Es war alles angerichtet für ein Eishockeyfest im Sahnpark, und alle Eispiratenfans, die sich trotz der widrigen Wetterbedingungen zum Spiel 2 der Playoff-Viertelfinalserie gegen den SC Riessersee aufgemacht hatten, dürften ihr Kommen nicht bereut haben.
Vor der Partie gab es allerdings erst einmal schlechte Nachrichten für alle Rot-Weissen: neben dem verletzten Scott Allen mussten auch Kapitän Andre Schietzold und Robin Soudek passen, die mit Fieber das Bett hüteten. Kim Collins brachte also genau drei Reihen aufs Eis.
Auf der Gegenseite fehlten weiterhin Lubor Dibelka sowie – mit Ausnahme von Jakob Mayenschein und Maximilian Daubner – die starken Münchner Fölis in den Reihen der Oberbayern.

Was auswärts geklappt hat, geht auch zuhause

Man sollte meinen, dass nach der dienstäglichen Heimniederlage der SC Riessersee versuchen würde, mit viel Druck und Tempo das Spiel sofort an sich zu reißen. Genau das probierten die Gäste auch, aber es gelang nicht so recht. Und wie am Dienstag war der Hauptgrund dafür der Gegner. Erneut schafften es die Eispiraten, mit starkem körperlichen Spiel, konzentrierter Defensivleistung und blitzschnell vorgetragenen Kontern die Garmischer zeitig zu beeindrucken. Die nahmen das Match zwar an, aber man merkte schon, dass das einfach nicht die Art Eishockey war, die die Blau-Weissen auf Platz 1 der Hauptrundentabelle gebracht hatte. Sie wirkten irgendwie, als hätten sie an solchem Hockey nicht so viel Spaß. Schade aber auch…
Die Rot-Weissen dagegen scheinen regelrecht Bock auf dieses Playoff-Hockey zu haben. Ständig präsent, dem Gegner einen Zahn nach dem anderen ziehend, erarbeiteten sich die Hausherren bald ein Chancenplus in Durchgang 1. Dabei waren alle drei Reihen beteiligt. Erste Gelegenheiten zur Führung boten sich Olleff und Walsh, später Kabitzky und Knackstedt, der ganz knapp dran am 1:0 war, als er einen Pass vors Tor abfing und den Puck zur Billardrunde mit beiden Pfosten schickte. Selbst die – und auch heute wollen wir wieder mit Lob für die Spielführung nicht geizen – aufmerksamen und sich nicht in den Vordergrund stellenden Referees schauten sich das Ganze in der nächsten Unterbrechung nochmal auf Video an, entschieden aber richtigerweise auf „kein Tor“. Es war somit heute dem ältesten Akteur auf dem Eis vorbehalten, sich als erstes auf dem Scoreboard zu verewigen: Ivan Ciernik schloss nach einem der schnellen Konter einen blitzsauberen Querpass Knackstedts ab, wie es früher, nun ja, Ivan Ciernik halt, gemacht hätte. Kurz verzögert und rein die Maschen, Nemec hatte keine Chance.
Die knappe Führung mit in die Pause zu bekommen, erwies sich dann als gar nicht so einfach, denn die Gäste, denen der Treffer nochmal endgültig und deutlich aufgezeigt zu haben schien, dass die Serie gegen Crimmitschau noch nie ein Selbstläufer war, versuchten sofort zu antworten, zogen das Tempo an und setzten sich im Angriffsdrittel fest – beste Phase der Gäste. Aber mit einem ruhigen und jederzeit aufmerksamen Brett Kilar, einer kompromisslosen, präsenten Abwehr und zugegebenermaßen auch der nötigen Portion Glück überstanden die Gastgeber das ohne Verluste.

