Eispiraten gut, Gegner gut, Schiedsrichter gut, Publikum gut, Ergebnis gut, Spiel gut. Was die 1.906 Zuschauer im Sahnpark heute abend zwischen den Eispiraten und den Ravensburg Towerstars zu sehen bekommen haben, war sicherlich eine der besten Partien der letzten Jahre, die im Crimmitschauer Eisstadion stattgefunden hat.

Trotz des Fehlens einiger Leistungsträger auf beiden Seiten – den Eispiraten fehlten Schietzold, Kabitzky und Walsh, bei den Gästen mussten Zucker, Svoboda, Roloff und Kapzan passen – dauerte es nicht lange, bis das Match Fahrt aufnahm. Beide Teams zeigten schnelles Umkehrspiel, so dass sich eine flotte Partie mit ständig wechselndem Momentum entwickelte. Schon nach fünf Minuten hatten sowohl die Hausherren als auch die Gäste einiges an Chancen herausgearbeitet, scheiterten aber an zwei starken Goalies. Sowohl Hertel als auch Roy ließen nichts anbrennen bei den Gelegenheiten von Pohl, Saarinen und Czarnik einerseits und Pompei sowie Pozivil andererseits. Die Rot-Weissen waren dabei, im Gegensatz zur Tölz-Begegnung, von der ersten Minute an hellwach. Mit viel Druck auf die gegnerischen Angreifer wurden Puckgewinne forciert, dann ging es mit schnellem und sicherem Spielaufbau aus der Verteidigung heraus über die schnellen Angreifer ins Ravensburger Drittel. Wo allerdings ebenfalls hart am Mann spielende und frühzeitig störende Verteidiger warteten. Man konnte gar nicht so schnell gucken, da waren die ersten zwanzig Minuten schon um, und das trotz des 0:0 auf kurzweiligste Art. Ihren Anteil daran hatten auch die Unparteiischen, die pfiffen, was gepfiffen werden musste, und sich ansonsten angenehm zurückhielten.

Das zweite Drittel war dann, schaut man nach der Torschuss-Statistik von 6:9, sowohl ruhiger als auch mehr von den Gästen geprägt. Schaute man sich allerdings das Spiel einfach an, sieht man, dass so eine Torschuss-Statistik auch mal so richtig über das eigentliche Spielgeschehen hinwegtäuschen kann. Nach fünf Minuten Abtastens, in denen die Gäste etwas mehr von der Partie hatten, legten die Westsachsen einen Zahn zu, torpedierten die Aufbaubemühungen der Puzzlestädter schon an deren blauer Linie und erzielten folgerichtig die Führung. Knackstedt und Czarnik spielten nach einem Puckgewinn Give-and-Go und überwanden Hertel zum 1:0. Kurz darauf zeigte Will Weber in der Defensive, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist: den ihn überlaufenden Pompei holte der Hüne an der Bande wieder ein und gab ihm mit einem mächtigen Check zu verstehen, wer Herr im Hause Sahnpark ist. Auch dem hinzueilenden Reimer wurden seine Rachegelüste schnell ausgetrieben. Das zog den nach dem Rückstand auf den Ausgleich drängenden Gästen den Zahn. Erst als Pohl nach hohem Stock auf die Strafbank musste, hatte auch Roy wieder mehr zu tun. Aber der Eispiratengoalie bestätigte seine ansteigende Formkurve und fing alles weg, was auf seinen Kasten kam. Kurz vor Drittelende fuhren die Eispiraten noch einen feinen Konter und Robbie Czarnik zeigte, dass er auf den Spuren eines Max Campbell unterwegs ist und eine Menge Zielwasser getrunken hat: sein Handgelenksschuss passte genau ins Kreuzeck – 2:0, und der Sahnpark wurde zum Tollhaus.

Fein herausgespielte Führungen gab es auch in den letzten Jahren im Crimmitschauer Eishockey immer wieder, aber leider kam oft dann das große Flattern. Nicht so in den bisherigen Spielen dieser Saison: defensiv ziemlich sicher verlegten sich die Rot-Weissen in den letzten zwanzig Minuten auf das Halten des Spielstands, nahmen Icings, wenn es not tat, liefen Pucks ab oder chippten die Scheibe einfach aus dem Drittel. Der eine oder andere Konter war auch noch dabei. Aber man konnte schon sehen, dass hier ganz kontrolliert verteidigt wurde. Ravensburg rannte weiter an, aber trotz der unglaublichen Erfahrung in Ehrenbergers Truppe gelang es kaum einmal, zu wirklich klaren Aktionen zu kommen. Die wenigen Gelegenheiten entschärfte Roy vor allem aufgrund seines starken Positionsspiels unspektakulär, aber wirkungsvoll. Erst in den letzten zwei Minuten, nachdem sich Weber mit einer unglücklichen Klärung über die Bande eine Strafe eingefangen hatte, wurde es noch einmal gefährlich. Doch erst 14 Sekunden vor dem Ende gelang es Mayer, mit einer schönen Aktion dem Eispiratengoalie den Shutout zu versauen. Mehr war es dann auch nicht, die Rot-Weissen brachten das 2:1 so relativ souverän über die Zeit und können sich so einen Spieltag länger den Platz an der Sonne gönnen.

Am Sonntag geht es dann mit breiter Brust zum ersten Sachsenderby der Spielzeit nach Weisswasser. Das sicher umkämpfte Match könnte für die Westsachsen eine Kraftfrage werden, denn mehr als drei Reihen werden es wieder nicht werden, die Kim Collins aufbieten kann. Andererseits sind die Eispiraten der Saison 2017/2018 bislang recht effektiv unterwegs gewesen beim Punktesammeln für das große Ziel vorzeitiger Klassenerhalt. Vielleicht geht also auch auf dem traditionell harten Pflaster in der Lausitz etwas…