Freitag, 08.04.2016, 22:48 Uhr: Was für ein Beben im mit 4565 Fans ausverkauften Tigerkäfig zu Bayreuth, als Fedor Kolupaylo in der 77. Minute der Overtime den großen Aufstiegsaspiranten und souveränen Oberliga-Süd-Meister EV Regensburg in den Sommerurlaub schickte.
Die Minuten zuvor ein Spiel auf der Rasierklinge, der mit einem Nackenschlag für Bayreuth gleich in der ersten Minute begann – 0:1. Postwendend aber der Ausgleich, als Christopher Kasten von der eigenen (!!!) blauen Linie einen Gewaltschuss auf das EVR-Gehäuse abgab und der Puck im Winkel einschlug. Doch der EVR zeigte seine Favoritenstellung und ging zurecht im 2. Drittel mit 3:1 in Führung, aber nie aufsteckende Tigers rannten an und überraschten die scheibenkontrollierenden Regensburger mit blitzschnellen und präzisen Kontern, die zumeist vom „Rookie of the year“ der Oberliga Süd, Fedor Kolupaylo und dem Slovaken Ivan Kolozvary vorgetragen wurden. So fiel auch noch im selben Drittel der Ausgleich, ehe dann im letzten Drittel ein Schlagabtausch stattfand, der zwar Tore verdient hätte, aber torlos endete. In der Verlängerung dann das Spiel deutlich langsamer, beiden Mannschaften merkte man den Kräfteverschleiß an, dennoch hatten beide Teams die Chance auf den K.O.-Schlag. Als sich das Publikum so langsam auf eine Entscheidung im in der Oberliga üblichen Penaltyschießen einstellte, versetzte Kolupaylo dem EVR den Todessstoß!
Die ganze Serie zuvor machte bereits unter den Eishockeyfans aus Deutschland Schlagzeilen, so dass im Spiel 4 in Bayreuth nicht nur Trikots der Tigers und des EVR zu sehen waren, sondern auch Fans aus Weiden, Crimmitschau, Leipzig und Dresden zu Gast waren. Fans der Straubing Tigers kamen sogar mit einem kompletten Fanbus angereist. Das Interesse war so groß, denn jedes Spiel in dieser Serie war geprägt von Kampf und Siegeswille beider Teams, knappe Ergebnisse inbegriffen und ein von den Fans beider Lager ununterbrochener Support. Diese Serie hatte eigentlich auch keinen Verlierer verdient, doch am Ende muss auch eine solche Serie entschieden werden und somit steht der EVR trotz in der Hauptrunde erspielten 28 Punkten Vorsprung auf den zweiten Bayreuth mit leeren Händen da.
Somit ist wieder bewiesen, dass Play-Offs ihre eigenen Gesetze haben. Die diesjährige Oberliga hatte da so einige Überraschungen parat. So flog der Primus der Oberliga-Nord und Aufstiegsaspirant Duisburg gleich in der ersten Runde gegen Leipzig raus. Regensburg tat sich gegen Weiden in der ersten Runde und auch in der zweiten Runde gegen Leipzig ebenfalls schwer, schaffte es aber, der Favoritenrolle gerecht zu werden. Der altbekannte EV Landshut hatte wohl Pech in dieser Serie, im Viertelfinale gegen die Trappers aus dem niederländischen Tilburg antreten zu müssen, deren Mannschaft zum größten Teil aus Nationalspielern Hollands besteht. Die stehen aktuell im zweiten Halbfinale dem EC Peiting gegenüber, in dieser Serie steht es 2:2 und die Entscheidung fällt im Spiel 5 am Sonntag in Tilburg. Bayreuth als erster Finalist dürfte zumindest aus sportlicher Sicht bereits jetzt als Aufsteiger feststehen, denn Tilburg darf nicht in die DEL 2 aufsteigen und das kleine gallische Dorf Peiting hat gar nicht erst die Unterlagen eingereicht. Inwieweit die DEL 2 für Bayreuth finanziell machbar ist, werden die Verantwortlichen sicher nach dem Finale entscheiden. Ob dann der Aufstieg oder Verbleib des sportlichen DEL2-Absteigers in der Liga im Sommer ausgewürfelt wird, bleibt erwartungsgemäß ohnehin abzuwarten.
Für Fans, die noch nicht genug haben vom Eishockey, lohnt sich der Ausflug nach Bayreuth zum Finale allemal. Die bisherigen Begegnungen in den Play-offs der Oberliga, vor allem der Serie der Tigers gegen den EVR und das große Zuschauerinteresse unterstreichen das Topniveau. Die Finalspiele der Tigers um die Meisterschaft der Oberliga gegen den Sieger aus der Serie Tilburg gegen Peiting beginnen ab 15. April 2016.