Sechs is toll, das weiß so ziemlich jeder. Und wenn es sich dabei auch noch um Punkte an einem Wochenende handelt, dann geht´s einem gleich noch viel besser. So geschehen bei den Eispiraten, die die Null vom Saisonauftakt ganz weit in Vergessenheit geraten ließen.
Jeder von uns macht es regelmäßig, aber keinem gefällt´s: Im Stau stehen! Und so landeten die Eispiraten auf ihrem Weg in Bad Tölz in der unliebsamen, zähen Blechlawine.
Wenn man so im Stau steht, macht man normalerweise Dinge wie Kekskrümel aus der Mittelkonsole pulen, einen Radiosender suchen, der grad keine Werbung bringt, gelangweilt aus dem Fenster schauen oder sich über die Autofahrer neben einem aufregen, warum die gerade jetzt unbedingt auf der gleichen Straße unterwegs sein müssen.
Im Bus der Eispiraten scheint es bei einem Stau aber etwas anders zuzugehen, denn offenbar hat Coach Kim Collins die unfreiwillig längere Zeit auf dem Weg ins Oberbayerische perfekt genutzt, um eine Teamsitzung abzuhalten, die sich gleich einmal mit dem ersten Saisonsieg bezahlt gemacht hat. Den Löwen aus Bad Tölz wurde mal kräftig die Mähne geföhnt. Drei Dinge waren auf Seiten der Eispiraten ausschlaggebend: Ein fantastisch haltender Sebastian Albrecht, effektives Offensivspiel und Übersicht in der Defensive.
Ja und eine Sache auf Tölzer Seite darf man auch nicht unerwähnt lassen: Eine gewaltige Portion Unvermögen und Dusseligkeit vor dem Eispiraten-Tor. Genau die richtige Mischung für einen 3:0-Auswärtssieg und vor dem nächsten Stau ist uns nicht mehr bange.
Ja ist denn schon Play-Off? Für einen Großteil der Bietigheimer Spieler scheint dies zumindest optisch gesehen schon der Fall zu sein. Denn die Herren Corrin, McNeely und McKnight fuhren bereits am vierten Spieltag ihre Haarpracht im Gesicht auf dem Crimmitschauer Eis spazieren, vom Weihnachtsmann Shawn Weller ganz zu schweigen, weil der wird wohl irgendwann das Fell im Gesicht während eines Spiels nebenbei mit den Schlittschuhen kürzen.
Es ist sowieso nur schwer vorstellbar, wie dieses Kraftpaket als Eishockeyspieler durchgehen kann, denn vom Typ her gehört der eher in die Wälder Nordamerikas zum Abholzen der Mammutbäume, natürlich per Hand. Oder mit einem Hammer bewaffnet in den Bergbau… Aber er ist nunmal ein stählerner Eishockeyspieler geworden, der vom Erfolg geprägt ist und vielleicht deswegen den Barbier meidet, wozu auch, er wird ja eh Meister.
Schön, dass es nicht jeder so sieht, denn dann bräuchten die Steelers ja nur mal den leeren Bus an den Stadien vorbeischicken, um die Punkte einzusammeln. Denn die Eispiraten hatten am Sonntag etwas gegen die – zugegebenermaßen beeindruckende – spielerische Übermacht aus dem Ellental, und nahmen den Kampf mit ihren vorhandenen Mitteln an und kitzelten dem ein oder anderen Meisterspieler wohl nicht nur am Bärtchen, was den Steelers mit zunehmender Spielzeit merklich auf die Sackhaare ging.
Allen voran Sebastian Albrecht, der Weller und Co. zusammen mit seinen Vordermännern wohl zumindest schon mal gezeigt hat, dass es in Westsachsen für den Fall der Fälle auch Rasiermesser gibt, die bis zum Ende der Hauptrunde noch richtig scharf geschliffen werden könnten.