Man muss es so deutlich sagen: im zweiten Drittel fühlte man sich als Eispiratenfan in die letzte Saison zurück versetzt. Sah man bis dahin zwar überlegene Steelers, konnten sich die Rot-Weissen aufgrund ihrer effizienten Spielweise zumindest auf dem Scoreboard schadlos halten. Aber dann brach es herein, und es war nicht einmal die individuelle Klasse der Gastgeber, die den Westsachsen innerhalb von ein paar Minuten das Genick brach, es waren die eigenen katastrophalen Fehler, die die Gastgeber zum Toreschiessen geradezu einluden. Das reichte den Steelers dann locker für den souveränen Heimsieg.

Zehn kleine Eispiraten…

Es werden immer weniger auf dem Crimmitschauer Spielberichtsbogen. Nach den längerfristigen Ausfällen von Will Weber und Dominic Walsh musste Kim Collins in Bietigheim auch auf Maurice Keil, Ole Olleff und Danny Pyka verzichten, so dass man sich wirklich langsam an das alte Kinderlied erinnert fühlt. Die Eispiraten brachten damit beim Tabellenführer keine drei kompletten Reihen mehr aufs Eis. Im Ellental sah es aber, der Fairneß halber, nicht viel besser aus, aber wenigstens hatte Kevin Gaudet einen Spieler mehr zur Verfügung.

Überraschende Führung, schneller Ausgleich

Wie zu erwarten, präsentierten sich die Gastgeber von Beginn an als das bessere Team. Schnell erzielte Bietigheim ein Übergewicht auf dem Eis und kam auch zu ersten Chancen, erst recht, als nach dreieinhalb Minuten der erste Rot-Weisse auf der Strafbank Platz nehmen musste. Die Eispiraten überstanden aber mit einem starken Olivier Roy zwischen den Pfosten diese Druckphase und durften kurz später ihrerseits Überzahl spielen. Mit Ablauf der Strafe stellte dann Andre Schietzold, der einen Schuss genau im Kreuzeck platzierte, den Spielverlauf auf den Kopf. Bietigheim ließ sich davon aber gar nicht beeindrucken, spielte weiter druckvoll und schnell, mit sicheren Pässen. Der Ausgleich durch Hauner war nur eine Frage der Zeit, mehr Treffer gelangen den Hausherren allerdings nicht. Dass die Eispiraten mit dem 1:1 in die Pause kamen, nun, nennen wir es Effizienz.

Wenn die Leistungsträger patzen

Wenn an diesem Abend auf Seite der Westsachsen eins gut funktionierte, dann war es das Powerplay. 27 Sekunden waren gerade einmal gespielt, da knallte Jordan Knackstedt in Überzahl die Scheibe unbedrängt aus der Halbdistanz in die Maschen, und man durfte fast von einem zweiten Frankfurt träumen, derart viel hatten zu diesem Zeitpunkt die Eispiraten aus ihren wenigen Chancen gemacht. Aber Träume platzen manchmal, und dieser sehr, sehr schnell. War der postwendende Ausgleich durch McNeely noch eine Eigenproduktion der Gastgeber, kann man die Treffer drei, vier und fünf getrost unter Gastgeschenk verbuchen. Ostwald, Knackstedt, Ciernik – in dieser Reihenfolge patzten drei Leistungsträger der Rot-Weissen in Kleinschülermanier derart unkonzentriert, dass die Herren McKnight, McNeely und Lukes gar nicht anders konnten, als innerhalb von ein paar Minuten das Spiel zu entscheiden. Das 5:2 und das folgende 6:2 Zienteks durch einen Penalty erlebte dann schon Clemens Ritschel im Crimmitschauer Tor, denn Olivier Roy war es zwischenzeitlich zu blöde geworden, er hatte genug gesehen. Dass mit diesem Zwischenergebnis die Messen schon gelesen waren, versteht sich fast von selbst, führt man sich einmal vor Augen, mit wieviel Talent und auch Erfahrung die Steelersreihen versehen sind.

Crimmitschau fängt sich im Schlussdurchgang

So, und nun genug gemeckert. Der Schlussdurchgang sah dann nämlich wieder fokussierte Crimmitschauer, die zumindest den Kopf nicht in den Sand steckten und, sicherlich auch begünstigt durch ein Herunterschalten der Gastgeber, zu ihrem Spiel zurückfanden. Die Rot-Weissen zeigten wieder mehr Aggressivität, weniger haarsträubende Fehlabspiele, und kamen durch Bernhard Keil zu ihrem zweiten Powerplaytreffer in diesem Spiel, als dieser eine scharfe Hereingabe in den Slot zum 6:3 nutzte. Den Schlusspunkt setzten dann trotzdem die Bietigheimer in Person von Rob Brown, der einen Konter per Raketenböller durch die Beine Ritschels abschliessen konnte. Bis auf einige Reibereien zwischen Auger und Knackstedt passierte ansonsten in den letzten zehn Minuten des Matches nicht mehr all zu viel.

Gegen Freiburg sind drei Punkte fast schon Pflicht

Wollen sich die Eispiraten weiterhin in der oberen Tabellenhälfte behaupten, ist am Sonntag im Heimspiel gegen Freiburg ein Sieg nach sechzig Minuten Pflicht, sonst geht es ganz schnell Richtung Platz 10 und darüber, und das wollen wir doch alle nicht. Wichtig wird sein, einfaches Hockey zu spielen, die Konzentration hoch zu halten und so keine einfachen Gegentore wie heute herzuschenken. Nach vorne ist zumindest die erste Crimmitschauer Reihe immer in der Lage, Tore zu erzielen. Gut wäre es aber schon, bei der Formation um Patrick Pohl würde langsam mal wieder der Knoten platzen, die haben derzeit wirklich die Seuche am Schläger.