Derbysieg und weiter Tabellenführer – der unwirkliche Saisonstart der Eispiraten wird um ein Kapitel erweitert.

Aber der Reihe nach. Die Vorzeichen standen für die Crimmitschauer nicht gerade blendend, denn auch in der Lausitz musste Coach Collins neben Schietzold und Kabitzky wie schon am Freitag auf Walsh verzichten, sodass abermals nur 15 Feldspieler auf dem Spielberichtsbogen passten. Die Lausitzer hingegen konnten 5 Mann mehr und damit einen ganzen Block zusätzlich aufbieten, was Kräftevorteile für die Hausherren in Aussicht stellte.

Quasi vom Eröffnungsbully weg kassierte Ossi Saarinen die erste Strafe für die Eispiraten, doch statt Druck der Füchse sahen die fast 2.400 Fans einen Konter von Czarnik, der nur knapp verfehlte. Kaum komplett war es erneut der Crimmitschauer Goldhelm mit der nächsten Gelegenheit. Die Westsachsen spielten eine starke Anfangsphase und wurden erst durch Cierniks Strafe in der 9. Minute etwas ausgebremst, ohne jedoch wirklich ernsthaft unter Beschuss zu geraten.

Nachdem sich die Rot-Weißen ebenfalls erfolglos im Powerplay probieren durften, war es schließlich Jordan Knackstedt, der die verdiente Führung für Crimmitschau besorgte. Aus Nahdistanz schoss er zum 0:1 ein. Weil zuvor der junge Maurice Keil den Lausitzer Kania mit dem Stock am Kopf berührte und dieser zu Boden ging, reklamierten die Hausherren auf Foul – ohne aber erhört zu werden. Die knappe Führung hatte bis Drittelende Bestand in ging so auch voll in Ordnung.

Den ersten Angriff im Mittelabschnitt hatten abermals die Eispiraten, doch im Gegenzug folgte der Ausgleich durch Lennartsson, der nach nur 46 gespielten Sekunden einen Nachschuss nutzte. Die Weißwasseraner bekamen nun etwas Aufwind und konnten dann auch mal ein Powerplay nutzen. Christopher Bodó bekam in der 26. Minute zu viel Platz und schoss zur Führung von Blau-Gelb ein. Weil gleichzeitig eine Strafe gegen die Eispiraten angezeigt war, ging es mit Unterzahl für die nun schwimmenden Pleißestädter weiter. Es dauerte nur etwa eine Minute, bis es erneut hinter Olivier Roy einschlug. Diesmal war es der Schwede Eriksson (27.), der das Ergebnis nun mit dem 3:1 vollends in Füchse-Hand legte.

Bei den Eispiraten-Fans wurden Erinnerungen an manch Derby der letzten Jahre wach, als es im Fuchsbau über die Crimmitschauer des öfteren hereinbrach. Nicht aber an diesem Abend! Die Eispiraten schüttelten sich ein paar Mal, ließen sich während einer Auszeit von Collins wieder in die Spur bringen und fanden dann recht schnell zurück zu ihrem Spiel, das aus gutem Forechecking und aggressiver Defensivarbeit bestand. Und vorne waren immer wieder Zungenschnalzer dabei! Etwa das 3:2 durch Pohl, der nach zwei Querpässen durch das ganze Füchse-Drittel von Höhe des Bullypunktes ins offene Tor einschießen konnte.

Unübersichtlich wurde es dann in der 33. Minute. Ein Foul gegen Czarnik blieb ungestraft und aus den darauf folgenden Wortgefechten auf beiden Seiten konstruierten die hellhörigen Referees Strafen gegen Quasselstrippe Mücke auf Seiten der Lausitzer und gegen Knackstedt und Czarnik, der gar mit 10 Minuten bedacht wurde.

Die Crimmitschauer ließen sich von der Herausnahme ihres Topscorers aber nicht beirren und nutzen die nächstbeste Gelegenheit zum Ausgleich. Bei doppelter Überzahl nutzte Saarinen den Platz mit einem Lupfer unter die Latte (37.). Und Erik Gollenbeck setzte dem Ganzen sogar noch die Krone auf, als er nach reaktionsschnellem Knackstedt-Pass auf und davon zog und unter Mithilfe des Innenpfostens seine Farben wieder in Front brachte (38.). Ein rassiges und emotionales Drittel endete mit einem etwas zu späten Schuss von Saarinen, auf den sich dann umgehend einige Füchse stürzten. Warum dann aber nur der Finne mit eine Strafe von 10 Minuten belegt wurde, bleibt unklar.

So hatten die Eispiraten im Schlussabschnitt also weitere Personalengpässe zu meistern und starteten mit nur 7 Stürmern in die ersten Wechsel. Weißwasser versuchte dies natürlich auszunutzen, biss sich aber an der klug organisierten Defensive der Crimmitschauer ein ums andere Mal die Zähne aus.

Im eigenen Angriffsspiel setzten die Eispiraten immer wieder Nadelstiche. Knackstedt etwa wurde bei einem Break erst spät – und penaltywürdig – gestoppt (47.) und Gollenbeck scheiterte bei einem 2-1 Konter (55.). Die Entscheidung hatten die Collins-Schützlinge also durchaus auf dem Schläger, leisteten sich aber in der 59. Minute ein Missgeschick, als sie für den Bruchteil einer Sekunde mit 6 Feldspielern auf dem Eis standen.

Füchse-Coach Järvenpää ragierte prompt, nahm eine Auszeit und Goalie Franzreb vom Eis. Es sollte sich auszahlen. Anders Eriksson sah bei 6-4 die Lücke im Slot und netzte knapp 1 1/2 Minuten vor Ultimo zum 4:4 ein.

In der anschließenden Verlängerung holten die Eispiraten das Glück zurück auf ihre Seite. Will Weber kurvte bei 3-3 in Stürmermanier durch das Füchse-Drittel, wurde nicht entscheidend gestört und überwand Franzreb zum umjubelten Siegtreffer.

Die Crimmitschauer kamen als Tabellenführer und fahren als Tabellenführer wieder heim! Dass am Ende ein Wechselfehler den ersten Verlustpunkt einbringt, soll dabei einfach mal ausgeblendet werden, denn den verdienten Sieg holte sich das klasse kämpfende und über weite Strecken auch sehr gut spielende Team von Kim Collins dann halt in der Verlängerung.