Die Temperaturen haben bereits mehrfach die 30-Grad-Marke überschritten, so dass viele gar nicht an den Winter denken möchten. Und während sich die deutsche Nationalmannschaft einer Randsportart eher sang- und klanglos aus einem Turnier im Land des Eishockey-Olympiasiegers verabschiedete, laufen nach einer langen und speziell im deutschen Eishockey erfolgreichen Saison die Kaderplanungen sicherlich auf Hochtouren. Und das gilt eben dann auch für die Eispiraten, die sich in der vergangenen Saison die Messlatte selbst hoch gelegt haben und damit auch logischerweise die Erwartungen der Fans für die kommende Spielzeit entsprechende Messlattenhöhe haben. Die Kaderplanung der Eispiraten ist erneut recht verhalten, der Erfolg der letzten Spielzeit ließ auch die Fans in diesem Jahr etwas ruhiger bleiben – zumindest bis zuletzt, denn so langsam ist man im Fanlager der Westsachsen angesichts der in Kürze zu erwartenden Eisflächenbereitung in Lauerstellung und wartet noch auf die ein oder andere Neuigkeit. Nichtsdestotrotz sind wir wie jedes Jahr im Sommer aber auch auf der Zweitligakarte in Eishockeydeutschland unterwegs und schauen, was die Konkurrenz so treibt:
Von wegen Sparkurs im Ellental
Wir beginnen traditionell mit dem Meister, der – wen wundert´s – einmal wieder aus dem Ellental kommt. Allerdings wurde für die kommende Spielzeit ein großer Umbruch vorhergesagt und der noch während der vergangenen Saison verkündete Abgang von Erfolgscoach Kevin Gaudet war hier der erste Fingerzeig. Der sympathische Trainerzwerg hat neue Ziele vor Augen und will diese bei den Nürnberg Ice Tigers verwirklichen. Das schwere Erbe antreten wird Hugo Boisvert, der nach 3 Jahren als Assistenzcoach in Kassel seine erste Station als Headcoach in Bietigheim-Bissingen antritt. Doch ganz aus den Augen verlieren sich die Steelers und Kevin Gaudet nicht, denn die Förderlizenzpartnerschaft mit Nürnberg kommt sicher nicht von ungefähr. Nun, wenn man die Vertragsverlängerungen von Shawn Weller, Matt McKnight, Tyler McNeely, Marcus Sommerfeld oder Norman Hauner sieht, dazu DEL-Neuverpflichtungen á la Dennis Swinnen oder Ex-Nationalspieler Nicolai Goc auf dem Spielberichtsbogen stehen werden, dann kann man den groß angekündigten finanziellen Umbruch im Ellental nicht wirklich ernst nehmen. Seine achte Saison im grün-weiss-blauen Trikot geht Sinisa Martinovic, der mit 322 Spielen nach Stürmer René Schoofs der zweitdienstälteste Steeler ist, und bildet mit Ilya Sharipov mit Sicherheit ein stabiles Goaliegespann, um mit seinen Vorderleuten die Mission Titelverteidigung anzugehen.
Gefiederte Kooperation zwischen Adlern und Falken
Unbekannte PlayOff-Glücksgefühle sorgten nur ein paar Kilometer weiter nördlich in Heilbronn für eitel Sonnenschein im abstiegserfahrenen Unterland. Die Kaderplanung ist recht weit und der Erfolgsweg soll auch nach Weggang von Coach Gerhard Unterluggauer zurück in seine Heimat Villach beschritten werden, an der Bande bleiben die Falken der Alpenrepublik treu und verpflichteten mit Alexander Mellitzer erneut einen Österreicher als Trainer. Aus der im Sommer wieder ins Leben gerufenen Kooperation mit den Adlern aus Mannheim werden die Falken sicherlich profitieren, bereits jetzt sind einige Adler-Talente mit einer Förderlizenz ausgestattet und werden für die Falken auflaufen. Eine bunte Mischung aus bisher sieben Nationalitäten dürfte angesichts der bekannten unterschiedlichen Spielweisen das Team unberechenbarer machen. Bedient wurde sich auch in den unterschiedlichsten Ligen, aus Dänemark kehrt Greg Gibson zurück in die DEL2, mit Roope Ranta und Jan Pavlu kommen gestandene Ligaspieler an den Neckar, ebenso wie der sich in der vergangenen Saison in die Crimmitschauer Herzen spielende Brock Maschmeyer, der sich letztlich leider für das Falkendress entschieden hat.
Ravensburg puzzelt neues Team zusammen
Im tiefen Süden Baden-Württembergs leckt der Lieblingsgegner der Eispiraten sicher noch immer die Wunden der Pre-Play-Off-Schmach gegen die Westsachsen. Die Tower Stars aus Ravensburg sind einmal mehr den hohen Ansprüchen der dortigen Fans nicht gerecht geworden. Verwunderlich ist es da nicht, dass einige gestandene Ravensburger Spieler wie Lukas Slavetinsky, Raphael Kapzan, Carter Proft oder Arturs Kruminsch in der kommenden Saison nicht mehr im Kader stehen. DEL2-Toptorjäger Robbie Czarnik bekommt nach seinem von den Eispiraten verpassten Klaps auf den Hinterkopf im Team von Jiri Ehrenberger eine zweite Chance in der DEL 2, die er hoffentlich nutzen wird, zu wünschen wäre es ihm. Ihm zur Seite stehen mit den beiden Kanadiern Mathieu Pompei und Olivier Hinse zwei brandgefährliche Stürmer, die wissen, wo das Tor steht. Der neue Chef in der Abwehr soll Pavel Dronia werden, der aus Frankfurt in die Puzzlestadt wechselt und vor Goalie Jonas Langmann und als Nummer 2 dem aus Bad Tölz gewechselten Michael Boehm die Hintermannschaft der Tower Stars ordnen soll. Mit bereits verpflichteten 22 Spielern hatte man in Ravensburg die Kaderplanung eigentlich schon abgeschlossen, doch der größte Coup gelang den Puzzlestädtern erst kürzlich, als man mit Andreas Driendl den DEL2-Spieler des Jahres verpflichten konnte. Die Pre-Play-Offs sollen nach zweimaligen Rausfliegen in den Vorjahren offenbar doch mit allen Mitteln umgangen werden.