Riessersee wird stärker

Die Gäste ließen auch im Mittelabschnitt vorerst nicht nach und rissen das Spiel an sich, zumindest optisch. Denn dass die Gäste aus Garmisch-Partenkirchen deshalb die klareren Gelegenheiten verzeichnen konnten, kann man nicht unbedingt sagen. Sicher, Brett Kilar musste ständig auf der Hut sein, aber es war auch nicht so, dass die Blau-Weissen nun ständig frei vor dem Tor gestanden oder aus aussichtsreicher Position Schüsse abgegeben hätten, im Gegenteil. Die Defensive der Hausherren ließ etwas mehr zu, ja, aber meist so, dass Kilar gute Sicht hatte, und die Rebounds, wenn es denn welche gab, wurden Beute der Verteidigung, kompromissloses Aufräumen inklusive. Das ging so bis etwa zur Mitte des Drittels, dann wagten sich die Westsachsen auch selbst wieder mehr aus der Deckung. Und konnten sofort wieder für Gefahr sorgen: erst Maschmeyer und dann Ciernik scheiterten noch an Nemec, aber als der Oldie die nächste Chance von Jordan Knackstedt aufgelegt bekam, klingelte es zum 2:0 – kurzer Zug vors Tor und Tunnel gegen den Goalie inklusive. Der Sahn tobte, denn auch wenn die Rot-Weissen schon attraktivere Spiele geboten haben: was die Jungs da heute taktisch ablieferten, war die große Schule.

Das 2:0 nach vierzig Minuten war somit durchaus verdient, denn auch wenn die Gäste etwas mehr Spielanteile verzeichnen konnten, die Kontrolle über das Spiel blieb irgendwie immer bei den Gastgebern. Und wenn man einen Ivan Ciernik in seinen Reihen weiß, der scheinbar immer in der Endphase der Saison zur Hochform aufläuft und mit seiner Abgezocktheit Topscorer wie Mueller und Driendl in den Schatten stellte, dann fällt auch die Defensivschlacht leichter.

Warum nicht mal zu Null?

Es dauerte übrigens bis in den Schlussabschnitt, bis das erste Mal in diesem Spiel Strafen ausgesprochen wurden. Konnten die Eispiraten ihre zwei Minuten Überzahl nach Gomes‘ Vergehen noch eher dazu nutzen, etwas durchzuschnaufen – für Gefahr vor Nemec reichte es nicht – machten es die Gäste etwas später besser. Aber zum Glück auch nicht soooo gut…denn das 2:0 hatte auch nach 50 gespielten Minuten noch Bestand.

Die Zeit lief den Gästen nun schneller und schneller weg, und wer genau hinsah, konnte schon so etwas wie Frustration bei den Bayern erkennen. Sie kamen irgendwie gegen diese Eispiratenwand nicht an, egal was sie versuchten. Und wenn ihnen doch einmal etwas Blitzgescheites einfiel (Mueller, 52.), dann stand da mit Brett Kilar ein Goalie, der sichtlich im Flow war.

Als Erik Gollenbeck vier Minuten vor Ende nach einem Foul in die Kühlbox musste, traute sich SCR-Coach Söderholm auch nicht sofort, Nemec vom Eis zu nehmen. Zu gefährlich – denn immer wieder gelang es den Hausherren, die Pucks abzufangen und dahin zurückzusenden, woher sie gekommen waren. Da war sich keiner zu schade, die Scheibe einfach rauszubolzen. Erst zwei Minute vor Ende ging Nemec runter, und gleich darauf hätte es auch fast schon im leeren Tor geklingelt, Ossi Saarinen verpasste knapp. Rückkehrer Robbie Czarnik machte es allerdings gleich darauf besser, nach einem über die Bande gespielten Pass von Jordan Knackstedt ballerte der Goalgetter die Scheibe von der roten Linie aus Richtung Gehäuse, und weil ein Czarnik eben genau weiß, wo die Tore stehen, hieß es 3;0, und der Drops war gelutscht.

Tja, Freunde, damit hätten wir also das nächste Zwischenziel erreicht, es gibt noch mindestens zwei Heimspiele diese Saison im Sahnpark. Nächstes Zwischenziel: der dritte Sieg. Die Gelegenheit dazu haben die Eispiraten am Sonntag im Garmischer Olympiastadion. Riessersee wird sicher brutal darum kämpfen, nicht auch das nächste Heimspiel zu verlieren. Also heißt es wieder: taktische Vorgaben umsetzen, hart spielen, ohne Strafen zu nehmen, und den einen oder anderen Konter verwerten.

Ein Extralob geht neben dem für Shutout-Kilar, Dreifachassist-Knackstedt und Doppeltor-Ciernik an Defensivtank Will Weber. Was der hinten abgeräumt hat heute, war Wahnsinn.