Das ist ja schon ein kleines Märchen… erstmals nach 2007/08 taucht im Playoff-Baum der 2. Liga wieder der Name Crimmitschau auf – dank des Gewinns der Pre-Playoffs. Und wenn die Eispiraten schon nicht die Dresdner in die Sommerpause schicken durften, so waren doch die Ravensburger mit Jiri Ehrenberger ein ebenso willkommener Gegner.

Dass Playoffs ihre eigenen Gesetze haben, gehört schon zu den Standardpredigten der Eishockeytrainer dieses Planeten. Und so war einem schon etwas mulmig, dass nach dem Hauptrundensweep der Eispiraten gegen Ravensburg, der auch das ein oder andere Quentchen Glück benötigte, nun in den entscheidenden Saisonspielen nicht plötzlich die Towerstars am längeren Hebel saßen.

Aber denkste! Mit einer schon fast lässigen Selbstverständlichkeit demonstrierten die Sachsen auch im dritten Spiel im Schussental ihre Auswärtsstärke und schossen in den ersten 40 Minuten ein 5:3 heraus, wobei es zwischenzeitlich schon 4:1 und 5:2 für die Collins-Schützlinge stand.

Das Ravensburger Operettenpublikum staunte nicht schlecht und das Team Jiri Ehrenbergers staunte fleißig mit. Da bedurfte es schon einiger wirklich unnötiger Aktionen der Eispiraten, etwa vermeidbare Strafzeiten und einer mitunter arg offensiven Spielweise, dass die Hausherren vor dem Schlussabschnitt nur 2 Tore Rückstand hatten.

Und was das für das letzte Drittel bedeuten sollte, war klar. Das Ravensburger 4:5 tat sein übriges. Zu diesem Zeitpunkt standen noch 16:59 Minuten auf der Anzeigetafel – und wie quälend lang die wurden….. So manch aufgetretene Nackenverspannung unter den Eispiraten-Fans dürfte hier ihre Ursache haben, denn der Kopf drehte sich wohl im 10-Sekunden-Takt zwischen Eisfläche und Anzeigetafel hin und her.

Die Crimmitschauer schaukelten den knappen Vorsprung aber nach Hause und die pedröppelten Towerstars wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie ihr letztes Heimspiel der Saison 2017/18 soeben beendet hatten.

Es war also angerichtet, Heimspiel, Matchball und ein gut gefüllter Sahnpark. Die Eispiraten taten auf dem Eis ihr Übriges und spielten 30 Minuten lang richtig gutes Eishockey, dem die Gäste aus Oberschwaben nicht sonderlich viel entgegenzusetzen hatten. Ein Zuckertor von Patrick Pohl sowie ein Gewaltschuss von André Schietzold sorgten für ein verdientes 2:0.

Etwas durchaus Seltenes erlebten die Fans im Sahnpark, als Gäste-Goalie Jonas Langmann binnen 15 Sekunden zweimal das Tor aus seiner Verankerung hob. Und weil es in diesem Spiel das dritte und vierte Mal war, glaubten dann auch die Schiedsrichter nicht mehr an einen Zufall und verhängten zwei Strafen gegen den Torschieber aus Oberschwaben.

Und weil davor schon zwei Towerstars Strafen absaßen, durften sich die Crimmitschauer in einem laaaaangen Powerplay, die meiste Zeit davon bei 5-3, üben.Naja, beim Üben blieb es, denn was Rot-Weiß da aufs Eis brachte, war weniger als wenig, nämlich nix. Statt eine Vorentscheidung herbeizuführen, schenkten sie den Ravensburgern neues Leben.

Gleiches vollbrachte derweil auch ein medizinisches Team im Sahnpark, das einen zusammengebrochenen Fan reanimieren konnte. Die gedämpfte Stimmung im Stadion und das Wissen, dass da gerade jemand um sein Leben kämpft, erzeugte jedoch ein wahrlich schauriges Gefühl, das unter die Haut ging. Der Dank gilt den Medizinern, die dem Zuschauer helfen konnten!

Der Schlussabschnitt stand also unter keinem sonderlich guten Stern. Die Ravensburger wurden stärker und Crimmitschau wirkte arg verunsichert, zumal die Fans auf den Rängen sich angesichts der dramatischen Umstände abseits des Eises vernünftigerweise mit Anfeuerung zurückhielten. Der Ausgleich der Towerstars war da schon fast logische Konsequenz und schlussendlich auch verdient. Dass das Spiel nicht gänzlich kippte, war wohl wieder so ein Quentchen Glück, das die Eispiraten in dieser Saison gegen Ravensburg gepachtet haben.

In die Verlängerung ging es trotzdem und da hatte das nächste zu erzielende Tor eine ganz klare Ansage parat: entweder Playoff-Viertelfinale mit Crimmitschau oder Entscheidungsspiel am Sonntag in Ravensburg. Es lief auf die Playoff-Teilnahme der Eispiraten hinaus, weil die zweimal geblockte Scheibe punktgenau auf die Kelle von Pohl sprang…. und der Rest war grenzenloser Jubel.

Und statt im Auto in Richtung Ravensburg zu sitzen, bietet so ein spielfreier Sonntag gleich die Gelegenheit, den Backcheck zu schreiben. Danke Jungs! Und jetzt habt einfach nur Spaß an der Serie gegen den Spitzenreiter Riessersee.