Nach dem ersten Auswärtsdreier der Saison in Freiburg hätten die Eispiraten die rote Laterne gern mit zum Duell ins baden-württembergische Unterland mitgenommen, um sie dann gegebenenfalls mit einem weiteren Auswärtssieg schön verpackt dort zu lassen, doch leider bleibt die rote Laterne noch im Sahnpark, weil die Eispiraten am Dienstag Abend im Falle eines Sieges nur aufschließen können, denn Heilbronn konnte am Sonntag einen Punkt in Rosenheim mitnehmen. Somit sind die Eispiraten neben der Fokussierung auf die eigene Leistung in den kommenden Spielen auf die Schützenhilfe der letzten Gegner der Falken – Garmisch und Freiburg – angewiesen. Angesichts der am Montag erfolgten Entlassung des Falkentrainers Fabian Dahlem ist Aufgabe ungleich schwerer, denn der bisherige Co-Trainer Gerhard Unterluggauer als neuer Chef an der Bande kann trotz der regionalen Bedingungen sicher auch nicht Wasser zu Wein verwandeln.

Ginge die Tabelle nach dem Powerplay, wäre man am Neckar sicherlich zufrieden, denn hier machen die Heilbronner dem Ligaprimus Bietigheim sogar Konkurrenz und stehen mit 45 Überzahltoren und einer Powerplayquote von 23% auf dem zweiten Platz der Liga. Hier konnte Ex-Coach Fabian Dahlem im Gegensatz zu seiner Zeit in Crimmitschau wahrscheinlich den richtigen Weg finden. In Unterzahl schepperte es aber im eigenen Kasten genau so oft wie bei den Eispiraten, beide Teams haben in Unterzahl bisher jeweils 53 Gegentore zu verbuchen und somit streiten sich beide Teams in dieser Statistik auch um die rote Laterne.

Nach einem zwischenzeitlichen Aufschwung im Januar, wo sich die Falken vom Tabellenende sogar etwas absetzen konnten, folgte im Februar der Absturz auf den vorletzten Platz mit 5 punktlosen Spielen, ehe man sich erst am vergangenen Sonntag in Rosenheim wieder zumindest einen Punkt ergattern konnte. Wie wichtig dieser sein kann, würde sich im Falle einer Niederlage gegen die Eispiraten zeigen, denn dann hat man im Falkenlager trotzdem noch alles in eigener Hand. Dieser eine Punkt hat den wackelnden Stuhl von Fabian Dahlem in Heilbronn wohl nicht vor dem Umkippen bewahrt, denn am Montag trennten sich die Wege der Falkenführung und Dahlem. Hierbei bleibt fraglich, inwieweit eine Neubesetzung angesichts 3 verbleibender Spiele bis Ende der Hauptrunde überhaupt Sinn macht.

Kurz vor Ende der Hauptrunde scheint sich zumindest die Verletztenmisere im Tor der Heilbronner zu entspannen. Der als etatmäßige Nummer 1 verpflichtete Schwede Stefan Ridderwall (24 Sp, 3.57 GT/Sp, 91.23%)  kehrte vor kurzem nach auskurierter Gehirnerschütterung wieder ins Tor der Falken zurück und hütete immer auswärts das Tor. Zu Hause stand der für ihn wegen der langen Verletzung nachverpflichtete Kanadier Andrew Hare (23 Sp, 2.96 GT/Sp, 92.10%, 2 SO) die letzten Spiele immer im Tor. Den Platz auf der Ersatzbank nahm auf Grund der Ausländerregelung zuletzt regelmäßig der 19jährige Leon Frensel (5 Sp, 4.01 GT/Sp, 89.29%) ein.

In der Defensive hat Heilbronn eigentlich von den Namen her einen in der Liga bekannten Kader, stehen dort doch altbekannte Spieler wie Thomas Gödtel (31 Sp, 1+6), Patrik Vogl (47 Sp, 2+9) oder Henry Martens (49 Sp, 6+6) auf dem Eis. Hinzu kommen mit Jordan Heywood (47 Sp, 9+18) und Jonathan Harty (25 Sp, 2+15)  zwei Kanadier, die vor dem eigenen Tor eigentlich für Sicherheit sorgen sollten. Doch 174 Gegentore und damit vorletzter Platz sprechen hier eine andere Sprache.

Zumindest in der Offensive schimmert im Falkenkäfig das Licht nicht ganz so dunkel. Hier sind vor allem die Deutsch-Kanadier Rylan Schwartz (47 Sp, 15+30) – der Träger des goldenen Helms – und Tyler Gron (39 Sp, 19+20) zu erwähnen, ebenso wie Kevin Lavallèe (43 Sp, 17+18) und als Kontingentspieler der Finne Ville Järveläinen (40 Sp, 10+25) sowie der Kanadier Jordan Heywood (47 Sp, 9+18). Die ebenfalls ligabekannten Spieler Kyle Helms (46 Sp, 8+19), Matthias Forster (48 Sp, 5+9) oder Justin Kirsch (49 Sp, 14+21) sind eigentlich vom Papier her auch kein Füllmaterial. Gefährlich sind die Falken im Sturm allemal, aber die Abwehrarbeit der Stürmer lässt zu wünschen übrig und das spiegelt sich im Tabellenplatz wider.

Das Spiel am Dienstag Abend wird nach Ansicht der Falkenfans eine noch niedrigere Kulisse haben als die am vergangenen Freitag mit nur 923 Zuschauern besuchte 3:5-Heimniederlage gegen die Kassel Huskies. Eine erneute Heimniederlage der Hausherren würde das Feuer noch mehr ins Lodern bringen. Der Geduldsfaden der in den vergangenen Jahren schon recht leidgeprüften Falkenfans – als Beispiel sind 10 Auswärtssiege in den letzten 3 Saisons inkl. Play-Downs genannt – kann auch irgendwann einmal reißen. Die Falkenführung versuchte zumindest mit der Entlassung Dahlems eine Reißleine zu ziehen und somit ein Zeichen auch für die Fans zu setzen.

Das kann und muss aber den Fans und der Mannschaft der Eispiraten egal sein, denn das vorletzte Auswärtsspiel der Hauptrunde kann richtungsweisend für die Eispiraten sein. Zum einen, um einen potenziellen Gegner in den Play-Downs etwas Respekt einzuflößen und diesem zu zeigen, dass der Heimvorteil in den Play-Downs völlig egal sein kann. Und zum anderen, das vielleicht im Freiburger Wolfsbau gefundene Selbstvertrauen und den Schwung ins Unterland mitzunehmen und den Falken gehörig Druck am Federkleid zu machen, um vielleicht das Unmögliche noch möglich zu machen und bis zum Ende der Hauptrunde die rote Laterne an die Falken abzutreten – notfalls eben als Paket per Post…

cc