Es war ein richtig gutes, packendes Eishockeyspiel, was sich heute die Eispiraten und die Kassel Huskies im Sahnpark geliefert haben. Die Gäste sicherten sich nach dem 3:3 in der regulären Spielzeit den Sieg im Penaltyschiessen und sind damit das erste Team, das den Rot-Weissen in dieser Saison den Zusatzpunkt klauen konnte.

Personell nichts Neues

Weiterhin nicht auf dem Spielberichtsbogen standen Will Weber und Dominic Walsh, damit traten die Westsachsen wieder wie zuletzt mit 16 Feldspielern an. Kim Collins schickte also wieder die mittlerweile bewährten Sturmreihen Czarnik/Knackstedt/B.Keil, Pohl/Saarinen/Schlenker und Ciernik/Gollenbeck/Kabitzky/M.Keil aufs Eis. Bei den Gästen fehlte Kapitän Manuel Klinge, dafür war Top-Neuverpflichtung James Wisniewski mit von der Partie, und er sollte noch eine entscheidende Rolle spielen.

Gäste am Drücker, Eispiraten effizient

Die Huskies begannen das Match leicht überlegen und zeigten frühzeitig, dass mit ihnen auch in dieser Saison zu rechnen ist. Langsam, aber sicher erarbeiteten sie sich ein Übergewicht auf dem Eis, ohne vorerst die ganz großen Chancen zu kreieren. Der Grund dafür ist einfach: Kim Collins scheint nach dem Defensivdebakel in Bad Nauheim die richtigen Schalter gefunden zu haben, so dass sein Team vor allem in der eigenen Zone sehr konzentriert zu Werke ging. Ab und an fanden auch die Gastgeber den Weg nach vorn, vor allem die Reihe um Jordan Knackstedt fiel hier positiv auf und zwang Pantkowski, der dem eigentlich gesetzten Keller im Kasseler Tor überraschend den Rang abgelaufen hat, zum Eingreifen. Auf der anderen Seite parierte auch Olivier Roy einige Schüsse gewohnt sicher. Dass die Eispiraten die Führung erzielen würden, war dennoch nicht abzusehen. Passierte aber trotzdem: gleich das erste Powerplay des Spiels nutzten die Rot-Weissen sehenswert, als erst Robbie Czarnik die Scheibe mit zwei großartigen Moves im Drittel hielt, dabei zwei Verteidiger alt aussehen ließ, dann mit Ossi Saarinen Doppelpass spielte und einen harten Schlagschuss auf Pantkowski abließ. Diesen konnte der Huskies-Schlussmann nur zur Seite abwehren, wo Jordan Knackstedt schon wartete und die Scheibe unter den Giebel hob. Das war der Startschuss zu einer mehrminütigen Drangphase der Crimmitschauer, die aber für Kassel folgenlos blieb. Das 1:0 nach 20 Minuten entsprach nicht ganz dem Spielverlauf, war aber aufgrund der Kaltschnäuzigkeit der Gastgeber nicht ganz unverdient.

Huskies drehen mächtig auf

Im zweiten Abschnitt zeigten die Hessen dann, was sie auf dem Kasten haben. Schon nach reichlich einer Minute nutzte Ex-Eispirat Carciola ein Überzahlspiel zum Ausgleich, als er einfach mal aus der Halbdistanz abzog und Roy auf dem falschen Fuß erwischte. Den Eispiraten gelang aber mit einem der ganz wenigen Angriffe die erneute Führung. Zu diesem Schluss kamen zumindest die Unparteiischen nach Auswertung der Video-Aufzeichnung des Spielzuges: Ostwald hatte ganz hart vors Tor gepasst, Knackstedt die Kelle reingehalten. Die Scheibe war wohl ganz kurz hinter der Linie und sprang sofort wieder aus dem Kasten, das wurde aber wirklich erst in Zeitlupe deutlich. Die Gäste ließen sich davon allerdings nicht beirren und zogen das Tempo noch weiter an. Roy hatte mächtig zu tun, und obwohl sich der Kanadier bis zur 35. Minute nicht überwinden ließ, gingen die Huskies aus dem Drittel sogar noch mit einer Führung heraus: erst war es erneut Carciola, der aus spitzem Winkel den Abpraller ins Kreuzeck beförderte, wenig später erkämpfte Meilleur die  Scheibe im Slot vor Roy, passte quer durch den Torraum, wo McGrath den Puck in die Maschen beförderte. Nach dem Spielverlauf war die Führung der Kasseler durchaus gerechtfertigt,  vor allem offensiv war da schon eine ganze Menge Qualtät auf dem Eis des Sahnparks zu sehen. Das machte sich besonders im Powerplay bemerkbar, da zogen die Hessen den Kreis um Roy meist ganz schnell eng zusammen und brachten es auf eine Menge guter Schüsse. Die Gastgeber können aber für sich verbuchen, dieser Scoringmaschine viel entgegengesetzt zu haben und ihre eigenen Gelegenheiten ganz effektiv genutzt zu haben.

