Teil 2 unseres kleinen Pre-Season-Checks wird eingeleitet mit der positiven Nachricht aus dem Eispiratenlager, wo heute die Verpflichtung von Jordan Knackstedt bekannt gegeben wurde. Der 1988 in Saskatoon geborene Kanadier war zuletzt in Dänemark aktiv und hatte vor zwei Jahren mit einem kurzen Aufenthalt in Kaufbeuren bereits Berührungen mit der DEL 2. Der 1,91 Meter große bullige Spieler kann außerdem auf Erfahrungen in der AHL und ECHL zurückgreifen. Ein Kind von Traurigkeit scheint er ebenfalls nicht zu sein, immerhin stehen bei seiner vorletzten Station bei den Herlev Eagles aus Dänemark in 32 Spielen satte 143 Strafminuten zu Buche. Hoffen wir, dass er bei den Eispiraten auf dem Eis als präsent auffällt und nicht hinter der Plexiglasscheibe.
Unsere kleine Reise möchten wir fortsetzen und verlassen Bad Tölz in Richtung Süden, wo mit dem SC Riessersee ein Derbygegner für die Tölzer Löwen wartet. Die ihrerseits haben mit den Starbulls Rosenheim bekanntlich einen Derbygegner an die Oberliga verloren, von daher wird man mit dem Aufstieg der Löwen an der Zugspitze nicht unzufrieden sein. Mit 26 verpflichteten Spieler dürfte der Kader nahezu komplett sein, wobei bisher sieben Spieler als Förderlizenzler in Zusammenarbeit mit dem EHC München in der DEL und dem EC Peiting in der Oberliga in der kommenden Saison feststehen. Gejubelt wurde in Garmisch sicher bei der Bekanntgabe der Rückkehr des verlorenen Sohnes Lubor Dibelka aus Wolfsburg. Mit dem aus Frankfurt losgeeisten Richard Müller könnte der SCR wahrscheinlich eines der schnellsten Duos der Liga präsentieren. Was der sympathische Manager Tim Regan und der Neu-SCR-Trainer Toni Söderholm an ihren Kontigentspielern Luke Oakley und Jared Gomes haben, weiss man ohnehin und verlängerte schon früh deren Verträge. Hinten wird der Nauheimer Neuzugang Joel Johansson mit dem Abwehrhünen Stephan Wilhelm den Beton anrühren, so dass es die gegnerischen Stürmer schwer haben werden, bis zu Goalie Matthias Nemec durchzukommen.
Wir überqueren den Weisswurstäquator in Richtung Norden und kommen ins beschauliche Gallien, *ähm* Franken. Die Bayreuth Tigers waren in der vergangenen Saison der erwartet giftige Aufsteiger, der mit seinen Fans im Rücken so manchen Gegner das Leben schwer machte, vor allem im Tigerkäfig. Elf Spieler konnte Coach Sergej Waßmiller aus dem Vorjahreskader halten, darunter die Lebensversicherung im Tor Tomas Vosvrada und Topscorer Ivan Kolozvary. Schwer wiegen die Abgänge von Nathan Robinson und David Wohlberg, doch diese Lücke sollen Michal Barta aus Pardubice und Ziga Pesut aus Ljubljana schließen. 20 Spieler sind unter Vertrag, laut Manager Dietmar Habnitt mit der Kooperation mit den Nürnberg Ice Tigers existiert „eine echte Partnerschaft, die nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern mit Leben gefüllt wird…“. Offenbar alles wieder eitel Sonnenschein im Frankenland, so dass die dunklen Wolken der im Mai drohenden, aber zum Glück abgewendeten Pleite in Vergessenheit geraten sind. In der Hoffnung, dass dies so bleibt, kann das berühmte schwere zweite Jahr in der DEL 2 angegangen werden.
Den Main weiter stromabwärts geht es in Deutschlands Finanzmetropole, wo das von Headcoach Paul Gardner betreute Meisterteam Frankfurter Löwen im Frühjahr so einige Abgänge verkraften musste, unter anderem den vorgenannten Richie Müller oder etwa Joel Keussen und Matt Tomassoni. Dennoch wurde das Grundgerüst gehalten und so werden wir in dieser Saison auch die Breitkreuz-Brüder, Torjäger Matt Pistilli, Patrick Jarrett und den Goalie Brett Jaeger im Sahnpark zu sehen bekommen. Zu denen gesellen sich Tyler Gron aus Heilbronn sowie Deutschland-Rückkehrer Wade MacLeod, aus der DEL stoßen Vladislav Filin und Tim Schüle zu den Löwen. Vom Papier her wird die Titelverteidigung aber angesichts der starken Konkurrenz schwer werden. Die Kaderplanung ist hier sicher noch nicht ganz abgeschlossen, so dass sich am Main bis zum Beginn des Trainingslagers in Schottland, wo sich die Löwen mit John Tripps neuem Team Braehead Clan in Glasgow messen wollen, im Bezug auf eventuelle Neuzugänge noch etwas tun wird.
