Essen, Schlafen, Busfahren, Eishockeyspielen – während der Playoff- bzw. Playdown-Zeit ist das Leben eines Eishockeyspielers wenig abwechslungsreich und so standen sich zwei Tage nach dem Sieg der Eispiraten in Spiel 4 nun beide Teams zum 5. Mal gegenüber. Diesmal war Rosenheim, wo die Eispiraten bereits einmal als Sieger und einmal als bitterer Verlierer vom Eis gingen, wieder die Spielstätte.

Die Reise nach Oberbayern nicht mit angetreten haben Ole Olleff und Christoph Kabitzky, die noch an Verletzungen aus dieser Serie laborieren. Und weil auf Rosenheimer Seite Leopold Tausch nach dem Keil-Check in Spiel 2 sein Comeback feierte, hatten die Hausherren gleich einmal 3 Spieler mehr auf dem Bogen und somit die theoretische Chance, mit einer 4. Sturmreihe wertvolle Kraftreserven in dieser bisher sehr zermürbenden Playdown-Serie zu sparen. Es blieb jedoch bei der Theorie, denn auch SBR-Coach Thomas Schädler hat sich längst auf eine Drei-Reihen-Taktik festgelegt.

Die Partie begann im Vergleich zu den bisherigen Duellen recht verhalten, denn fast 300 Minuten intensives Eishockey und 2.640 (ETC) bzw. 1.760 km (RO) Busfahrt binnen 8 Tagen machen sich langsam bemerkbar. So passierte fast 5 Minuten gar nichts, dann ging es aber Schlag auf Schlag. Vor dem Kasten von Nie hatte Christian Neuert eine sehr gute Gelegenheit zur Führung, die aber zum Jubel der 150 ETC-Fans im Gegenzug fiel. Bartek spielte einen zentimetergenauen Querpass auf Schlenker, der am langen Pfosten einschob. Daniel Bucheli hatte kurz darauf das 0:2 auf dem Schläger, konnte die Scheibe aber zum Abschluss nicht richtig kontrollieren.

Bei den Hausherren fiel einzig die Reihe um McNeely und Scofiel auf, die vor allem wegen ihrer Schnelligkeit immer wieder an den Ketten zerrten. So war es auch das Wiesel Scofield, das sich in der 9. Minute im Powerplay über den Rückraum und von St. Jacques übersehen ins Eispiraten-Drittel davonstahl und nach Querpass von Burt zum 1:1 verwandelte.

Rosenheim war nun beflügelt und erhöhte die Schlagzahl. Eine weitere Eispiraten-Strafzeit kam dem natürlich entgegen, doch die Starbulls schmissen die Gelegenheit aufgrund eines Offensivfouls und eines Wechselfehlers fahrlässig weg, so dass die Eispiraten kurz darauf in 5-3 Überzahl kamen und André Schietzold mit einem fulminanten Onetimer von der Blauen Linie seine Farben wieder in Führung schießen konnte (12.). Das 1:2 brachte wieder etwas Ruhe ins Spiel, denn während Rosenheim zwar anrannte, sah das im Vergleich zu den Crimmitschauern alles ein wenig kopfloser aus. Phasenweise recht routiniert spielten die Eispiraten die Partie und ließen sehr passsicher Puck und Gegner laufen, so dass auch einige weitere Chancen heraussprangen, wobei sicherlich Pohl als einer der Aktivposten zu nennen ist.

Aber – und das ist eben auch eine Crimmitschauer Untugend – der Schlendrian ist immer mit an Bord. So konnte Tyler Scofield Sekunden vor der Drittelpause einen Schietzold-Schuss blocken und hätte dann an der Blauen Linie freie Bahn Richtung Nie gehabt, wurde aber von Schietzold regelwidrig gestoppt. Eine Strafe, die der Crimmitschauer nehmen musste. Es blieb trotz kurzem Starbulls-Powerplay beim 1:2 und somit konnten die Eispiraten auch im dritten Auswärtsspiel das Auftaktdrittel für sich entscheiden.

Mit einem Mann mehr und viel Schwung starteten die Oberbayern in den Mittelabschnitt und Rohner hatte den Ausgleich auf dem Schläger, jedoch hatte die Latte etwas dagegen. Auch die Folgeminuten gehörten klar den Gastgebern, die sich den Ausgleich bis dato sicherlich verdient gehabt hätten. Die Eispiraten jedoch fanden glücklicherweise die Tür ins 2. Drittel und Bartek stellte in Sachen Eisentreffern auf 1:1. Wenig später war der Slowake bei einem Konter gefährlich vor Steinhauer, konnte aber per Rückhand nicht präziese genug zielen. Diese gute Phase der Crimmitschauer wurde jäh durch das 2:2 unterbrochen. Ein Schuss der Rosenheimer holperte von der Bande zurück vors Tor, wo Scofield am schnellsten schaltete und die Scheibe unter Nies Schoner platzierte. Jedoch nicht selbst hindurchschoss, denn das erledigte der Eispiraten-Goalie, der beim Versuch die Schoner zuzumachen den Hartgummi hinter die Linie bugsierte.

