Das Grummeln im Magen verstärkte sich mit jedem Kilometer, dem ich Rosenheim näher kam. Für den leidgeprüften ETC-Fan das untrügliche Zeichen, dass es um die Wurscht geht. Nicht weniger als der Klassenerhalt steht auf dem Spiel und egal wie – mit Verlaub – beschissen die Saison verlaufen ist, das gilt es mit aller Macht zu verhindern.

So dachten die etwa 60 ETC-Fans vor Ort und so dachten aber natürlich auch die Anhänger der Starbulls. Nervös ist man auch bei den Offiziellen, wie man im Verlauf der Woche sehen konnte. Rosenheim warf nach 9 Jahren Franz Steer als Cheftrainer raus und bei den Eispiraten traf es Verteidiger Lukas Pozivil. Man durfte also gespannt sein und das war noch untertrieben. Vorab – die Dramaturgie des Spiels war eines Play-Downs würdig.

Das Eröffnungsbully gewannen die Eispiraten und man merkte sofort, dass diese es erst einmal langsam angehen wollten. Ganz im Gegensatz zu Rosenheim, die früh störten und nach einem Fehlpass von Ciernik zog Pinizzotto bereits in der 1.Minute eine Strafe. Das Powerplay überstanden die Eispiraten noch, doch in der 4.Minute traf Wenzel mit einem Schuss über die Fanghand von Schroth, der für den noch gesperrten Ryan Nie das Crimmitschauer Tor hütete. Die Eispiraten verdauten diesen Rückschlag nur langsam, arbeiteten sich aber – angetrieben vom unermüdlichen Neu-Kapitän Lee – Stück für Stück ins Match. Mit Erfolg – erst vergab man noch trotz guter Chancen ein Powerplay – doch in der 17.Minute traf Pinizzotto aus schwieriger Position zum Ausgleich ins Kreuzeck. Der Jubel war kaum verklungen, da war es Bernhard Keil, der nach schöner Einzelaktion von Patrick Pohl 70 Sekunden später die durchaus verdiente Führung für die Westsachsen erzielte. Nun waren es die Gastgeber, die einen Schock verdauen mussten.

Das taten sie auch im zweiten Abschnitt eigentlich gar nicht. Crimmitschau war die spielbestimmende Mannschaft , nur verpassten die Eispiraten zu Beginn, die Führung auszubauen. Als die Starbulls so langsam aus ihrer Lethargie erwachten, folgte das 1:3. Lee erkämpfte den Puck, Kabitzky passte mit guter Übersicht auf Ciernik und der traf per Direktabnahme aus zentraler Position. Ein weiteres Tor der Eispiraten fand in der 36.Minute keine Anerkennung, da vorher bereits das Rosenheimer Tor durch einen Verteidiger verschoben war. Die daraus resultierende Strafe nutzten die Eispiraten aber dann endgültig zum 1:4. Martin  Bartek heißt der Torschütze im Protokoll, aber eigentlich war es ein Eigentor von Burt, der die scharfe Hereingabe von Bartek unglücklich ins eigene Tor lenkte. Da Rosenhgeim ein weiteres Powerplay auch dank guter Aktionen von Schroth nicht nutzen konnte, ging es mit der doch erstaunlich hohen Führung in die zweite Drittelpause. Verdient war das nach dem Verlauf allemal.

Mit dem Selbstvertrauen der Führung im Rücken agierten die Eispiraten auch im Schlussabschnitt. Doch leider scheiterte man mehrmals an Herden und mit zunehmender Spielzeit wurde man immer passiver. Selbst bei einem Powerplay spielte man eher nach hinten statt nach vorn. So etwas rächt sich meist, da es den Gegner aufbaut. So auch diesmal – eine Strafe gegen Oleff brachte Powerplay für Rosenheim und Valkonen traf über die Schulter von Schroth zum 2:4 in der 50.Minute. Die Antwort der Eispiraten – gute Chancen durch Kabitzky und Bucheli – doch beide Male zeigte Herden sein Können. Anders als auf der Gegenseite, dort war es Edfelder, der in der 52.Minute das große Zittern und damit das 3:4 erzielte. Diesmal fanden aber die Eispiraten die richtige Antwort. Nur 22 Sekunden nach dem Anschluss stellte Bernhard Keil den alten Abstand wieder her. Ein weiteres Powerplay der Eispiraten blieb ungenutzt und so läutete eine Auszeit von Rosenheims Neu-Trainer Schäfer die letzten beiden Spielminuten ein. Und die waren nichts für schwache Nerven! Als Herden gerade das Eis für einen sechsten Feldspieler verlassen hatte, war es Classen, der zum 4:5 ins Crimmitschauer Tor traf. Zwei endlos lange Minuten sollten folgten. Verstärkt noch durch die Tatsache, dass Dany Pyka mit einer unklugen Strafe für eine Dezimierung sorgte. Vier Eispiraten stemmten sich somit dem Druck von 6 Rosenheimer Feldspielern entgegen. Der Puls der Fans stieg ins Unermessliche, doch Schroth bewahrte mit einem Fanghandsave die Ruhe. Genau wie sein Mannschaftskollege Patrick Pohl, der sich mit purer Willenskraft beim Konter gegen einen Verteidiger dursetze und 23 Sekunden vor der Schlussirene zum erlösenden 4:6 einnetzte.

Der Jubel der Eispiraten-Fans war grenzenlos und nicht minder merkte man dem Team die Erleichterung an. Eine reife Leistung der Eispiraten in Spiel 1 und damit ist der Heimvorteil nun nach Westsachsen gewandert. Daran gilt es nun – mit Unterstützung des Heimpublikums – am Sonntag anzuknüpfen. Diese hypernervöse Rosenheimer Mannschaft ist schlagbar. macht es nochmal, Jungs!