In Überzahl gelingt der Ausgleich

Dass es den Eispiraten dennoch gelang, den Schlussabschnitt zu einer recht einseitigen Veranstaltung zu machen, ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Von Beginn des Drittels an zeigten die Rot-Weissen, dass sie nicht gewillt waren, mit null Punkten aus dem Wochenende zu gehen. Angeführt von einem nimmermüden Robbie Czarnik zwangen die Piraten die Gäste ein ums andere Mal zu Fehlern, später dann auch zu Strafzeiten. Daher spielte man sogar eine knappe Minute lang 5 gegen 3, das Tor gelang aber erst, nachdem Pimm wieder mit auf dem Eis stand, jener Pimm, der mit Ablauf seiner Strafe das Spiel schon hätte entscheiden können: etwas vergessen von den Hausherren nahm der Goldhelm, von der Strafbank kommend, einen langen Pass auf, und erst ein glänzend reagierender Roy konnte ihn stoppen. Im Gegenzug gelang den Eispiraten erst ein Pfostentreffer Czarniks und schließlich der mittlerweile verdiente Ausgleich. Knackstedt servierte seinem Partner den Puck mundgerecht, und der tippte die Scheibe rein. Bis zur 55. Minute drückten die Gastgeber weiter, Kassel musste höllisch auf der Hut sein. Danach zog bei beiden Teams die Vorsicht ein, keiner wollte mehr den entscheiden Fehler machen und das Spiel nach regulärer Spielzeit abgeben. Eng wurde es aber doch noch einmal in den letzten zwei Minuten, Knackstedt hatte eine ziemlich unnötige Strafe genommen. Aber dieses Powerplay verpatzte Kassel zum Glück so richtig, viel gelang den Gästen nicht, die Eispiraten hatten in Unterzahl fast die besseren Gelegenheiten.

Verlängerung mit offenem Visier, Wisniewski entscheidet Shootout

Eins muss man sagen: auch wenn es sicher für die Akteure auf dem Eis eine ziemliche Schinderei ist, für den Zuschauer ist das 3 vs. 3 ein richtiges Spektakel. Was die Teams in diesen fünf Minuten an Chancen kreierten, hin und her und wieder zurück, das war einfach nur ansehnlich und wurde dieser wirklich guten Zweitligapartie gerecht. Tore fielen allerdings keine, so dass die Entscheidung in der Penaltylotterie getroffen werden musste. Als einziger traf dort der eingangs schon erwähnte James Wisniewski, der die Erfahrung seiner mehr als 500 NHL-Spiele in die Waagschale werfen konnte und sich so das erste game winning Goal seiner Deutschlandkarriere gutschreiben lassen kann. Und das in einem Spiel, das wirklich Werbung für den Eishockeysport war.

Es geht zum souveränen Tabellenführer

Ein Punkt an diesem Wochenende ist nicht die Wucht. So viel ist klar. Aber wie das Team um Andre Schietzold nach dem gebrauchten Freitag heute gegen eines der Topteams der Liga aufgetreten ist, ist aller Ehren wert. Die Eispiraten sind nach diesen beiden Partien auf Rang sieben abgerutscht, aber damit könnten zum Ende der Saison sicher alle im Sahnpark gut leben. Am kommenden Freitag müssen die Rot-Weissen dann eine ganz, ganz schwere Aufgabe bewältigen, es geht zum souveränen Tabellenführer nach Bietigheim. Am Sonntag kommen dann die Freiburger in den Sahn, da liegt die Favoritenrolle seit längerem mal wieder bei den Westsachsen.