Zu Hause hui – auswärts pfui – so könnte das Fazit nach der ersten englischen Woche aus Sicht der Eispiratenverantwortlichen lauten. Nach der derben Klatsche in Freiburg und dem fulminanten Kantersieg zu Hause folgte am Abend die nächste hohe Auswärtsniederlage. Mit 7:2 kassierten die Westsachsen die höchste Saisonniederlage und müssen sich dabei die Schuld für die Niederlage teilweise selbst zuschreiben. Mit undisziplinierter Spielweise lud man die Löwen als bekanntes Top-Powerplay-team zum Tore schießen ein und anderseits vergab man zuhauf selbst beste Gelegenheiten.
Nach dem spektakulären Heimspielsieg am Mittwoch, bei dem Coach Lee endlich mal wieder wenigstens drei komplette Reihen zur Verfügung standen, traten die Eispiraten beim selbsternannten Titelanwärter mit erneut großen personellen Defiziten an. Fabio Pfohl kehrte nach seiner imponierenden Leistung nach Wolfsburg in die DEL zurück und Foy trat die Reise ebenso wie die verletzten Guts und Schlenker nicht mit an, zumindest konnte Lee auf Rückkehrer Tripp zurückgreifen und mit 5 Verteidigern und 10 Stürmern agieren. Bei den Gastgebern machte Ex-Topscorer Spare sein erstes Spiel im Löwendress.
Die ersten Minuten überstanden die Westsachsen schadlos, doch leider hatte es sich wohl nicht bis zu Heinisch rumgesprochen, dass Frankfurt ein Top-Powerplay-team ist, denn sein absolut unnötiges Beinstellen bescherte nach druckvollem Überzahlspiel frühzeitig die Führung für die Löwen durch C. Breitkreuz, der völlig allein gelassen vor Nie einschießen konnte. Und als die Löwen in eigener Unterzahl ein break erfolgreich abschließen konnten über den pfeilschnellen Müller, musste einem um die Eispiraten Angst und Bange werden und es kamen Erinnerungen an das 0:8 aus der letzten Saison auf. Wie aus dem Nichts kamen die Eispiraten zum Anschlusstreffer, und als Halbauer einen Puck abfangen konnte, vollendete Vucurevic in seinem zweiten Einsatz für die Eispiraten in Torjägermanier und haute dem vor Spielbeginn zum Spieler des Monats Oktober geehrten A. Ore den Puck unter die Latte und erzielte sein erstes Saisontor. Keil hatte dann sogar den Ausgleich auf der Kelle, doch bereits im nächsten Unterzahlspiel – Wishart erhielt eine merkwürdige Strafe nach zerbrochenem Stock – stellten die Gastgeber den alten Abstand wieder her. Tomassoni traf wie zuvor Müller bei freier Sicht von Ryan Nie exakt in den Winkel.
Drittelfazit aus dem Liveticker:
Das 3:1 nach zwanzig Minuten ist verdient, keine Frage. Frankfurt hat deutliche Vorteile, vor allem im Powerplay zeigten sie sich effektiv und schossen ihren Zwei-Tore-Vorsprung durch zwei Überzahltore und eins in Unterzahl heraus. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer, erzielt durch Vucurevic, entsprang einer Unkonzentriertheit der Löwen. Crimmitschau muss hier zulegen, wenn etwas herausspringen soll.
Den Anfang vom Mitteldrittel konnten die Eispiraten ausgeglichen und kontrolliert gestalten und hatten sogar im vierten eigenen Unterzahlspiel durch Höller und den durch Lampe völlig freigespielten Bucheli beste Chancen zum erneuten Anschlusstreffer. Doch Tripp brachte mit der nächsten unnötigen Aktion sein Team in numerische Unterzahl und dabei rutschte ein Querpass von Mazzolini vorm Tor in das selbige zum 4:1. Eine weitere Nachlässigkeit in der Abwehr bestrafte B. Breitkreuz mit einem sehenswerten Solo und erzielte im Fallen mit der Rückhand die Vorentscheidung zum 5:1. Unser Goldhelm Eric Lampe hat zur Zeit leider kein Zielwasser getrunken, denn zwei beste Gelegenheiten lies er ungenutzt. Besser machte es da sein teamkollege Ty Wishart, der im Powerplay einen blue liner in die Maschen hinter Ore schickte – ein Schuss wie ein Strahl!
