Das Positive vorweg: die Rot-Weissen haben endlich wieder angefangen, Tore zu erzielen. Dass fünf davon gegen den Tabellenführer aus Bietigheim nicht ansatzweise für Punkte reichen, ist die Kehrseite der Medaille.
Bietigheim macht früh die Fronten klar
Wow! Was war das für eine Vorstellung, die die Steelers im ersten Drittel abgeliefert haben? Da muss man auch als gegnerischer Fan neidlos anerkennen, dass das eine ganz starke Truppe ist, die Kevin Gaudet hier aufs Eis geschickt hat. Es dauerte nur etwa zwei Minuten, dann nahmen die Gäste im Sahnpark das Heft in die Hand. Angriff auf Angriff rollte auf Brett Kilar im Eispiratengehäuse zu, ohne dass die Hausherren auch nur im entferntesten Zugriff auf das Spiel erhielten. Kaum war der Puck in höchster Not geklärt, schon rollte die nächste grün-weiße Welle. Dass das nicht lange gut gehen konnte, war ziemlich klar. Schon nach knapp vier Minuten lagen die Eispiraten hinten, McNeely hatte den Schläger punktgenau in einen Schuss von Auger gebracht, und der Puck schlug im oberen rechten Winkel ein. Danach kamen auch noch Strafen gegen die Gastgeber hinzu, erst musste Schietzold aufs Sünderbänkchen, kurz nach Ablauf der Strafe durfte Gollenbeck Platz nehmen, weil gleich sechs rot-weiße das Eis bevölkerten. Fünf Sekunden später stand es 0:2, erneut hatte McNeely getroffen. Danach ließen es die Gäste etwas ruhiger angehen, das ermöglichte es den Eispiraten, sich zu sammeln. Erste Annäherungen an Sharipovs Tor waren die Folge.
Eispiraten werden mutiger, aber die Steelers schlagen eiskalt zu
So hatten die Rot-Weißen Chancen durch Schlenker und Maschmeyer, Sharipov blieb aber ruhig und konnte klären. Es war dann diese Phase, wo man sich als Crimmitschauer auch langsam mal wieder etwas mehr Glück mit den Schiedsrichtern wünschte. Mehrere Stockschläge der Gäste blieben ungeahndet, trotzdem schafften es die Westsachsen, mehr und mehr Gefahr zu erzeugen. Beste Chance war ein Pfostenschuss Pohls. Aber man muss auch fast schon bewundern, wie cool die Gäste das dann lösten. Als sie merkten, dass das Heimpublikum langsam wieder ins Spiel kam, fuhren sie mehrere brandgefährliche Konter, zogen kurz das Tempo an. Und in der 17. Minute war es dann so weit: Borzecki war es diesmal, der abzog, und McKnight hielt die Kelle rein und traf. Auger, Borzecki oder Sommerfeld auf irgendeinen Mäck, und der fälscht ab – dieses erfolgreiche Prinzip sollte sich durchs ganze Spiel durchziehen. Wenig später lag die Scheibe gar erneut in Kilars Tor, zum Glück erkannten Kannengießer und Vogl im zur Entscheidungsfindung herangezogenen Review, dass vorher das Gehäuse schon aus der Verankerung gehoben war, sonst wäre das Startdrittel mit 0:4 an die Steelers gegangen.
Eispiraten stecken nicht auf
Erneut waren es im Mittelabschnitt die Gäste, die vorlegten. Während Pohl bei seinem Versuch das Glück nicht hold war, gelang Hauner im direkten Gegenzug ein Billardtor mit der Rückhand, nachdem die Steelers die neutrale Zone wieder einmal in irrwitzigem Tempo überbrückt hatten. Kann man nur lernen von…
Aber nun kam auch die Phase, die dieses Spiel deutlich von dem vor Wochenfrist in Kassel unterschied: die Eispiraten machten nämlich weiter, bissen sich bis vor Sharipovs Tor und belohnten sich endlich auch. Die verbesserte zweite Reihe war für das 1:4 verantwortlich, Pohl versuchte es erneut und diesmal traf der Center verdientermaßen. Als wenig später Sharipov neben dem Tor die Scheibe versprang, war es der heute auffällige Gollenbeck, der das nutzte, den Goalie noch umkurvte und zum 2:4 traf. Damit war auch der Sahnpark schlagartig wieder laut. Die Rot-Weißen auf dem Eis hatten auch Lunte gerochen und setzten die Gäste zunehmend unter Druck. Die allerdings spielten das defensiv ziemlich abgebrüht, überstanden die Druckphase schadlos und setzten dann selber wieder Nadelstiche, die richtig wehtaten.
Abgebrühte Gäste stellen den alten Abstand wieder her
Einen Fehler Halbauers an der Bande nutzte McNeely mit seinem dritten Treffer des Abends zum 2:5, als er dem in dieser Situation unglücklich wirkenden Kilar die Scheibe durch die Beine trudeln ließ. Und als sei das noch nicht genug, versenkte kurz darauf Sommerfeld in Pistilli-Manier den Puck per Schlagschuss aus der Halbdistanz im Kreuzeck. Damit war der alte Abstand wieder hergestellt, und die Steelers konnten beruhigt zum Pausentee entschwinden. Aber die Eispiraten ließen die Köpfe noch nicht hängen, die Körpersprache passte. Auch wenn dieser Doppelschlag kurz vor der Sirene erst einmal verdaut werden musste…
Gutes letztes Drittel der Hausherren macht Hoffnung
Im Schlussabschnitt gab es dann recht schnell eine Premiere im Sahnpark, nämlich Scott Allens erstes Tor als Eispirat: nach einem schönen Move schoß der Neuzugang quasi um den Steelers-Verteidiger herum zum 3:6 ins Netz. Und auch den nächsten Treffer erzielten die Hausherren: Pohl schoss freistehend von der blauen Linie, und Maschmeyer fälschte vor dem Tor ab, ein Tor nach Steelers-Machart mit umgekehrten Rollen zwischen Stürmer und Verteidiger also, aber so lange dabei Tore fallen…
Aber wie das so ist mit der Hoffnung: geht es gegen Teams wie die Steelers, muss man darauf gefasst sein, dass diese eine gute Antwort auf solche Gegentreffer parat haben. Hatten sie auch: diesmal war es Sommerfeld, der die Scheibe vors Tor brachte, und McKnight traf mit einer dieser punktgenauen Deflections in den Winkel. Aber die Eispiraten gaben sich immer noch nicht geschlagen: Sharipovs Tor wurde weiter unter Beschuss genommen, und in der 56. Minute konnte endlich auch Crimmitschaus Goldhelm Knackstedt wieder einmal jubeln. Schön freigespielt vom für sein erstes Spiel doch recht auffälligen Allen, traf er zum 5:7. Das versetzte Kim Collins sogar in die Lage, mit dem Mute der Verzweiflung Kilar kurz vor Ende aus dem Tor zu nehmen. Half leider nichts, im Gegenteil: Zientek erzielte kurz vor Schluss das 5:8.