Sprechen wir das Ärgernis des Spieltags gleich am Anfang an, sonst würde sich die Kritik an der Leistung des Schiedsrichterquartetts durch den kompletten Spielbericht ziehen. Was sich die Herren Lenhart, Gogulla, Belitz und Kriebel gestern abend bei der Partie Crimmitschau gegen Riessersee im Sahnpark geleistet haben, war eine der skandalösesten Refereeleistungen der vergangenen Jahre. Es kommt öfters vor, dass man mit Entscheidungen nicht einverstanden ist als Fan, aber wenn sich die Benachteiligung des eigenen Teams wie ein roter Faden durch die Drittel 2 und 3 zieht, dann zweifelt man am Attribut „unparteiisch“. Strittige Szenen wurden ausnahmslos zu Ungunsten der Rot-Weissen beurteilt. Sei es die Strafe gegen Alex Roach, der strafwürdig bedrängt wurde und deshalb den Puck über die Bande bugsierte; sei es das mehrmalige Übersehen von zu vielen Spielern auf Garmischer Seite; sei es die überaus strittige Aberkennung des Tores von Will Weber; oder sei es das ebenfalls mehrmalige Übersehen von Abseitspositionen der Gäste, das im allerdeutlichsten Fall in der Folge zum Game-Winning Goal des SC Riessersee durch Driendl führte. So eindeutig sind die Eispiraten selten verpfiffen worden. Dass sich beide Coaches in der Pressekonferenz darauf beriefen, sich nicht zur Leistung der Schiedsrichter äußern zu DÜRFEN (!!), zeigt die Richtung auf. Wir hoffen, dass die Liga die entsprechenden Schlüsse zieht – ein Spieler, der solche eine Leistung abliefert, macht im nächsten Spiel aller Wahrscheinlichkeit nach den Torschusszähler und friert an der Bank fest. Eine Denkpause auch für Herren in Schwarz-Weiss sollte nichts Undenkbares sein.
Das Spiel stand für die Eispiraten unter dem Motto „Beenden der Krise“, denn mittlerweile richten sich die Blicke im Sahnpark in der Tabelle definitiv nicht mehr nach oben in Richtung der PlayOff-Plätze, sondern gen Platz 11, auf dem die Füchse aus Weisswasser einen beeindruckenden Endspurt hinlegen und (nach diesem Spieltag) nur noch acht Punkte entfernt sind. PlayDowns hat das Team nicht verdient, dazu hat es in dieser Spielzeit zu viel Spaß gemacht, aber das Leben ist kein Ponyhof, und so braucht es noch ein paar Zähler, bis das primäre Saison-Ziel Klassenerhalt in trockenen Tüchern ist. Kim Collins konnte erneut 21 Spieler aufbieten, Riessersee hatte zwei weniger dabei.
Die ersten Aktionen gehörten den Gastgebern, aber der etatmäßige Backup Kevin Reich im Garmischer Gehäuse vereitelte die ersten Chancen von Saarinen und Czarnik. Die beste Gelegenheit hatte Jordan Knackstedt, der bei einem Alleingang penaltywürdig gehakt wurde, den fälligen Strafschuss aber eher kläglich vergab. Aber auch Brett Kilar musste auf der Hut sein, denn wann immer die Herren Mueller, Dibelka und Driendl in dieser Liga das Eis betreten, lauert Gefahr. So auch gestern, die erste Reihe der Gäste setzte Akzente. Verdientermaßen fiel aber der Führungstreffer für die Rot-Weissen, denn trotzdem waren die Eispiraten das aktivere Team. Einen Schuss Elia Ostwalds von der blauen Linie konnte Reich nicht festhalten, und den Abpraller versenkte Ivan Ciernik mit all seiner Routine zum 1:0. In der Folge blieb die Partie von den Spielanteilen her ausgeglichen, beide Mannschaften waren mit viel Tempo unterwegs, sowohl Czarnik auf der einen als auch Mueller auf der anderen Seite waren ihren Gegenspielern teilweise einfach zu schnell. Das barg natürlich – wie auch ein Crimmitschauer Powerplay kurz vor Drittelende – Chancenpotential, doch Kilar und Reich hielten ihre Kisten sauber, es ging mit dem 1:0 in die Kabine.
