Dass es nach sieben Niederlagen am Stück heute abend ausgerechnet gegen den wenig geliebten Club aus der Landeshauptstadt mal wieder mit einem Dreier für die Eispiraten geklappt hat, ist ein kleines Bonbon für die in dieser Spielzeit nicht eben erfolgsverwöhnten Fans im Sahnpark. An der Tabellensituation ändert das zwar für die Rot-Weissen so gut wie nichts, aber den Trend aus den beiden letzten Heimspielen sehen wir mit zart erblühender Hoffnung. Und außerdem: wem spuckt man schon lieber in die Suppe als den Eismiezen aus Dresden?
Nachdem den Gastgebern die ersten Aktionen vorbehalten waren, machte Dresden ab der fünften Minute ernst. Begünstigt durch ein Powerplay nach einer Strafe gegen Vincent Schlenker belagerten die Gäste das heute wieder von Ryan Nie gehütete Eispiratengehäuse. Gelang es den Westsachsen während der zwei Minuten noch, einen Einschlag zu verhindern, war es dann kurz nach Ablauf der Strafe ausgerechnet der vor der Saison aus dem Sahnpark nach Dresden gewechselte Alexander Höller, der nach klugem Zuspiel in den Slot genau Maß nahm und die Führung der Landeshauptstädter erzielte. Die Eislöwen drückten danach weiter, und Eispiratengoalie Nie musste teils spektakuläre Saves auspacken, um weitere Tore zu verhindern. Erst nachdem Goldhelm Brendan Cook für eine unschöne Aktion gegen Ole Olleff aufs Sünderbänkchen verfrachtet wurde, konnten sich die Gastgeber aus der Umklammerung befreien, ohne allerdings für sehr viel Powerplaygefahr sorgen zu können. Gegen Ende des Drittels war es dann ein ausgeglichenes Spiel, die Pausenführung der Gäste dennoch verdient.
John Tripp schien dann in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, denn mit Beginn des Mittelabschnitts präsentierten die Rot-Weissen sich bissiger, gefährlicher, zielstrebiger – einfach besser. Und das spiegelte sich auch im Chancenverhältnis auf dem Eis wieder: konnte sich Weitzmann noch bis zur Mitte des Drittels mehrfach auszeichnen, war er gegen den überraschenden und durch Pinizzottos Screen nur zu erahnenden Schuss des wieder als Verteidiger aufgebotenen Bartek machtlos. Der wärend der gesamten Partie auffälligste Dresdner Höller saß zu diesem Zeitpunkt nach einem hohen Stock auf der Strafbank. Allerdings konnten sich die Blau-Weissen nach einer Strafe gegen Lee wieder berappeln und drückten ihrerseits auf die erneute Führung. Diese fiel auch, und das wiederum kurz nach Ablauf der zwei Minuten Powerplay: Macholda hatte von der blauen Linie abgezogen, und der übers ganze Spiel ziemlich giftig agierende Cook fälschte unhaltbar ab. Die Rot-Weissen liessen sich davon aber überhaupt nicht beeindrucken und legten ihrerseits noch einen Zahn zu. Ivan Ciernik gelang der verdiente Ausgleich, als er nach einem harten Schuss am schnellsten schaltete und den Abpraller mit der Rückhand ins linke untere Eck bugsierte. Die Eispiraten blieben dran, und mit etwas Glück wären sie sogar mit einer Führung in die zweite Pause gegangen. Leider hatte der Pfosten nach Buchelis Schuss etwas dagegen…
Den Schlussabschnitt begannen beide Teams dann vorsichtiger, auskontern lassen wollte sich keiner. Die schnellen Dresdner Angriffe stellten die ohne Pozivil und Tramm, dafür wieder mit Pyka agierende Crimmitschauer Defensive trotzdem vor einige Probleme, die aber mit viel Einsatz und Hingabe gelöst werden konnten, ohne dass Ryan Nie hinter sich greifen musste. Auf der Gegenseite wurde es meist gefährlich, wenn Ciernik auf dem Eis stand, aber auch Weitzmann konnte sich auszeichnen. Nur einmal verlor der junge Goalie den Überblick, und das reichte dem derzeit torgefährlichsten Verteidiger der Liga, Martin Bartek, um das umjubelte 3:2 zu erzielen. Nach einem harten Schuss des ebenfalls wieder mitwirkenden Pinizzotto ließ Weitzmann prallen, den lose herumliegenden Puck stocherte Bartek ins Tor. Strittig war einzig, ob vorher Weitzmanns Maske getroffen worden war, aber ein deutliches „Pling“ war nicht zu vernehmen, und wirklich protestiert hat auch niemand auf Gästeseite.
Mit Glück, Geschick, Kampf und einem nach seiner schöpferischen Schaffenspause wieder deutlich stärker als zuletzt agierenden Nie brachten die Rot-Weissen die knappe Führung über die Zeit. Auffällig war, dass die Eispiraten erneut – wie schon gegen Bietigheim – sehr diszipliniert agierten, kaum Strafen nahmen. Allerdings hatte Schiedsrichter Ulpi Sicorschi auch seinen „Ich laß mal laufen“-Abend, von der mitunter von ihm gewohnten Kleinlichkeit keine Spur. Zudem scheint es auch so, dass das verlautbarte harte Training unter Tripp langsam Früchte trägt, ein konditioneller Einbruch zum Ende des Matches wie so oft in der Saison war nicht zu konstatieren.