Na dann gleich vorweg: ein herzliches Dankeschön geht heute von unserer Seite an den ewigen bayerischen Stinksack Josef Frank, gegen den man sich manchmal einen der Marke Tie Domi im eigenen Team wünscht. Nachdem die Herren Apel und Lenhart in den ersten fünfzig Minuten des Matches dem wohl unbeliebtesten Spieler der Liga mehrfach seine allseits bekannten Aktionen durchgehen ließen, schickten sie Frank in der Schlussphase gleich dreimal aufs Sünderbänkchen, die Tore zum 2:4 durch Ivan Ciernik, zum 3:4 durch Patrick Pohl und zum 5:4-Endstand durch Ossi Saarinen für vorher fast klinisch tote Eispiraten waren die Folge. Und so holten sich die Eispiraten in einem ihrer schlechtesten Saisonspiele mit viel Glück noch zwei Punkte, während Franks Teamkollegen nach einem starken Auswärtsauftritt mit nur einem Punkt nach Hause fahren. Danke, Beppo!

So viele Eispiraten wie noch nie in dieser Saison

Nachdem die Rot-Weissen wochen-, ja monatelang zu tun hatten, drei Reihen voll zu bekommen, entspannt sich pünktlich vor den Weihnachtsfeiertagen die personelle Lage für Kim Collins. Einzig Danny Pyka musste nach wiederholten Rückenbeschwerden erneut passen, Will Weber, Christoph Kabitzky und Elia Ostwald standen wieder auf dem Eis. Dazu kam erstmals in dieser Spielzeit Unterstützung aus Wolfsburg, per Förderlizenz absolvierte Alexander Karachun die ersten 63 Sahnparkminuten eines Grizzlies in der Saison 2017/2018. Das kann im Hinblick auf das Mammutprogramm der Liga in den nächsten Wochen nur gut sein.

Ausgeglichenes erstes Drittel

Zu Beginn der Partie waren es die Hausherren, die die ersten Akzente setzten: Pohl und Schietzold prüften Mechel im Tölzer Gehäuse, ein Überzahlspiel der Westsachsen brachte allerdings nicht die erhofften Szenen im Angriffsdrittel. Mit Ablauf der Strafe zeigten die Gäste schon einmal auf, wie sie sich das heute im Sahnpark vorgestellt hatten: schon die Crimmitschauer Verteidiger wurden aggressiv angelaufen, so dass den Rot-Weissen der Spielaufbau mehr als schwer gemacht wurde. Zudem hatten die Löwen in Goldhelm Schlager einen unermüdlichen Antreiber, der einiges an Chancen für seine Mitspieler kreierte. Dennoch waren es die Hausherren, die als erste jubeln konnten: nach einem starken Einsatz Karachuns an der Bande konnten die Rot-Weißen den Gästen den Puck abluchsen, Pohl schaltete schnell und bediente den frei stehenden Saarinen, und der Finne beendete seine einmonatige Torflaute und versenkte die Scheibe im Kreuzeck. Hielt aber nicht all zu lange, die Führung: denn fast im Gegenzug führte ein Konter der Löwen zum Ausgleich. St. Jacques traf sicher gegen Kilar. Und dieses 1:1 nach zwanzig Minuten war denn auch leistungsgerecht, denn einerseits verstand es Crimmitschau nicht, ein erfolgversprechendes Kombinationsspiel aufzuziehen, andererseits bissen sich die Tölzer regelrecht ins Spiel.