Wie man das mit dem Powerplay besser macht, zeigte den Gastgebern dann Richard Mueller auf Seiten des Gegners in der 22. Spielminute. Schnell zog der Garmischer Goldhelm nach einem Pass ab und traf genau ins kurze obere Eck. So schnell war Brett Kilar, der relativ häufig Treffer kassiert, bei denen die Kontrahenten mit schnellem Spiel den Ort des Geschehens verlagern, nicht in der Ecke. Aber, was Lateralbewegung angeht, ist man in Crimmitschau durch die Herren Nie und Roy auch etwas verwöhnt. Daran sollte Kilar arbeiten.
Die Eispiraten zeigten aber, dass sie durchaus wussten, was die Stunde geschlagen hat, ließen sich von ihrem Spiel durch den Gegentreffer nicht abbringen und erarbeiteten sich weiter einiges an Chancen. Die hatte aber auch der SC Riessersee, so dass das Match weiterhin auf gehobenem DEL2-Niveau ablief, vor allem läuferisch. In Bedrängnis gerieten die Eispiraten dann gegen Mitte des Abschnitts, nachdem gleich dreimal nacheinander Rot-Weisse auf die Strafbank mussten. Garmisch machte viel Druck, aber hier hatte Brett Kilar seine beste Phase und zog den Gästen mehrfach den Zahn. Auf der Gegenseite gelangen den Hausherren gleich mehrere Unterzahlkonter, die aber allesamt ungenutzt blieben. Wieder über längere Zeit komplett, übernahmen die Eispiraten wieder etwas mehr die Regie auf dem Eis und belohnten sich in Minute 38 mit der erneuten Führung durch Will Webers Hammer aus der Halbdistanz. Leider hatten da die Referees noch ein Wörtchen mitzureden und verweigerten dem Treffer die Anerkennung, obwohl Scott Allen vom Gegner in Richtung Kevin Reich geschoben wurde und sich zum Zeitpunkt der Abgabe des Schusses schon wieder aus dem Torraum entfernt hatte. Es blieb also beim 1:1.
Den Start in den Schlussabschnitt erwischten dann die Gäste wesentlich besser als die Westsachsen. Konnte Kilar bei Muellers Alleingang noch grandios parieren, war er wenig später gegen Richter machtlos, der nicht energisch genug davon abgehalten werden konnte, die Scheibe mit dem Rücken zum Tor anzunehmen und aus der Drehung mit der Rückhand zu treffen. Als gleich darauf Mueller aus halblinker Position wiederum schnell abzog und damit das 1:3 erzielte, sah eigentlich alles nach Vorentscheidung aus. Zumal den Gastgebern in den nächsten Minuten auch nicht all zu viel einfiel gegen nüchtern verteidigende Blau-Weisse. Aber manchmal braucht es eben einfach nur den einen guten Moment als Dosenöffner, und es war Vincent Schlenker, dem das gelang. In der Mitte des Angriffsdrittels angespielt, zog der Stürmer trotz Bedrängnis einfach ab und erwischte Reich auf dem falschen Fuß. Eine halbe Minute später stand es dann gar 3:3, nachdem Garmisch Jordan Knackstedt vor dem Tor ganz alleine gelassen hatte und dieser die Scheibe rechts oben versenkte. Die Eispiraten wollten sofort nachwaschen und setzten Reich gehörig unter Druck. Eine Strafe gegen die Gäste war die Folge, allerdings gelang den Piraten kein gutes Powerplay, da hakt es schon seit Wochen gewaltig. Dass sie aber in diesem Powerplay das 3:4 durch Driendl eingeschenkt bekamen, war unnötig wie ein Kropf. Muellers glasklare Abseitsstellung in diesem Spielzug veranlasste die Herren in Schwarz-Weiss keinesfalls zum Eingreifen, die Rot-Weissen zeigten sich konfus in der Verteidigung und der Gamewinner Driendls war die Folge. Dass noch das 3:5 – wiederum durch Driendl – und das 3:6 Johanssons ins verwaiste Tor fielen: geschenkt, eine Folge des Öffnens der Eispiraten.
Am Freitag geht es für die Rot-Weissen gegen Bad Nauheim schon wieder weiter auf der Schlussetappe dieser DEL2-Hauptrunde. Das kann für die Verantwortlichen nur bedeuten, dem Team die Angst vor der nächsten Niederlage zu nehmen und das Geschehene abzuhaken.