Herzlich willkommen, liebes Heimrecht!
In einem Match, das aus Crimmitschauer Sicht nichts zu wünschen übrig ließ, holten sich die Eispiraten gestern abend in Garmisch-Partenkirchen den Heimvorteil in der Viertelfinalserie auf ihre Seite.
Dabei standen die Vorzeichen gar nicht einmal so gut, denn neben dem verletzten Goalgetter Robbie Czarnik, der von Robin Soudek allerdings gut vertreten wurde, und dem nicht berücksichtigten Maurice Keil fehlte den Rot-Weissen nach nur einem Wechsel auch noch Scott Allen. Der Kanadier versuchte es zwar, musste aber aufgrund einer erlittenen Trainingsverletzung passen.
Aber auch den Gastgebern ging mit den nach München abkommandierten Kevin Reich und Jakob Mayenschein sowie dem verletzten Firstliner Lubor Dibelka etliches an Qualität ab.
Die ideale Taktik
Trotzdem durfte man einen Sturmlauf des Hauptrundenmeisters erwarten. Jedoch: der kam nicht zustande. Nicht von Beginn an, nicht nach fünf oder zehn Minuten, von einigen Druckphasen abgesehen eigentlich das ganze Spiel lang nicht. Der Grund ist schnell genannt: der Gegner. Kim Collins hatte das Team von der Zugspitze genau analysiert und den Seinen zeitiges Forechecking verordnet, um dem Garmischer Spiel das kreuzgefährliche Tempo zu nehmen. Und seine Jungs hielten sich strikt an diese Vorgabe und nahmen den Gastgebern so recht schnell den Spaß am Kombinieren. Hart am Mann, mit Checks teilweise im Sekundentakt, verunsicherten die Westsachsen die Hausherren und mit zunehmender Spielzeit auch das in dieser Spielzeit so erfolgsverwöhnte oberbayrische Publikum. Dazu trugen natürlich auch die immer wieder nadelstichartig vorgetragenen Angriffe der Rot-Weissen bei, die meist mit Torabschlüssen endeten, was dem SC Riessersee doch seltener gelang.
Schlenker und Knackstedt schießen Zwei-Tore-Führung heraus
Dass bei diesen gefährlichen Angriffen der Eispiraten auch etwas herumkam, verwundert angesichts der in der Hauptrunde oft gezeigten Effektivität des Teams von Kim Collins – mit einer Quote von 9.7 Schüssen/Tor konnte sich Crimmitschau in dieser Hinsicht weit vorn in der Liga platzieren – gar nicht einmal so sehr. Die Führung erzielte mit Vincent Schlenker wieder einmal ein Spieler der Pohl-Formation, die schon in den Pre-Playoffs red hot durch die Ravensburger Verteidigung spaziert war. Ossi Saarinen behielt in der achten Minute an der Bande klug die Übersicht, ließ zwei Garmischer ins Leere laufen und bediente Patrick Pohl, dessen harte Hereingabe vors Tor Schlenker im zweiten Anlauf zum 0:1 verwertete. Die Gastgeber versuchten zwar, sofort zu antworten, kamen aber an einem viel Ruhe ausstrahlenden Brett Kilar nicht vorbei. Und als man sich aus Crimmitschauer Sicht schon über die knappe Drittelpausenführung zu freuen begann, setzten die Rot-Weissen noch einen oben drauf. Nach einer vergebenen Chance schaltete erneut Ossi Saarinen an der Bande in den Kampfmodus und eroberte die schon verlorene Scheibe zurück. Seine Rückgabe an die blaue Linie brachte der wiederum bärenstarke Elia Ostwald in Richtung Tor, Jordan Knackstedt fuhr dazwischen und fälschte den Puck in den linken oberen Winkel ab.
Knackstedt per Last-Minute-Flug zum zweiten
Die Rot-Weissen machten im Mittelabschnitt genau da weiter, wo sie aufgehört hatten: den Hausherren auf die Ketten gehen, checken, kämpfen und gefährlich kontern. Und die Eispiraten beherzigten noch etwas ganz Wichtiges: sie nahmen keine dummen Fouls, blieben von der Strafbank fern. Sicher sah das Heimpublikum das mitunter anders, aber die Checks der Gäste waren sauber, und wenn selbst der nicht eben als großzügig bekannte Referee Vogl nichts zu beanstanden hat, muss man nicht nach jeder harten, aber fairen Aktion nach Bestrafung rufen. Apropos Schiedsrichter: von unserer Seite ein dickes Lob an die Herren Vogl, Müns, Tschirner und Flad: so, wie das Spiel gestern abend geleitet wurde, wünscht man sich das eigentlich immer. Es wurde viel laufen gelassen, die Spieler auf dem Eis entschieden das Match.
