Mit dem Schwung der beiden Auftaktsiege gegen den Hauptrundenersten machten sich die Eispiraten erneut auf die Reise in Richtung Garmisch-Partenkirchen, um das nächste Husarenstück zu schaffen.

Personell musste Kim Collins weiterhin auf den verletzten Allen sowie den erkrankten Schietzold verzichten, jedoch konnte zumindest Robin Soudek wieder auflaufen und gesellte sich in Reihe 3 an die Seite Walshs und Kabitzkys.

Die Garmischer standen in dieser Partie bereits ein wenig mit dem Rücken zur Wand, denn die beiden Niederlagen und vor allem wie sie zustande kamen hatte sicherlich einige Fragezeichen bei den Weiß-Blauen hinterlassen. Eine weitere Pleite im heimischen Stadion konnten sich die Cracks von Toni Söderholm schlichtweg nicht leisten und gingen auch von Beginn an entsprechend engagiert zu Werke.

Zwar blieben die ersten 6, 7 Minuten ohne große Höhepunkte, doch der SCR riss die Partie zusehends an sich. Gomes hatte mit einem Pfostentreffer dabei schon eine sehr gute Gelegenheit zur Garmischer Führung.

Die Eispiraten blieben ihrer Linie aus den ersten Spielen treu und versuchten es mit der Taktik der Nadelstiche. So hatten Czarnik, Ciernik und auch Knackstedt in der Folgezeit durchaus gute Gelegenheiten,

In Führung gingen aber die Hausherren. In der eng gezogenen Verteidigungsbox der Eispiraten konnte sich Driendl durchwühlen und legte auf den aus dem Rückraumkommenden Johansson ab – Schlenker hatte ihn aus den Augen verloren – und der Schwede in Diensten des SCR konnte per Direktabnahme zum 1:0 einschießen. Die erste Führung der Oberbayern in dieser Serie – und verdient war sie auch noch, wenngleich Pohl knapp eine Minute vor Schluss die Scheibe aussichtsreich auf der Kelle hatte.

Ins Mitteldrittel starteten die Gastgeber mit Überzahl, wobei der DEL2-Spieler des Jahres, Andres Driendl, diesen Vorteil nach 70 gespielten Sekunden wieder zunichte machte, als er Vincent Schlenker strafwürdig in die Bande checkte. Und weil sich Schlenker dabei im Gesicht verletzte, musste Driendl folgerichtig mit 5+20 vorzeitig vom Eis. Die Garmischer Zuschauer waren darüber so echauffiert, dass ersteinmal alles aufs Eis flog, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst kleine Kinder entledigten sich ihrer Limoflaschen.

Die Eispiraten ließen sich davon wenig beeindrucken und versuchten bei 4 gegen 4 – Walsh zog zwischendurch eine Strafe – und dann auch bei 5 gegen 4 in stoischer Ruhe zum Ausgleich zu kommen. Allerdings war das etwas zu ruhig und behäbig, denn richtig gefährlich wurde es vor dem Tor von Matthias Nemec nicht. Man merkte dem SCR an, dass er auf der Suche nach dem Schlüssel zum Erfolg offentichtlich etwas gefunden hatte. Denn Crimmitschau kam kaum noch zu den gefährlichen Kontern, die in Spiel 1 und 2 so viel Kopfschmerzen bei Söderholm hervorgerufen haben. Zumeist sicherten zwei oder gar drei Garmischer defensiv ab, sobald Crimmitschau die Scheibe nach vorne tragen wollte.

Geknackt waren die Eispiraten aber deshalb noch lange nicht, denn in der 30. Minute schlugen sie wieder zu. Im Powerplay setzte zunächst Ales Kranjc die Scheibe an die Querlatte. Pohl nahm auf und passte scharf durch den Slot auf Ivan Ciernik, der die Scheibe locker im Tor versenkte – 1:1.

Den Westsachsen merkte man an, dass der Ausgleich enorm beflügelte bzw. stand den Garmischern die Verunsicherung nun wieder ins Gesicht geschrieben. Crimmitschau hatte bis zur Drittelpause noch eine richtig gute Druckphase, in der eine rot-weiße Führung absolut im Bereich des Möglichen lag, es bleib aber beim ausgeglichenen Spielstand nach 40 Minuten.

Der Auftakt ins letzten Drittel verlief für die Pleißestädter denkbar ungünstig, denn schon nach 2 Minuten musste Olleff auf die Strafbank und es dürfte klar gewesen sein, dass der SCR bei solch einem knappen Speilstand auf genau solche Situationen warten würde. Das Warten zahlte sich auf, denn Mueller zog ins Drittel, bediente Oakley und der konnte sich aus zentraler Position die Ecke raussuchen und zur erneuten Führung für die Bayern einnetzen.

Die Eispiraten sind aber inzwischen dafür bekannt, auch nach Gegentoren nicht aufzustecken, denn schon kurz darauf hatte Schlenker eine 100%ige Torgelegenheit. Der Torjubel blieb aber schließlich Robin Soudek vorbehalten, der in der 46. Minute von der Blauen Linie Maß nahm und die Scheibe knallhart zum 2:2 versenkte.

Soudek war es auch, der gegen Mitte des Schlussdrittels bei einem Lattenknaller das 3:2 für seine Farben auf dem Schläger hatte. Überhaupt war in der Partie, die nun wieder zusehends offen geführt wurde, der Gast aus Crimmitschau der Führung näher als die Hausherren. In den Schlussminuten drückte der SCR zwar noch einmal auf die Tube, es blieb aber beim 2:2 nach 60 Minuten, sodass die Verlängerung entscheiden musste.

Hier merkte man beiden Teams an, dass sie deutlich vorsichtiger zu Werke gingen. Keiner wollte als erstes den entscheidenden Fehler machen, weshalb die Partie ohne Höhepunkte vor sich hinplätscherte.

Irgendwann passiert aber nun mal ein Fehler und dieser sollte leider auf Seiten der Eispiraten liegen. Einen misglückten Wechsel der Crimmitschauer nutzte der SCR, um über die offene Flanke ins Eispiraten-Drittel zu kommen, Kranjc rutschte weg, konnte den Haken von Richter nicht stören und der SCR-Angreifer hatte freie Schussbahn gegen den machtlosen Kilar.

Nach knapp 68 Minuten konnte der SC Riessersee also den ersten Sieg in der Serie bejubeln und sie bejubelten ihn wie die Meisterschaft. Man merkte dem Team an, dass ein gewaltiger Druck auf ihm lag, aber auch noch liegt. Die Crimmitschauer hingegen sind noch weit über dem Soll und haben am Dienstag schon die nächste Chance, den Hauptrundensieger zu ärgern.