Steht man den Eispiraten nahe, schaut man aktuell alles andere als freudestrahlend aus der Wäsche, sondern fühlt sich wie ebenjene, wenn sie in der Waschmaschine bei 1.600 Umdrehungen mal so richtig in die Mangel genommen wird.


Der Januar geht zuende und damit wohl einer der schlimmsten Monate der jüngsten Eispiraten-Geschichte. 16. Januar: Stadt und GmbH tauschen sich ergebnislos und zunehmend konfrontativ über die unabdingbare Installation von Flex-Bande und LED-Licht aus. 22. Januar: Die Stadt Crimmitschau kündigt den Mietvertrag für den Sahnpark und tritt eine öffentliche Schlammschlacht los. 28. Januar: Statt geglätteter Wogen und ersten Lösungsansätzen werden im Folgegespräch zwischen Stadt und GmbH  nochmals „Standpunkte verdeutlicht“ = 1 Woche verschenkte Zeit. 29. Januar: Der bisherige Hauptsponsor meldet Insolvenz an. Wieviel resilient muss man sein, um hier nicht in die Verzweiflung zu stürzen?

Die Eispiraten stehen existenziell am Scheideweg und als wäre das nicht genug, kam sportlich zuletzt noch ein weiteres 0-Punkte-Wochenende dazu, das man im späteren Saisonrückblick vielleicht als den Deckel auf der Playdown-Kiste ausmachen wird. 0:2 gegen Landshut und in Kassel die wohl schlimmsten 6 Minuten – aus 1:0 mach 1:5 – der Saison (wobei die schlimmsten 6 Minuten der Saison auch am 4. Spieltag in Landshut passiert sein könnten).

Damit gilt es nun den Fokus voll auf die Playdowns auszurichten und das muss wenigstens bedeuten, sich so viel Heimrecht wie möglich zu sichern und unter allen Umständen zu vermeiden, dass man mit dem Handicap in die Abstiegsschlacht geht, mehr Spiele als der Gegner gewinnen zu müssen.

Und so wird selbst gegen den Tabellenvierten aus Rosenheim eine weitere Eispiraten-Niederlage von der Playdown-Konkurrenz kaum verzeiht werden, weshalb die Crimmitschauer gegen das Team von Jari Pasanen zum punkten verdammt ist. Die Oberbayern, gegenwärtig mit 73 Zählern und 125:99 Toren auf Kurs Viertelfinal-Heimrecht, sind so etwas wie Regensburg oder Crimmitschau in der vergangenen Saison, nämlich ein Überraschungsteam, das relativ unerwartet im Feld der Favoriten mitmischt.

Einer der größten Garanten für den Erfolg – und das sieht man schon an der Anzahl der Gegentore – ist Goalie Oskar Autio (FIN, 2.09 GT/Sp, 93.11%, 6 SO), der wirklich überragende Leistungen abliefert. Allerdings ist Auto seit 3 Spielen außer Gefecht, weshalb sich die Starbulls zuletzt mit Patrik Mühlberger, Pascal Seidel und Alexander Rose durchschlagen mussten. Um auf Nummer sicher zu gehen, haben die Verantwortlichen aber kurzfristig reagiert und den Kanadier Cody Porter unter Vertrag genommen. Der 27jährige kommt aus der kasachischen Liga und tingelte zuvor durch Tschechien, Schweden und Finnland.

Porter soll nach dem Willen der Rosenheimer im Sahnpark natürlich einen ruhigen Einstand feiern, wozu die Abwehrspieler Zack Dybowski  (D-CAN, 41 Sp, 4+22) und Shane Hanna (CAN, 41 Sp, 11+14) die meisten Anteile beitragen werden und zugleich als Antriebsmotor für die Offensive agieren. Simon Gnyp (40 Sp, 1+6) und Pascal Zerressen (38 Sp, 0+6) treten zusammen mit dem jungen Kilian Kühnhauser (20 Sp, 0+1) aber ebenfalls ins Rampenlicht, weil die Rosenheimer Defensive personell derzeit arg ausgedünnt ist: Maximilian Vollmayer, Dominik Kolb, Tobias Beck und Dominik Tiffels fallen aus.

Auch in der Offensive erinnert die Rosenheimer Ausfallliste an bekannte Crimmitschauer Zustände, denn hier fehlt schon länger der Torjäger Norman Hauner auch auf Stefan Reiter und Fabjon Kuqi muss Jari Pasanen derzeit verzichten. Der Rosenheimer Angriff funktioniert dennoch prima, weil hier vor allem C.J. Stretch (USA, 41 Sp, 12+34) und Lukas Laub (40 Sp, 16+19) als eingespieltes Duo beständig liefern und sich in der Reihe zuletzt auch der schon fast abgeschriebene Ville Järveläinen (D-FIN, 41 Sp, 15+16) wieder ins Rampenlicht gescort hat. Nach Startschwierigkeiten an der Mangfall hat der alte Eispiraten-Schreck Järveläinen in den letzten 15 Einsätzen immerhin 10 Tore erzielt und 8 vorbereitet. Auch Travis Ewanyk – 6 Tore und 8 Tore in den letzten 15 Spielen – hat einen deutlichen Gang zugelegt und wird seiner Rolle im Rosenheimer Jersey immer mehr gerecht. Hinzu kommen noch Charlie Sarault (CAN, 41 Sp, 9+25), Manuel Strodel (39 Sp, 9+8) und Ludwig Nirschl (40 Sp, 5+11) und schon haben die Rosenheimer sieben gefährliche Stürmer aufzubieten. Sebastian Zwickl (34 Sp, 2+3), Kevin Handschuh (41 Sp, 0+3) und Jannick Stein (6 Sp, 0+0) sorgen aufgrund der Verletzungsorgen im Moment für dringend benötigte Kadertiefe.

Weiter, immer weiter – mit dieser einfachen Marschroute gilt es für die Eispiraten die Punkte im Sahnpark zu behalten. Auch wenn der große Wurf in dieser Saison nicht mehr kommt, ist und bleibt für den abermaligen Träger der Roten Laterne die bestmögliche Ausgangslage für die Playdowns das Maß der Dinge.