Sehr geehrter Herr Raphael,
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats in Crimmitschau,
mit großer Sorge betrachten wir die Entwicklungen rund um den Eishockeystandort Crimmitschau. In den letzten Wochen und Monaten hat sich der Konflikt um die Finanzierung der Flexbande und der LED-Beleuchtung im Eisstadion im Sahnpark zugespitzt. Nach der Kündigung des Stadionnutzungsvertrags entbrannte eine Diskussion über die Zukunft des Eishockeys in Crimmitschau. Öffentliche Anschuldigungen zwischen der Eispiraten GmbH und dem Bürgermeister, Herrn Raphael, führten zu verhärteten Fronten und bis zum heutigen Tag konnte keine endgültige, verlässliche und zukunftsfähige Einigung erzielt werden. Nun soll am Dienstag, dem 15.04.2025, über das Wohl und Wehe der Eispiraten, aber in letzter Konsequenz auch über den Eishockeystandort Crimmitschau entschieden werden.
Wir möchten Sie bitten, sich der Bedeutung des Eishockeys in Crimmitschau bewusst zu werden. Über 300 Kinder spielen im Stammverein und gehen dort ihrem Hobby nach. Dieser Stammverein brachte mittlerweile sogar eine deutsche Nationalspielerin hervor – Mathilda Heine. Die Zukunftsfähigkeit des Stammvereins steht in den Sternen, sollte es nicht gelingen, eine Einigung zwischen der Stadt und der Eispiraten GmbH zu erzielen. Nicht nur für Kinder und Jugendliche hat der Verein eine große Bedeutung – auch durch die Eispiraten werden Sponsoren akquiriert, die Geld in den Wirtschaftsstandort Crimmitschau bringen.
An jedem Wochenende kommen zwischen 2.000 und 3.000 Fans in die Stadt, um ihr Team – die Eispiraten Crimmitschau – anzufeuern, mitzufiebern und Leidenschaft zu leben. Dieser Verein bedeutet für viele Crimmitschauer und auswärtige Fans ein Stück Identifikation. Ob in Crimmitschau, der westsächsischen oder ostthüringischen Umgebung oder als „Exil-Thüringer“ und „Exil-Sachsen“ hunderte Kilometer entfernt in der gesamten Bundesrepublik oder gar im Ausland verstreut: Für viele ist dieser Verein das letzte große Stück Heimat, das bleibt – ein Ort, an dem Herz, Geschichte und Zusammenhalt lebendig sind.
Seit 1927 jagen Eishockey-Cracks dem Puck in Crimmitschau hinterher und seit 1927 werden die Puckjäger von enthusiastischen Zuschauern und Fans begleitet. In dieser langen Geschichte gab es abseits des Eises viele streitbare Charaktere, große Egos und gewiss viele Meinungsverschiedenheiten, auch zwischen Stadt und Club. Aber niemand hat es in den vergangenen fast 100 Jahren geschafft, Crimmitschau von der Eishockey-Landkarte verschwinden zu lassen. Und diese Bürde soll auch in den kommenden 100 Jahren niemand auf sich nehmen. Denn kein Einzelner ist größer als der Eishockeystandort!
Die große Wiedergeburt und deutschlandweite Aufmerksamkeit des Eishockey-Standorts begann 1990, hielt Höhepunkte parat wie die Bayernligameisterschaft, den Alpenpokalsieg, die Oberliga-Meisterschaft oder mehrere Aufstiege und gipelte zuletzt in einem deutschlandweit übertragenen und viel beachteten Open-Air-Spiel in Klingenthal und letztendlich im größten Erfolg der Vereinsgeschichte – dem Einzug in das Halbfinale der DEL2-Playoffs. Auch Sie, Herr Raphael, bezeugten Ihre Anerkennung und Ihren Respekt. Sie sprachen Glückwünsche aus und betonten, wie wichtig das Eishockey für Crimmitschau sei. Wir erinnern uns sehr gut daran!
1.912 Pflichtspiele haben der ETC und die Eispiraten seit 1990 bestritten, den Großteil davon als Zweitligist. Über 2,6 Millionen Fans sind seither in den Sahnpark gepilgert. Keine andere Stadt in Deutschland ist länger Bestandteil der zur Saison 1998/99 gegründeten 2. Bundesliga bzw. seit 2013/14 DEL2, nämlich sagenhafte 23 von 27 Spielzeiten. Und nun soll dem Gründungsmitglied der DEL2 die 24.Spielzeit in der 2. Liga verwehrt bleiben und generell seine Zukunft in Frage stehen?! Wessen ernsthaftes Bestreben kann das sein?! Die Sorgen und Diskussionen sowohl im Fanlager der Eispiraten, aber auch die Fürsprache von Tausenden Fans anderer Eishockey-Vereine in Deutschland zeigen, dass das Ende des Crimmitschauer Eishockey noch lange nicht erreicht sein darf!
Wir Fans verstehen die wirtschaftlichen Zwänge, denen die Kommunen derzeit unterliegen, und wir respektieren, dass hier eine Entscheidung mit Augenmaß getroffen werden muss. Wir möchten Sie jedoch bitten, an ein zukunftsfähiges Eishockey in Crimmitschau zu glauben, danach zu handeln und gemeinsam Visionen zu entwickeln, wie ein für beide Seiten zufriedenstellendes Ergebnis aussehen kann. Persönliche Differenzen dürfen nicht über der kommunalen Verantwortung gegenüber so vielen Kindern und Jugendlichen, aber auch gegenüber einem ortsansässigen Wirtschaftsunternehmen wie der Eispiraten GmbH stehen. Bitte verhandeln Sie hart, bitte verhandeln Sie fair – und bitte unterstützen Sie das Engagement so vieler Ehrenamtlicher, Angestellter und Bürger der Stadt Crimmitschau. Die Fans der Eispiraten haben sich als geduldig und hart im Nehmen erwiesen. Sie sind bereit, auch schwierige Zeiten durchzustehen. Doch es braucht ein unmissverständliches Signal der Stadt, dass Sie, liebe Stadträtinnen und Stadträte, und Sie, Herr Oberbürgermeister, hinter den Eispiraten und damit hinter dem Eishockeystandort Crimmitschau stehen.
Für uns Fans bleibt für die morgige Stadtratssitzung die große Hoffnung, dass unsere Worte Sie erreichen und möglicherweise nach einem harten Ringen eine Einigung erzielt werden kann.
Bitte lassen Sie das Eishockey in Crimmitschau nicht aussterben. Bitte lösen Sie Blockaden und wandeln Sie Lippenbekentnnisse in Taten um! Taten, die Ihrer Verantwortung in alle Richtungen, also auch in die Richtung des Eishockeystandorts Crimmitschau gerecht werden.
Es hängt zu viel Tradition, zu viel Leidenschaft und zu viel Euphorie an diesem Sport, der seit fast 100 Jahren im Sahnpark seine Heimat hat. Ganz Eishockey-Deutschland schaut auf Sie!
Mit freundlichem Gruß
Das Team von etconline
Dave Pauli
Matthias Henkel
Torsten Kleber
Sascha Fischer
Frank Becher
Torsten Pretzsch und
Matthias Geißler