So wie es gerade ist, hält sich die Vorfreude auf das heutige Duell mit dem Team aus der Stadt an der Elbe doch arg in Grenzen – zumindest wenn man Eispiraten-Fan ist.
Man würde sich nämlich durchaus einen Kampf mit gleichen Waffen wünschen, doch der ist nicht gegeben. Seit Freitag stehen die Crimmitschauer wieder auf dem letzten Tabellenplatz und der heutige Gegner kommt zum Prestigeduell als inzwischen souveräner und verdienter Tabellenführer. Das Team von Trainer Niklas Sundblad schwimmt ohnehin schon die ganze Saison im oberen Tabellendrittel mit und hat sich dabei kontinuierlich Platz für Platz nach oben geschoben und nun auch Krefeld sowie Kassel hinter sich gelassen. Nach 35 absolvierten Spielen stehen inzwischen 73 Punkte und 114:92 Tore zu Buche. Als einziges Team der Liga haben die Mittelsachsen im Schnitt über 2 Punkte pro Spiel eingefahren.
Warum es in Elbflorenz so gut läuft, liegt auf der Hand: Der im Sommer mit immens viel Geld aufgepimpte Kader erfüllt ganz einfach die Erwartungen. Der FC-Bayern-Reflex führte nach der Playdowns-Teilnahme in der letzten Saison dazu, dass die Geldhähne aufgedreht wurden. Und dass Geld keine Tore schießt, gehört eben meistens doch ins Reich der Fabeln. Zumal bislang auch die Stänkergefahr aufgrund der über die Maßen besetzten Ü-Stellen ausbleibt.
Das Gegenteil scheint der Fall, denn für die Spieler ist der Druck des Tribünenplatzes offenbar Ansporn. Bestes Beispiel ist die Torwartposition, auf der die jungen Paul Stocker oder Marvin Berbner durchgehend den Strohmann als Backup spielen und sich Danny aus den Birken (17 Sp, 2.31 GT/Sp, 91.54%, 1 SO) und Janick Schwendener (18 Sp, 2.65 GT/Sp, 91.05%, 1 SO) das Tribünensitzkissen abwechselnd in die Hand geben – und sich dabei mit starken Leistungen hochschaukeln.
Auch in der Abwehr arangieren sich die 9 vorhandenen Defender mit guten Leistungen, allen voran die Deutsch-Schweden Simon Karlsson (26 Sp, 4+16) und David Suvanto (32 Sp, 7+12) gehen voran und sind wichtige Bestandteile für den Spielablauf der Elnstädter. Darüber hinaus nehmen aber auch Bruno Riedl (35 Sp, 3+9), Oliver Granz (30 Sp, 4+7) und Tariq Hammond (D-CAN, 29 Sp, 2+6) wichtige Rollen ein. