Hat eigentlich irgendjemand mitgekriegt, dass letzte Woche Länderspielpause war? Wir nicht, denn die Eispiraten haben am vergangenen Wochenende einfach mal da weitergemacht, wo sie vor zwei Wochen aufgehört haben.

Ein bisschen gruselig wird einem als ETC-Fan ja schon, wenn man an Kaufbeuren denkt. Da steckt im Hinterkopf nicht nur das mit Bauzäunen und Stahlseilen auf Sichthöhe durchzogene Kabuff namens Eisstadion am Berliner Platz, sondern auch die dürftige Bilanz der Crimmitschauer von 10 Niederlagen aus den letzten 12 Fahrten ins Allgäu. Der letzte Erfolg einer Crimmitschauer Mannschaft datiert aus grauer Vorzeit, nämlich der Saison 2014/15.

Aber in Kaufbeuren ist bekanntlich alles neu, ein schmuckes Stadion ist da entstanden und die Frage der Fragen war natürlich: Neues Stadion – altes (ETC-)Leid? Leidvoll war es erstmal nur für die Kaufbeurer, die sicherlich schlechtere Crimmitschauer Teams als Gäste im heimischen Stadion in Erinnerung hatten und mit dem 1:1 nach 20 Minuten gut bedient waren. Hätte man die Kaufbeurer Spieler vor eine rote Wand gestellt, sie wären wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, so rot angelaufen und geschmeichelt dürften sie angesichts des Spielstands gewesen sein.

Aber die Joker sind in Sachen Eishockey auch nicht auf der Brennsuppn dahergeschwommen und so konnten sie mit dreifacher finnischer Gelassenheit das Zepter im Mitteldrittel in die Hand nehmen. Laaksonen, Karevaara und Blomqvist sorgten für erhöhten Puls auf Seiten von Rot-Weiß. Gut nur, dass Papa Ivan die ESVK-Führung mit einem Onetimer aus dem Stand ausgleichen konnte.

Der Schlussabschnitt hatte es dann wirklich in sich. Führung Kaufbeuren – Ausgleich Crimmitschau – Führung Crimmitschau – Ausgleich Kaubeuren. Hitchcock wäre blass geworden vor Neid. Zwei verdammt stark herausgespielte Tore der Eispiraten reichten leider nicht, da vor dem eigenen Tor die Zuordnung nicht ganz stimmte. Mychal Monteith, der seinen Vornamen wohl den nicht vorhandenen Scrabble-Künsten seiner Eltern zu verdanken hat, riss den Crimmitschauern den gar nicht mal unverdienten 3-Punkte-Sieg kurz vor Ende doch noch aus der Hand.

In der Verlängerung nutzte der Kaufbeurer Seppl Lewis dann die Gunst der Stunde zum 5:4. Die Eispiraten mussten sich aber nicht grämen, schließlich zeigten sie ein klasse Spiel und holten obendrein den einzigen Auswärtspunkt des Spieltags! Und der sollte noch wertvoll werden!

Die beiden fairsten Teams der Liga traten am Sonntag im Sahnpark gegeneinander an. So weit so gut, doch was die Eispiraten insbesondere mit dem SCR-Goalie Matthias Nemec veranstalteten, hat mit Fairness wenig zu tun, ballerten die Hausherren diesen vor allem im ersten Drittel die Pucks nur so um die Ohren, dass dieser wahrscheinlich die ganze Woche damit zu tun hat, mit Rouge und Makeup die grünen und blauen Flecken zu kaschieren, die ihm die Einschläge von Knackstedt & Co. bescherten. Möglicherweise gefiel das aber auch diesem Masochisten im Tor der Garmischer, denn anders ist die gute Leistung des SCR-Goalies kaum zu erklären.

Eine andere Theorie wäre, dass es im Alpenland wenig gute Physiotherapeuten gibt und sich Nemec kurzerhand selbst therapiert, was daraus bestand, sich möglichst viele Schüsse auf den Wanst ballern zu lassen, um eventuelle Verspannungen zu lösen. Die rot-weißen Therapeuten taten ihrerseits alles, um Nemec bei seinen Problemen – oder eben auch seinen Neigungen –  zu helfen, ließen selbst die Klangtherapie mit Hilfe von viermaligen Pfostenschüssen nicht aus.

Auf jeden Fall waren die Muskeln nach ca. 50 Minuten weich, die Haut vielleicht auch gut gefärbt oder aber auch Befriedigung eingetreten, sodass Nemec dann doch mal einen Puck passieren ließ – und dann noch einen. 2:1 Crimmitschau und die vom krass lauten Publikum verursachten Schallwellen dürften auch den allerletzten Knochen des SCR-Goalies in Wallung gebracht haben.

Nach einem echten Spitzenspiel, in dem sich die Eispiraten nun wohl endgültig als Spitzenmannschaft outeten, rückten dann der Punkt aus Kaufbeuren nochmal in den Mittelpunkt, denn mit 4 Zählern am Wochenende waren die Eispiraten das erfolgreichste Team der Liga. Der Lohn heißt Platz 4 und wer schaut eigentlich jetzt noch auf den 11. Platz?!