl recht egal. Das 4:3 brachten sie jedenfalls relativ ungefährdet über die Zeit.