Die Eispiraten befinden sich weiter im Sinkflug. Nach einem sehr ordentlichen ersten Drittel beim heutigen Nachmittagsspiel in Kassel brachen die Rot-Weissen im Mittelabschnitt komplett ein, ließen fünf Gegentore zu und waren in diesen vermaledeiten zwanzig Minuten kein ernsthafter Gegner für die heimischen Schlittenhunde. Auch wenn das Schlussdrittel wieder ausgeglichenere Verhältnisse sah, musste der mittlerweile für Brett Kilar ins Match gekommene Clemens Ritschel noch zweimal hinter sich greifen, während auf der Gegenseite Markus Keller einen Shutout feiern konnte. Das hatten sich die per Buskonvoi durchs verschneite Deutschland angereisten 350-400 Crimmitschauer Anhänger sicherlich anders vorgestellt.

Die rot-weisse Personalsituation

Im Eispiratenkader fehlten neben den Abgängen Roy und Keil weiterhin die verletzten Danny Pyka und Christoph Kabitzky. Neuzugang Scott Allen konnte noch nicht mitwirken. Damit standen Kim Collins wiederum nur 16 Feldspieler zur Verfügung, ein klarer Nachteil gegenüber den mit sieben Defendern und vier kompletten Sturmreihen angetretenen Hausherren.

Starkes erstes Drittel weckt Hoffnung

Die Westsachsen starteten hellwach in die Partie, hielten vor allem defensiv die Huskies weitgehend vom eigenen Gehäuse fern. Schon in der neutralen Zone wurden viele Angriffe der Gastgeber zumindest ins Stocken gebracht, die Angriffsmaschinerie der Nordhessen stotterte. Lediglich eine Großchance durch den allein gelassenen Pimm ließen die Eispiraten in den ersten zwanzig Minuten zu, selbst in Überzahl fiel den Huskies nicht all zu viel ein. Auf der Gegenseite zollten die Angreifer der Rot-Weissen der defensiven Grundausrichtung Tribut und mussten für ihre Gelegenheiten hart arbeiten. Trotzdem gelang es, Keller im Gastgebertor ganz gut zu beschäftigen, der DEL-erfahrene Routinier zeigte sich aber von seiner starken Seite und fing relativ gelassen alles weg, was auf sein Gehäuse kam. Das 0:0 zur Pause hatten sich die Sachsen redlich verdient, in der Torschuss-Statistik lagen sie sogar leicht vorn.

Kompletter Einbruch im Mittelabschnitt

Es dauerte gerade einmal 38 Sekunden, da nahm das Unheil seinen Lauf: Ex-NHLer Wisniewski konnte nach einem Konter den zweiten Rebound in die Maschen setzen, nachdem es den rot-weissen Verteidigern nicht gelang, die Scheibe zu klären. Wenig später reichte den Gastgebern ein gewonnenes Bully im Angriffssdrittel und eine Direktabnahme Heinrichs zum Ausbau der Führung. Die Gäste zeigten sich geschockt, nach vorn ging gar nichts mehr, hinten brannte es im Minutentakt lichterloh. Kassel roch Lunte und baute den Vorsprung im Vier-Minuten-Rhythmus aus: der überragende McGrath, an insgesamt sechs Treffern beteiligt, erzielte das 3:0, das vierte und fünfte Tor waren dann Powerplaytreffer durch Meilleur. Sicherlich war das 5:0-Zwischenergebnis über die gesamten 40 gespielten Minuten zu hoch, aber es zeigt deutlich, woran das Crimmitschauer Spiel derzeit krankt: nach vorne gelingt wenig bis gar nichts, zumindest nicht beim Torabschluss, und in der Defensive reichen ein bis zwei Gegentore, um die anhaltende Verunsicherung fast panisch erscheinen zu lassen.

Eispiraten fangen sich, aber ein Treffer gelingt ihnen nicht

Man muss den Rot-Weissen zugute halten, dass sie sich in den letzten zwanzig Minuten wieder mehr aufs Eishockeyspielen besannen und sich vor der großen Anzahl mitgereister Anhänger nicht weiter vorführen ließen. Diese ließen sich ihre Enttäuschung nicht anmerken und feuerten ihr Team weiter bedingungslos an. Trotzdem hatte Markus Keller im Gastgebertor keine all zu große Mühe, seinen ersten Shutout der Saison zu sichern. Zwar hatte er dazu etwas mehr zu tun als im Drittel zuvor, aber Czarnik, Schlenker oder Pohl scheiterten allesamt. Es geht halt auch einfach nichts rein derzeit bei den Schussversuchen der Eispiraten. Vor allem die bisher in der Saison überragende erste Reihe wirkt überspielt, auch ein wenig frustriert, heute schlug sich das auch in der Plus/Minus-Bilanz nieder, die Tore der Huskies schoss fast ausnahmslos die Reihe um Evan McGrath, gegen die Knackstedt und Co. gestellt wurden. Zwei Treffer erzielten die Gastgeber trotzdem noch in diesem Schlussabschnitt, diesmal allerdings schon gegen den seit Beginn des Drittels fangenden Clemens Ritschel: erst ballerte Michael Christ die Scheibe von der blauen Linie ins  Netz, dann war es kurz vor Schluss noch einmal McGrath himself, der einen Abpraller in die Maschen bugsierte.

Der Ausblick

Es wird nicht leichter für die Eispiraten, denn mit den Bietigheim Steelers kommt am Freitag der nächste Hochkaräter in den Sahnpark, das Team von Kevin Gaudet ziert fast schon gewohnheitsmäßig die Spitze der DEL2-Tabelle und ist nicht dafür bekannt, Aufbaugegner für angeschlagene Teams zu sein. Am Sonntag müssen die Crimmitschauer dann ins Breisgau, wo mit den Freiburger Wölfen ein Kontrahent wartet, gegen den heute zum Beispiel der haushohe Favorit aus Frankfurt zuhause die Segel streichen musste. Wollen sich die Rot-Weissen zeitnah aus ihrem Zwischentief befreien, wäre die Partie in der Franz-Siegel-Halle ein guter Termin dafür. Ihrem guten Saisonstart sei Dank: noch befinden sich die Eispiraten über dem Strich in der Tabelle. Soll es so bleiben, müssen bald mal wieder Punkte her, egal wie.