5 Minuten später sollte das Ergebnis gekippt sein, denn im Powerplay bekam McNeely von der Seite kommend zu viel Platz und platzierte die Scheibe aus spitzem Winkel unter die Latte. Diese Lücke hat sich der Kanadier in Diensten des SBR aber ganz genau ausgeguckt. Crimmitschau war davon sicherlich beeindruckt und tat sich seit dem Ausgleich schwer, die Angriffe zuende zu spielen oder überhaupt erst in Angriffsmodus zu kommen.

Da war dann schon eine Einzelaktion von Patrick Pohl von Nöten, um das Ergebnis wieder gerade zu rücken. Weil ihn knapp eine Minute nach der SBR-Führung keiner der drei verteidigenden Rosenheimer angreifen wollte, packte der Goldhelm kurzerhand seinen gefährlichen Handgelenkschuss aus und setzte die Scheibe ins rechte Kreuzeck. Ein verdammt wichtiger Treffer! Ryan Nie war es zu verdanken, dass zur Pause beim 3:3 blieb, denn er entschärfte kurz vor der Sirene noch einen 2 auf 1 Konter der Gastgeber mit einem klasse Save.

So prima es für die Eispiraten bisher im 1. Drittel im Rosenheimer Stadion lief, so bitter waren zweimal schon die Schlussdrittel. 2:6 Tore kassiert und beide verloren. Dass es diesmal nicht wieder so kommen sollte, stellte sich aber relativ schnell herauskristallisieren, denn die Rosenheimer wollten a) sich kein Hurraeishockey leisten (es gab zudem auch gar keinen Anlass) und b) ist es kräftemäßig auch kaum mehr möglich, noch einmal einen Zahn zuzulegen. So neutralisierten sich beide Teams und waren auf Fehlervermeidung aus. Erst zwei dicht aufeinander folgende Powerplays der Hausherren ließ ein optisches Übergewicht für grün-weiß entstehen. Hier und da hatten die Rosenheimer auch gute Gelegenheiten, aber so richtig einfallsreich und durchschlagend stellte sich das Ganze nun nicht mehr dar.

Die Eispiraten überstanden die numerische Unterlegenheit und verlegten sich in der Schlussphase auf Scheibenbesitz und kontrollierte Offensive. Auch Rosenheim ging nach wie vor nur noch begrenzt Risiko, so dass sich beide Teams die Situationen, in denen der Gegner mit Forechecking unter Druck gesetzt wurde, schon gut aussuchten. Eine dieser Situationen führte knapp 3 Minuten vor dem Ende zu einer Strafe gegen Lee, der hinter dem eigenen Tor einem Rosenheimer erst den Puck von der Kelle spitzelte, aber dann eben auch zu Fall brachte. Zumindest strittig, aber Lee kam nicht an der Sünderbank vorbei. Die Starbulls hatten also wie schon am Freitag abermals kurz vor Ende die große Möglichkeit zum Knockout der Sachsen. Es kam aber schlichtweg zu wenig von Grün-Weiß. Lediglich Joseph Lewis sollte noch einmal ganz knapp vor dem Führungstreffer stehen.

Es blieb beim 3:3 und erneut sollte es in die Verlängerung gehen. Eigentlich hätte man sich die 15 Minuten Pause aber sparen können, denn in der Overtime war noch keine Minute rum, bis der Entscheidungstreffer fiel. Ihr erster Reihenwechsel sollte den Rosenheimern zum Verhängnis werden, denn der war so unaufmerksam ausgeführt, dass Bernhard Keil im „toten Winkel“ übersehen wurde. Zum Glück aber sah Schiezold genau hin und bediente den Eispiraten-Stürmer mit einem perfekten Diagonalpass. Mit der letzten Kraft und dem Willen zur Entscheidung setzte Keil zum Duell gegen Steinhauer an und blieb der umjubelte Sieger.

Die Eispiraten bringen somit vor ihrem defintiv letzten Heimspiel der Saison eine 3:2-Serienführung mit in den Sahnpark. Dort wird es am Dienstag aber noch ein langer, harter und schmerzhafter Weg in Richtung Klassenerhalt. Die Rosenheimer sind noch immer in der Lage zurückzuschlagen und so werden die Crimmitschauer ein weiteres Mal über ihre Grenzen hinausgehen müssen.