Knisternde und teils angespannte Stimmung im Eisstadion im Sahnpark, dichtes Gedränge vor den Eingangstoren und das zum Dienstag Abend – das sechste Spiel der zweiten Play-Down-Runde und mögliche Show-Down stand in Crimmitschau an. Und der Großteil der Besucher sollte für das Kommen belohnt werden.

Die Eispiraten begannen stürmisch und hatten bereits nach 10 Sekunden die Riesenchance zur Führung durch Pinizzotto, der vor dem Tor die Scheibe knapp verfehlte. Danach war es Rosenheim, die in Person von Goldhelm Tyler Scofield zweimal brandgefährlich vor Nie zum Abschluss kamen, aber auch diese Schüsse gingen knapp daneben. Die Starbulls versteckten sich keineswegs und es deutete sich bereits in der Anfangsphase des Spiels die Fortsetzung der bisherigen Dramen an.

Die Crimmitschauer erarbeiteten sich angetrieben von den eigenen Fans leichte Feldvorteile, die sie aber nicht zu nutzen wussten, demgegenüber liesen sie mehrfach Rosenheimer Konter zu, und vor allem deren Topsturm setzte die Westsachsen unter Druck, jedoch auch ohne Zählbares. Beide Goalies hatten mangels Torraumszenen eher wenig zu tun, was aber eher an der konzentrierten Arbeit von ihren Vorderleuten lag.

In der Schlussphase des ersten Drittels war es Nie, der mit einer starken Parade gegen McNeely klären konnte. Auf der Gegenseite war es Schlenker, der ein starkes Zuspiel von Pohl mit der Rückhand knapp am Tor vorbei zog. Keine der beiden Mannschaften schaffte es aber, den entscheidenden Pass für eine Führung zu spielen, so dass es nach dem ersten Drittel leistungsgerecht 0:0 stand.

Das zweite Drittel begann ähnlich wie der erste Durchgang, beide Mannschaften agierten abwartend und konzentrierten sich auf die Vermeidung von Fehlern. Erneut war es Pinizzotto, der gut angespielt allein vor Herden auftauchte, jedoch in Bedrängnis  das Tor verfehlte. Es entwickelte sich zunehmend ein beidseitiges Fehlpassfestival in der neutralen Zone, denn in die Angriffszone des jeweils gegnerischen Teams schaffte es kaum ein Spieler.

Das wurde zum Glück zur Halbzeit des Spiels etwas anders, denn plötzlich erhöhten beide Teams die Schlagzahl und Pinizzotto war es dann in seinem dritten Anlauf, der den Sahnpark zum Erbeben brachte. Ciernik lief hinter dem Tor vor Herden und suchte den Abschluss und den Nachschuss versenkte Pinizzotto im Tor. Schiedsrichter Michael Klein nahm kurioserweise den Videobeweis in Anspruch, offenbar hat ihm der Torschrei der Fans gefallen, denn kurz darauf entschied er unter nochmaligem Jubel auf Tor für die Westsachsen.

Ciernik und Schlenker hätten nur wenig später mit hochkarätigen Chancen das Ergebnis höher schrauben können, was aber leider nicht gelang. Dennoch gab das Führungstor Sicherheit, das merkte man den Eispiraten an, denn nach vorn ging jetzt mehr als noch vor dem Führungstor. Trotzdem blieb es bei dem Ergebnis von 1:0, auch weil Starbulls-Goalie Timo Herden seine Mannschaft vor Schlimmeren bewahrte.

Das dritte Drittel starteten die Eispiraten pucksicher und defensiv stabil. Rosenheim kam nur einmal gefährlich vor das Tor, McNeely verzog knapp. Was dann passierte, trieb einem die kalten Schauer über den Rücken wie lange nicht mehr im Sahnpark, denn es kamen die Fans der Eispiraten ins Spiel, die beiden Kurven und Gegengeraden brachten mit abwechselnden Gesang eine einzigartige Gänsehautatmosphäre ins Stadion.

Und diese Wahnsinnsstimmung beflügelte die Mannschaft, so dass es Mark Lee vorbehalten blieb, das Stadion zum zweiten Mal am Abend zum Beben zu bringen. In einem schnellen Konter zimmerte der Kapitän der Eispiraten den Puck unhaltbar in den Winkel.

In Bedrängnis brachten sich die Hausherren mit zwei unnötigen Strafen in der 49. Minute und bei zweifacher Überzahl kamen die Starbulls zum Anschlusstreffer, Rohner feuerte einen harten Schuss ab und ließ Nie keine Chance. Somit begann für die 2818 Fans im Stadion erneut ein großes Zittern.

Rosenheim spielte angesichts des Spielstands offensiver und kam damit auch zu Chancen, die Nie entschärfen musste. In den Schlussminuten bremste sich Rosenheim allerdings durch eine unnötige Strafzeit aus, so dass für die Schlussoffensive der Starbulls keine 3 Minuten mehr übrig blieben. Starbulls-Coach Schädler nahm Timo Herden aus den Kasten und seine Mannschaft schnürte die Eispiraten in deren Drittel ein, die kämpften um jeden Zentimeter und beinahe wäre Keil und anschließend Pohl die Entscheidung mit dem Schuss ins leere Tor gelungen, aber beide schossen vorbei. Rosenheim schoss angesichts der fortlaufenden Zeit nun aus allen Lagen, jedoch gingen diese Schüsse meist vorbei oder ein Eispirat warf sich dazwischen.

Und so lief die Uhr ab und unter bebenden Jubel lagen sich die Mannschaft auf dem Eis und die Fans auf den Rängen in den Armen, während die Leere und Niedergeschlagenheit der Rosenheimer Spieler und deren trauriger Fans im Hinblick auf den soeben besiegelten sportlichen Abstieg des oberbayrischen Traditionsvereins zu sehen war. Die Eispiraten zogen den Kopf noch einmal aus der Schlinge und es ging eine verkorkste Saison noch versöhnlich zu Ende.

Zum Abschluss noch ein paar Worte an unsere gegnerischen Fans: Liebe Rosenheimer, eine denkwürdige Serie mit engen Spielen auf des Messers Schneide ist zu Ende gegangen. Diese Serie hat eigentlich keinen Verlierer verdient, dennoch musste es einen geben. Wir möchten Euch dennoch alles Gute wünschen und – sofern es keinen Ligaverbleib am sogenannten „Grünen Tisch“ geben sollte – hoffen, dass ihr schnell wieder in die DEL 2 zurückkehrt! Unterstützt Euer Team weiter, denn ihr habt das Potenzial, wiederzukommen, denn eine Liga ohne die Starbulls Rosenheim ist eigentlich undenkbar!