Mächtiger Aderlass auch beim EC Bad Nauheim nach einer verkorksten Saison, wo man sich in den Playdowns wiederfand. 16 Spieler verliesen die Wetterau und so blieben vom Vorjahresteam ganze sieben Spieler übrig. Auf den Kontingentstellen gab es einen völligen Umbruch, vom EC Dornbirn gewechselten Stürmerduo Cody Sylvester, der seine Qualitäten auch bereits in der DEL unter Beweis stellen konnte, und James Livingston wird viel erwartet. Dazu gesellen sich mit Eric Meland und Mike McNamee zwei in Deutschland bisher unbekannte Wundertüten. Der Abgang von Goalie Mikko Rämö wiegt ebenfalls schwer, doch hier hat man mit Felix Bick und Timo Herden aus Düsseldorf eine gute deutsche Lösung im Tor. Ohnehin kann Bad Nauheim mit recht guten Förderlizenzlern von der Düsseldorfer EG und den Iserlohhn Roosters aufwarten, inwieweit diese tatsächlich zum Einsatz kommen, wird sich zeigen, doch in den vergangenen Spielzeiten war die Zusammenarbeit mit den DEL-Clubs recht gut, was man nicht von allen Partnerschaften in der DEL 2 sagen kann.
Früh wie sonst kein anderes Team starten die Kassel Huskies in die Saisonvorbereitung. So richten die Schlittenhunde bereits am ersten Augustwochenende den sportlich sicherlich attraktiven WINGAS-Cup aus, wo sie ausschließlich gegen KHL-Vertreter aus Osteuropa antreten werden. So kommen die Fans an der Wilhelmshöhe den HC Vitjaz aus Russland, Slovan Bratislava aus der Slowakei sowie den lettischen KHL-Vertreter Dinamo Riga zu sehen. Vom Spielermaterial konnte Coach Rico Rossi 10 Leistungsträger der Vorjahresmannschaft halten und die Fans freuen sich auf die Rückkehr von Abwehrrecke Mike Little, der nach einem Jahr in Krefeld nach Nordhessen zurückkehrt. Aus Schottland wechselt mit Stefan Della Rovere ein weiterer Spieler zu den Huskies, der immerhin 7 Spiele für St. Louis in der NHL in seiner Vita vorweisen kann. Insgesamt 20 Spieler haben die Huskies im Kader, davon aber auch fünf Akteure, welche als Förderlizenzspieler auch bei den Kooperationspartnern Krefeld und Mannheim auflaufen könnten. Damit kann davon ausgegangen werden, dass noch mit weiteren Verpflichtungen zu rechnen ist, zumal die Huskies sicher nicht ohne volle Kontingentspieleranzahl auflaufen werden.
Unsere Reise nähert sich dem Ende und wir sind zurück in der Heimat, wo bei den Eislöwen Dresden mit dem neuen Trainer Franz Steer offenbar auch neuer Spielerwind einkehrt. In der Landeshauptstadt blieb als einziger Kontingentspieler der Finne Juuso Rajala. Mit den Kanadiern Nick Huard, Matt Sidall und Shawn Boutin werden drei in Deutschland bisher völlig unbekannte Spieler in der Energieverbund-Arena das Eis betreten. Allerdings verfügen diese in der Statistik über recht gute Werte und fakt ist, dass Steer schon immer ein guten Riecher in Sachen Spielermaterial hat. Mit Marko Eisenhut aus Ingolstadt hat man einen guten deutschen Goalie gefunden, der den nach England gewechselten Kevin Nastiuk ersetzen soll. Ex-Eispirat Thomas Pielmeier stößt nach vier Jahren in der DEL ebenfalls aus Ingolstadt hinzu. 20 Spieler sind an der Elbe unter Vertrag.
Unsere letzte Station ist der östlichste Ort im Eishockeydeutschland, zumindest im Profibereich. Die Fans der Lausitzer Füchse müssen sich in der kommenden Saison viele neue Spielernamen merken, denn aus der Vorjahresmannschaft sind nur 8 Spieler geblieben. Coach Hannu Järvenpää, der in der vergangenen Spielzeit als Trainer des Jahres in der DEL 2 ausgezeichnet wurde, bastelte über den Sommer dennoch ein schlagkräftiges Team um den vorhandenen Spielerstamm und so stoßen mit Yannick Mund und Marius Stöber gute deutsche Spieler aus der DEL ins Team und mit Feodor Boiarchinov wechselt eine gestandene Größe aus der DEL 2 nach Weisswasser. Auf den Ausländerpositionen tummelt sich eine bunte Mischung aus verschiedenen Nationalitäten wie den Schweden Anders Eriksson aus der ersten schwedischen Liga, den aus der EBEL gekommenen ungarischen Nationalspieler Christopher Bodo und dessen letztjährigen Teamkameraden Chris Owens sowie den einzig im Team verbliebenen Kanadier Kyle Just.
Insgesamt gesehen kann bisher schwer eingeschätzt werden, welche Rolle die Eispiraten in der kommenden Saison spielen werden. Sofern noch ein paar Spieler zum Kader stoßen, schätzen wir vom heutigen Stand ein, dass man mit den Lausitzer Füchsen, dem EC Bad Nauheim, den Bayreuth Tigers, den Wölfen Freiburg und dem EC Bad Tölz auf Augenhöhe agieren kann. Dennoch kann ein vom Papier her eher schwach einzuschätzendes, aber spielerisch funktionierendes Team für Überraschungen sorgen, das haben die Wölfe aus Freiburg und die Bayreuth Tigers in der vergangenen Spielzeit bewiesen. Unseretwegen kann diese Überraschung in dieser Saison gern aus Westsachsen kommen.