Zwanzig Minuten geschlafen, zwanzig Minuten gepowert und zwanzig Minuten gezittert – wenn man es kurz fassen möchte, könnte man den Arbeitsnachweis der Eispiraten für das heutige Eröffnungsspiel der Zweitligasaison auf diese Formel einkürzen.

Aber der Reihe nach: den besseren Start in die Spielzeit erwischten eindeutig die Gäste. Gegen teilweise regelrecht konfus agierende Hausherren machten die spritzigen Aufsteiger viel Druck auf den Puckführenden, ließen die Scheibe selber laufen und erarbeiteten sich schon zeitig Chancen. Gleich die erste nutzte Kolacny, der einen Zwei-auf-Eins-Konter gegen zu weit aufgerückte Eispiraten per Schlagschuss zur Führung nutzen konnte. Ein kurz darauf folgendes Powerplay der Gäste überstanden die Westsachsen zum Glück ohne weiteren Treffer. Tölz agierte auch in der Folge cleverer, ging gegen körperlich überlegene Hausherren den meisten Zweikämpfen per schnellem Pass-Spiel aus dem Weg, und wenn die Oberbayern doch einmal in den Infight mussten, bissen sie sich durch. Crimmitschau zeigte sich beeindruckt, vieles blieb Stückwerk, schon im Spielaufbau ging viel schief, so dass Chancen der Hausherren Mangelware blieben. Als dann Will Weber auf die Strafbank musste – eine kleinliche Entscheidung der Referees – hiess es wiederum, die Löwen möglichst weit weg vom eigenen Gehäuse zu halten. In dieser Phase konnte sich Olivier Roy im Tor mehrfach auszeichnen, vor allem gegen den freistehenden Vihko parierte er glänzend. Nach vorn ging für die Crimmitschauer aber auch nicht viel zusammen: erst drei Minuten vor Drittelende wurde es für Mechel im Tölzer Tor einmal kurz gefährlich, als ihm nach Czarniks Schuss der Puck versprang. Das 0:1 zur Pause war absolut verdient für die Gäste.

Nach der Drittelpause sahen die 2.273 Zuschauer dann ein ganz anderes Bild: die Eispiraten kamen wie verwandelt zurück und zeigten endlich, wer Herr im Hause Sahnpark ist. Von Beginn an setzten sie die Gäste unter Druck, die Kombinationen klappten, und die Tore sollten fallen. Den Anfang machte Ossi Saarinen, der nach einem starken Zuspiel von Ales Kranjc den Puck zum Ausgleich ins Tor schieben konnte. Dann kamen die Minuten des Robbie Czarnik: in eigener Überzahl – Strafbankkaiser Beppo Frank ist zurück in der Liga – zirkelte der Amerikaner die Scheibe aus der Halbdistanz genau ins Kreuzeck. Wenige Minuten später war Czarnik dann nach einem Bandenabpraller zur Stelle und vollendete aus anderthalb Metern Entfernung zum 3:1. Die Hausherren machten weiter Druck, trafen auch durch Weber noch einmal den Pfosten und waren dem vierten Tor sehr nahe. Ein weiteres Powerplay der Rot-Weissen sollte die Partie aber wieder offener gestalten: nach einem Puckverlust im Angriffsdrittel schaltete Lakos ganz schnell und bediente den durchstartenden Vihko, der Roy auswackelte und in Unterzahl zum 3:2 abschloss. Ganz blöder Zeitpunkt für die Westsachsen so kurz vor der Pause.

Dass die Oberbayern nun wieder Lunte gerochen hatten, sah man im Schlussdrittel recht schnell. Crimmitschau verteidigte den knappen Vorsprung teilweise recht clever, teilweise auch mit Glück. Bad Tölz marschierte. Zum Glück ließen sich die Rot-Weissen aber nicht ganz so ins Bockshorn jagen wie im ersten Drittel und setzten immer mal wieder kleine Nadelstiche, so durch Czarnik, Knackstedt oder Gollenbeck. Trozdem hatten die Löwen mehr vom Spiel, konnten aber Roy ein ums andere Mal nicht überwinden. Wenn der Eispiratengoalie doch einmal geschlagen war, stand der Pfosten im Weg, gleich zweimal klirrte hinter dem Kanadier das Eisen im Schlussabschnitt. Tölz – auch begünstigt durch kleinliche Entscheidungen der Referees, die scheinbar Wert darauf legten, mit einem ausgeglichenen Strafenverhältnis aus der Partie zu gehen – forcierte sein aggressives Forechecking wieder, zwang so die Hausherren immer mehr in die Defensive. Die Rot-Weissen schafften es aber mit Glück und Können, das 3:2 über die Zeit zu bringen, und können somit einen gelungenen Saisonauftakt feiern.

Am Sonntag in Heilbronn hängen die Trauben sicherlich noch ein Stück höher, aber mit dem nötigen Selbstbewusstsein ist auch dort etwas möglich.