Osteuropäisches Eishockey im Schwarzwald
Kommen wir zum letzten Verein der DEL 2 im Südwesten Deutschlands, den Freiburger Wölfen. Nach der überraschenden Vorsaison fand man sich im Breisgau in den unteren Tabellenregionen wieder und machte dann in mühevollen sieben Spielen gegen den Aufsteiger Bad Tölz den Klassenerhalt klar. Ein recht umfangreicher Spielerwechsel ist im Team von Leos Sulak zu bemerken, neun Spieler wurden aus dem Vorjahresteam gehalten, darunter aber Goldhelm und Lebensversicherung Nicolas Linsenmaier, Marc Wittfoth und Enrico Saccomani. Gut besetzt dürften die Wölfe auf der Goalieposition sein, denn mit Matthias Nemec konnte man den Vizemeister-Goalie aus Garmisch an die Dreisam locken, der mit dem ebenfalls DEL2-bekannten Jimmy Hertel mit Sicherheit ein starkes Duo bilden wird. Außerdem steht mit Eigengewächs Leon Meder ein talentierter Nachwuchsgoalie für seine ersten Einsätze im Profigeschäft bereit. Mit Sergej Stas, Jiri Fronk und Radek Havel kommen wie gewohnt osteuropäische Spieler neu ins Team. Ein wenig aus der Reihe fällt daher die Neuverpflichtung des US-Amerikaners Mason Baptista aus der ECHL.
Liga-Topscorer wechselt nach Nordhessen
Wir wechseln das Bundesland und schauen nach Hessen, speziell Nordhessen, wo bei den Kassel Huskies 18 Spieler für die kommende Saison fix sind. So feierte man im Lager der Fans bestimmt den Ligatransfer von Richard Mueller, der aus Garmisch-Partenkirchen wieder nach Hessen wechselt, in den Augen der Frankfurter Fans sicherlich etwas zu weit nördlich. Ansonsten wurde an der Wilhelmshöhe ein Großteil der Vorjahresmannschaft gehalten, für den nach Augsburg wechselnden Markus Keller holten die Huskies Marcel Melicherik aus Heilbronn, der mit Eigengewächs Leon Hungerecker den Kasten sauber halten soll. Vom dänischen Erstligisten Odense kommt mit Nick Walters ein Defensivspieler, der im Passpiel seine Stärken hat. Weitere Verpflichtungen sind beim Team von Rico Rossi mit Sicherheit noch zu erwarten.
Ex-DEL-Trainer in Bad Nauheim
Die Autobahn A5 südwärts kommen wir nach Bad Nauheim, wo in der vergangenen Saison endlich einmal wieder Play-Offs gespielt wurden. Zwar war nach 5 Spielen gegen Kaufbeuren für die Roten Teufel Schluss, dennoch blickte man in der Kurstadt auf eine gute Saison zurück. Nach vier Saisons verließ Coach Petri Kujala Bad Nauheim und wechselte zum Ligakonkurrent Bayreuth. Mit Christof Kreutzer steht aber in der kommenden Spielzeit ein Düsseldorfer Urgestein an der Bande, der auf fünf Jahre DEL-Erfahrung als Head- bzw. Assistantcoach bauen kann. Im Tor konnte man den Abgang von Felix Bick mit dem aus Augsburg kommenden Jonathan Boutin hochwertig ersetzen, Jan Guryca als Nummer 2 wird so langsam in die Inventarliste der Teufel aufgenommen werden. Viel Augenmerk wird sich wohl auf Neuzugang Dustin Sylvester richten, der aus der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) aus Dornbirn kommend nach Bad Nauheim wechselt.
Löwen greifen mit riesigem Kader an
Der erste Teil unseres Pre-Season-Checks endet in der heimlichen Hauptstadt Hessens. In einer hochklassigen Viertelfinalserie mussten sich die Löwen Fankfurt in der vergangenen Saison diesmal gegen den späteren Meister Bietigheim-Bissingen beugen. Die Planungen für die kommende Saison dürften beendet sein, denn es stehen 27 Spieler in der Kaderliste, kein Team der DEL2 hat so viele Spieler im Kader. Nach dem Weggang von Coach Paul Gardner wird sich zeigen, ob der junge Finne Matti Tiilikainen das Zeug hat, die Starmannschaft zu trainieren. Von den Namen her sind die Löwen einmal mehr hochkarätig besetzt, aus Mannheim kommt Verteidiger Kevin Maginot, aus Straubing Stürmer Adam Mitchell und aus Düsseldorf Eduard Lewandowski. Namen wie Maximilian Faber, Mathieu Tousignant und Felix Bick dürften in der DEL 2 ebenfalls bekannt sein. Und die Zusammenarbeit mit den Kölner Haien bringt ganze neun Spieler als Förderlizenzler nach sich, so dass die Löwen in jedem Spiel problemlos vier Reihen zusammen bringen dürften.