Einen vierzigminütigen richtig guten Auftritt lieferten die Eispiraten heute abend im Bayreuther Tigerkäfig ab, hatten die Partie im Griff und führten 3:1 in der Fremde. Dann kam das Schlussdrittel, Bayreuth drehte auf, die Rot-Weissen waren schlicht nicht mehr präsent. Die Punkte blieben, wie sollte es in dieser Saison auch anders sein, beim Gegner.

Ein wenig abwartend begannen beide Teams die Partie, die Gäste legten höchstes Augenmerk auf die Defensive und störten den Bayreuther Spielaufbau schon früh in Gegners Drittel. Das behagte den Tigers gar nicht, mehr als eine Handvoll Chancen brachten die Hausherren im ersten Durchgang nicht zustande, immer wieder spielten sie aus der Bedrängnis heraus lange Pässe, die für wenig Gänsehaut auf der Crimmitschauer Bank sorgten. Nun rissen sich auch die Eispiraten offensiv kein Bein aus, schafften es aber immer wieder, sich für längere Zeit im Angriffsdrittel festzusetzen, und kreierten so die eine oder andere Gelegenheit, ohne Vosvrda allerdings über normale Betriebstemperatur hinaus zu erwärmen. Dass es manchmal ein probates Mittel ist, die Scheibe Richtung Tor zu schiessen, demonstrierte in Minute 17 dann Youngster Ole Olleff. Abgefälscht von einem Bayreuther Spieler, schlug der Puck rechts oben im Tigers-Gehäuse ein. Angesichts der taktisch nicht unklugen Vorstellung der Westsachsen eine durchaus nicht unverdiente Führung, die sie auch mit in die Pause nahmen. Auffällig allerdings, dass auf Crimmitschauer Seite wieder einmal die meiste Gefahr ausging, wenn Patrick Pohl auf dem Eis war. Der Goldhelm führte gleich zwei Reihen ins Gefecht, spielte mit Schlenker/Bucheli als auch mit Guts/Kabitzky. Während auch die nominell erste rot-weisse Formation mit Lee, Keil und Gollenbeck ab und an für Betrieb in Gegners Drittel sorgte, kam von der Altherrenriege Ciernik/Bartek/Lucenius reichlich wenig.

Auch im Mittelabschnitt spielten die Eispiraten ziemlich trocken ihren Stiefel herunter, luden die schnellen Hausherren nicht zum Kontern ein, störten früh und energisch. Einzig wenn Ex-DEL-Allstar Nathan Robinson einmal Tempo aufnahm, kam Gefahr für Ryan Nie auf. Als gegen Mitte des Abschnitts erst Keil und dann Walsh von Referee Sicorschi auf die Strafbank geschickt wurden, zeigten die Tigers recht druckvolles Powerplay, das letztlich nach einer sauberen Kombination über Marsall und Robinson mit dem Ausgleich belohnt wurde. Machte den Gästen aber vorerst nicht all zu viel aus: die Eispiraten hielten sich weiterhin an ihren Matchplan, gerieten nicht ins Schwimmen und legten ihrerseits sogar noch einen Gang nach vorne zu: nach feiner Einzelleistung Pohls konnte sich Daniel Bucheli in seinem ersten Spiel nach langer Verletzungspause die Ecke aussuchen, Mark Lee setzte kurz vor Drittelende sogar noch einen drauf und vollendete ein starkes Solo per Rückhand zum 1:3. So weit, so gut.

Zum Schlussabschnitt kamen die Eispiraten dann aus der Kabine, als hätte ihnen jemand die Schlittschuhe ausbetoniert. Zaghaft, fehlerhaft, irgendwie völlig unambitioniert. Stas erkannte das als erster Bayreuther, klaute in eigener Unterzahl Mark Lee die Scheibe vom Schläger, lief an den recht teilnahmslos zuschauenden Lucenius und Bartek vorbei und erzielte den ersten Tigers-Shorthander der Saison zum 2:3. In der 49. Minute leistete sich Martin Bartek dann eine Strafe, für die er wahrscheinlich in der A-Jugend schon einen Kasten zahlen würde: zu langsam, den Puck im Angriffsdrittel selbst zu erlaufen, stellte er dem Bayreuther Verteidiger den Stock zwischen die Kufen und wanderte nach Sicorschis Pfiff schnurstracks auf die Strafbank, von wo er sich anschauen durfte, wie die Tigers Kolozvary freispielten, der Ryan Nie mit seinem schnellen Schuss in der falschen Ecke des Tores erwischte und ausglich. Weils so schön war, legte kurz später auch Philipp Halbauer seinen Gegenspieler aufs Eis, ging den Weg, den Bartek gegangen war, und schaute sich Robinsons kleines Kunststück zum 4:3 an. Hernach, so nüchtern muss man das konstatieren, passierte nicht mehr viel. Bayreuth war ganz zufrieden mit der Führung, erarbeitete sich zwar die eine oder andere Gelegenheit, diese auszubauen, aber hielt vor allem hinten dicht. War aber auch nicht all zu schwer, denn von den Rot-Weissen kam schlichtweg nichts mehr. Ein ausgepumpter Patrick Pohl konnte keine Akzente mehr setzen, und alle anderen, die von ihrer Vita her dazu auch in der Lage sein sollten, konnten oder wollten das auch nicht. Am ehesten für Druck sorgte in der Schlussphase noch Mark Lee, aber damit war er auch eher der Einäugige unter den Blinden als eine echte Gefahr für Vosvrda.

In solch einem Rosa gibt es gar keine Glaskugel, dass man beim Hineinschauen nach diesem Schlussdrittel irgendetwas Positives für die nähere Crimmitschauer Eishockeyzukunft erblicken könnte. Unsere Altstars haben sich höchstens Anschauungsunterricht bei Nathan Robinson abgeholt, wie man auch als DEL-Ikone einen Zweitligisten mitreissen und zum Sieg führen kann. Ob sie das allerdings selbst so umsetzen könnten, darf bezweifelt werden. Speziell die Herren Bartek und Lucenius liefern seit Wochen Leistungen ab, die eigentlich beim ersten Mitwirken von Neuzugang St. Jacques nur zu einer Konsequenz führen sollten: Sitzplatz beim Spiel.