Drittelfazit aus dem Liveticker:
Nach wie vor eine verdiente Führung der Gastgeber, aber die Rot-Weissen konnten fast so etwas wie Ausgeglichenheit auf dem Eis herstellen. Das Problem heisst allerdings „Überzahl Frankfurt“. Die wird hier nach wie vor effektiv ausgenutzt, und so stehen mittlerweile drei PP-Treffer bei sechs Gelegenheiten zu Buche. 50%, davon träumen bessere Teams. Unsere PP-Quote nach Wisharts Gewaltschuss bei immerhin auch 25%, das ist ja so weit in Ordnung. Es sieht trotzdem, so ehrlich wollen wir sein, nicht nach einer Überraschung heute aus, dass Ore noch mehr als zweimal hinter sich greifen muss, ist nicht abzusehen nach den Eindrücken der ersten vierzig Minuten. In der ersten Reihe fehlt Foy an allen Ecken und Enden, bei Tripp fehlt verständlicherweise auch noch einiges, so dass die am Mittwoch noch überragende zweite Reihe auch kleinere Brötchen bäckt.
Knapp die Hälfte des Schlussabschnittes gelang es den Rot-Weißen, die Löwen von ihrem Tor wegzuhalten und hatten drei 100%ige Torgelegenheiten, die allesamt ungenutzt blieben. Zuerst verpasste Tramm den Puck vor dem halbleeren Tor nach super Zuspiel von Lampe, im Gegenzug mußte Nie bei einem 3-1 Konter sein ganzes Können zeigen. Dann spielte der blass agierende Tripp Bucheli schön frei, der nach seinem Hattrick vom Mittwoch mit seinem Alleingang an Ore scheiterte, den freiliegenden Puck stocherte Höller über die Linie, wobei HSR Göran Nöller zuvor abgepfiffen haben will und dem Treffer die Anerkennung verweigerte. In der 50. Minute passte der beste Eispirat Lampe uneigennützig auf seinen Kapitän, doch Schietzold schaffte es, den Puck zu „fahr“lässig nicht im leeren Tor unterzubringen. Ein Topteam wie Frankfurt bestraft dieses Auslassen klarster Torchancen und wie aus dem Nichts schlug es erneu hinter Nie ein, einen blue liner konnte Müller im slot unhaltbar abfälschen. Den Schlusspunkt konnte dann Liesegang setzen, der nach einem Traumpass von der blauen Linie aus auf Nie zulief, der stark parierte, doch der Torjäger konnte den Puck in der Bewegung aus der Luft ins Tor schlagen. Dieses Tor zum Endstand von 7:2 gab der HSR, ein angebliches Schlittschuhtor der Eispiraten gab er nicht, weil er eine Kickbewegung von Lampe gesehen haben will. Nicht die einzige fragwürdige Entscheidung Nöllers gegen die Eispiraten, die aber am verdienten Sieg der überlegenen Frankfurter keine Zweifel aufkommen lassen sollten.
Fazit aus dem Liveticker:
Da lief nicht all zu viel zusammen bei den Eispiraten. Aber das lag hauptsächlich am Gegner, der sich in allen Belangen als das bessere team präsentierte. Gegen das wohl schnellste Team der Liga gelang den Rot-Weissen schon im Spielaufbau nicht viel, die wieder nur 15 Feldspieler waren auch viel zu wenig, um den Gastgebern körperlich den Zahn zu ziehen. Jetzt heisst es regenerieren bis Sonntag, wenn die nächste Hessentruppe gegen die Rot-Weissen antritt – Kassel zu Gast im Sahnpark.