Und weil das so war, und weil die Eispiraten, wie es SCR-Coach Söderholm nach dem Match ausdrückte, im Gegensatz zu seinem Team schon im Playoff-Modus angekommen waren, gelang es den Blau-Weissen auch weiterhin nicht, all zu viel Gefahr vor Brett Kilar heraufzubeschwören. Dass man Spieler wie Mueller und Driendl nicht komplett aus dem Rennen nehmen kann, dürfte klar sein, trotzdem war es schon überraschend, dass es eher die Reihe um Gomes und Rimbeck war, die ab und an Betrieb machte vor dem Eispiratentor. Den Treffer erzielten trotzdem die Gäste. Und wieder war es Jordan Knackstedt, der in Abwesenheit von Robbie Czarnik die Rolle des Torschützen in seiner Reihe übernahm. Und wieder war es die letzte Minute des Drittels. Nach einem abgewehrten Angriff schaltete der Deutsch-Kanadier am schnellsten, nahm mit der Scheibe Tempo auf und umkurvte die komplette SCR-Verteidigung wie Slalomstangen, um dem chancenlosen Nemec im Garmischer Gehäuse das Spielgerät zum 0:3 zwischen den Schonern hindurch zu bugsieren.
Immer die richtige Antwort parat
Die Rot-Weissen gingen also mit einer Drei-Tore-Führung ins Schlussdrittel, und bislang hatte nichts darauf hingedeutet, dass den Gastgebern die zündenden Ideen noch kommen würden, wie der rot-weisse Riegel zu durchbrechen sei. Es gelang allerdings trotzdem. Aber es bedurfte schon einer kleinen Abweichung vom Matchplan durch die Eispiraten, um den Hausherren endlich den ersten Treffer zu ermöglichen. Die Gäste schafften es nämlich nicht komplett, von der Strafbank fernzubleiben. Und als zunächst ein klarer Wechselfehler geahndet wurde und kurz darauf auch noch Dominic Walsh nach einem Haken zwei Minuten bekam, war es im 5 vs. 3 der als bester Spieler der Liga ausgezeichnete Andreas Driendl, der einen klugen Pass Eichingers im Netz unterbrachte. Das hätte nun durchaus ins Auge gehen können, denn die Hausherren hatten weiterhin Powerplay. Aber auch in Unterzahl verteidigten die Eispiraten grandios, Brett Kilar hielt die Pucks, die durchkamen, und so verpuffte die Zwischenoffensive Riessersees folgenlos. Und weil die beste Antwort auf ein Gegentor seit jeher darin besteht, gleich selber eins zu erzielen, wollte auch Neuverpflichtung Robin Soudek in seinem zweiten Spiel in Rot-Weiss nicht kuschen, sondern scoren. Was er in Minute 51 auch tat: nach einem Zweikampf in der Mitte des Garmischer Drittels sprang die Scheibe zum Tschechen, der nicht lang fackelte, sich schnell drehte und Nemec zum 1:4 überwand. Welch schön kalte Dusche für die Gastgeber…
Die rannten zwar weiterhin an, bissen sich aber ebenso weiterhin die Zähne an den Schränken in der rot-weissen Defensive aus. Meist kamen die Schüsse nur von außen und gut sichtbar auf Brett Kilar zu, so dass der zugreifen konnte. Das sah auch Toni Söderholm so, der schon dreieinhalb Minuten vor Ende seinen Goalie vom Eis nahm, um eventuell noch etwas reißen zu können. So richtig in Aufstellung kamen die Blau-Weissen dadurch aber nicht, im Gegenteil: die Gäste eroberten die Scheibe, Christoph Kabitzky machte fast alles richtig, tanzte noch einen Verteidiger aus und verfehlte dann aus der Distanz das leere Tor knapp. Der Gegenzug der Garmischer saß sofort. Gegen eine ausnahmsweise einmal unsortierte Eispiraten-Defensive lief Mueller auf und davon und vernaschte auch Kilar zum 2:4. Die beste aller Antworten darauf hatte dann Goldhelm Patrick Pohl parat, der beim nächsten Riesserseer Puckverlust per Empty-Net-Goal den Deckel endgültig drauf machte. Halleluja!
Am Freitag Spiel 2
Die Sahnpark-Sitzplatzkarten für Spiel 2 am kommenden Freitag waren laut Buschfunk innerhalb einer Stunde ausverkauft. Das ist meist ein ganz gutes Indiz für ein rappelvolles Crimmitschauer Eisstadion. Und genau das haben sich die Jungs um Kapitän Andre Schietzold auch verdient. Denn eigentlich gibt es nur einen Kritikpunkt nach dem Dienstagsspiel, und der ist eigentlich keiner: die Rot-Weissen haben kaum noch Luft nach oben, viel besser kann man gegen den SC Riessersee dieser Saison nicht agieren.
Mit einem Sieg können sich die Eispiraten schon einmal ein sicheres drittes Heimspiel verdienen, und das ist doch ein nächstes schönes Zwischenziel.