Ein Drittel zum Vergessen, mit zwei Gegentoren gut bedient

Was dann in den Minuten 21 bis 40 folgte, kennt man aus früheren Crimmitschauer Zeiten als das Katastrophendrittel. Bad Tölz hatte wohl Blut geleckt und kam weiterhin mit viel Biss aufs Eis, verstand es dazu noch, ein Chancenplus herauszuspielen. Ab der 24. Minute spielten eigentlich nur noch die Gäste, man schnürte die Gastgeber in ihrem eigenen Drittel ein und deckte Kilar mit Schüssen zu. Zum Glück war der Eispiratengoalie wieder gut drauf und hielt die Seinen lange im Spiel. Seine Vorderleute hingegen brachten gar nichts mehr auf die Reihe, es kamen keine Pässe an, es wurden reihenweise falsche Entscheidungen getroffen, die Torschüsse konnte man an einer Hand abzählen, weil die Rot-Weissen auch einfach gar nicht zum Schiessen kamen. Versuchten sie es mit Pass-Spiel, bekamen die Tölzer einen Schläger dazwischen oder hingen wie die Kletten am Mann; versuchten sie, den Puck tief zu spielen, waren die Gäste eher an der Scheibe und behaupteten diese auch. Je länger das Drittel dauerte, um so selbstbewusster traten die Löwen auf, und um so grausliger sah das Spiel der Eispiraten aus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das auch auf der Anzeigetafel niederschlug. Routinier Kathan war es schließlich, der die überaus verdiente Führung der Gäste erzielte: einen starken Rückpass verwandelte der Oldie sicher. Und damit nicht genug: drei Minuten später lenkte Vihko einen Schlagschuss unhaltbar in Kilars Tor ab, es stand 1:3. Hätten die Buam nicht kurz darauf einen Unterzahlkonter verdaddelt, wären die Messen vielleicht schon gelesen gewesen. So ging es mit dem 1:3 in die Pause, und dafür konnten die Eispiraten sich eigentlich noch bedanken. Dass vor allem in diesem Abschnitt die Herren Apel und Lenhart mit zweierlei Maß arbeiteten, mag als Randnotiz erwähnt werden, ausschlaggebend für den desaströsen Auftritt der Westsachsen war es nicht. Ob nach einer bislang sehr ansprechenden Saison deshalb schon Pfiffe im Sahnpark berechtigt waren, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Kornellis 1:4 macht eigentlich alles klar. Eigentlich…

Tölz machte im Schlussabschnitt nicht den Fehler, sich aufs Verteidigen des Zwei-Tore-Vorsprungs zu beschränken. Die Buam machten weiterhin Druck auf Kilars Gehäuse, den Eispiraten fiel weiterhin nichts ein. Das ging locker bis zur 50. Minute so, in der Zwischenzeit hatte Kornelli nach klugem Zuspiel des auffälligen St. Jacques sogar das 1:4 erzielt. Dass das nicht die endgültige Entscheidung sein sollte, glaubten die wenigsten Zuschauer im Sahnpark und an den Bildschirmen daheim. Und dann kam, wie eingangs erwähnt, die Josef-Frank-Zeit. In der 54. Minute nutzte Routinier Ivan Ciernik mit einem platzierten Schuss das erste Überzahlspiel des Drittels zum vermeintlichen Ehrentreffer. Danach sah man den Hausherren schon an, dass sie es noch einmal mit aller Kraft probieren wollten. Es hätte auch fast das nächste Powerplay als gute Gelegenheit zur Aufholjagd gegeben, aber Christoph Kabitzky hatte sich nach einem Bandencheck Schlagers nicht im Griff und musste mit hinaus. Den Löwen sah man mittlerweile trotzdem an, dass ihre Spielweise in den ersten fünfzig Minuten viel Kraft gekostet hatte. Beppo Frank wollte das auf seine ureigene Art kompensieren und gab Jordan Knackstedt vor dem eigenen Tor einen Stockcheck gegen den Kopf mit, was der sich nicht gefallen ließ. Zur Strafe gingen beide auf die Strafbank, aber die Eispiraten hatten den besseren Deal gemacht. Denn Tölz, das von vornherein nur mit vier Verteidigern angetreten war, gingen dadurch die Defensivkräfte aus. Als auch noch Chris St. Jacques nach einem nicht so cleveren Halten hinaus musste, gelang Patrick Pohl von der blauen Linie aus das 3:4. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kim Collins schon eine Auszeit genutzt und Brett Kilar aus dem Kasten genommen. Viel Zeit blieb den Rot-Weissen trotzdem nicht mehr. Und doch gelang das kleine Wunder: der weich geschossene Mechel ließ vierzehn Sekunden vor Schluss – Kilar war wieder draußen und Bad Tölz hatte einen Konter aufs leere Tor mit einem klaren Abseits versemmelt – einen Schuss von Scott Allen passieren.

Saarinen nutzt das Momentum

In der Verlängerung ging es dann weiter wie gehabt: Tölz fand kurzzeitig seinen Biss wieder, Beppo Frank dachte, er muss noch einen draufsetzen und polterte Maschmeyer mit Anlauf in die Bande. Gefundenes Fressen für nun heiße Eispiraten: einen Unterzahl-Angriffsversuch der Buam fingen Knackstedt und Kranjc ab, schickten den schnellen Saarinen auf die Reise, und der wackelte Mechel zum umjubelten 5:4 aus. Herzlichen Glückwunsch zum Comeback des Jahres!