Wunder erleben nur diejenigen, die an Wunder glauben. (Erich Kästner)
Die Eispiraten haben heute abend einer an Tiefpunkten reichen Saison einen weiteren hinzugefügt. Hilf- und chancenlos ergaben sich die Rot-Weissen in ihr Schicksal und verloren auch in der Höhe verdient bei den Frankfurter Löwen mit 10:4.
Von Beginn an machten die Gastgeber klar, wer Herr im mit knapp 5200 Zuschauern gut gefüllten Löwenkäfig war. Die Westsachsen hatten dem rein gar nichts entgegenzusetzen und bewegten sich ständig im Überforderungsbereich. Vor allem in punkto Geschwindigkeit waren die Löwen derart haushoch überlegen, dass den Gästen nur das Hinterherschauen und Staunen übrigblieb. Nach viereinhalb Minuten schlug sich das dann auch erstmals auf der Ergebnistafel nieder, C.J. Stretch hatte getroffen, es sollte nicht sein letztes Tor des Abends bleiben. In schöner Regelmäßigkeit erhöhten Mueller, 2x Pistilli und Gawlik bis zum Ende des ersten Drittels auf 5:0, und die Wettquoten auf einen zweistelligen Ausgang der Partie dürften da schon im Keller gewesen sein, zu unbedarft stellten sich die chancenlosen Eispiraten an, zu ängstlich, zu verzagt, zu langsam und zu schlecht.
Auch im Mittelabschnitt dauerte es nicht lange, bis das muntere Scheibenschiessen weiter ging: Stretch erhöhte auf 6:0, bevor Mark Lee der erste Treffer des Abends für die Gäste gelang. Frankfurt ließ sich davon allerdings nicht einbremsen und stellte durch Stretch, Pistilli und Mueller auf kurz vor zweistellig. Auch wenn zu Drittelende St.Jacques und Lee die nächsten Ehrentreffer für Crimmitschau erzielten, gab es eigentlich wenig Zweifel, wie das Ganze wohl am Ende ausgehen würde. Dass nach dem 8:1 Ryan Nie den entnervten Henning Schroth im rot-weissen Gehäuse abgelöst hatte, tat da auch nichts zur Sache.
Es dauerte auch nur 59 Sekunden im Schlussabschnitt, da machte Pistilli mit seinem vierten Tor des Abends die Zehn voll. Scheinbar war damit das letzte Ziel der Frankfurter für diese Partie erreicht, denn danach nahmen sie mal so richtig den Fuß vom Gaspedal, agierten also in einer Geschwindigkeit, bei der die bedauernswerten Eispiraten auch mal etwas anderes als die Rücklichter ihrer Gegner zu sehen bekamen. Viel auf die Reihe bekamen sie deswegen aber noch lange nicht, ein paar Chancen hier und da, die aber auch noch teilweise kläglich verstolpert wurden, ein paar Saves von Nie auf der anderen Seite, mehr war nicht. Walsh gelang noch das 10:4, dann war diese Vorführung endlich beendet.
Kommen wir nochmal zum Eingangszitat zurück: in der gezeigten Verfassung wäre es wohl ein richtiges Eishockeywunder, wenn die Eispiraten dem Abstiegsgespenst in dieser Saison ein Schnippchen schlagen würden. Die, im Vergleich zur gespielten Liga, schlechteste Truppe der vergangenen zwei Jahrzehnte steht da seit Monaten auf dem Eis und kommt einfach keinen Schritt weiter. Und das Schlimme ist: es sieht ganz danach aus, als ob die Spieler selbst nicht wirklich daran glauben, erfolgreich sein zu können. Das kann aber nur der Anfang eines Aufbäumens sein: ein Team, das an das scheinbar Unmögliche glaubt, reißt einen Standort aus der völligen Lethargie, der sich zu großen Teilen schon mit dem Abstieg abgefunden zu haben scheint. In der Reihenfolge, und nicht anders!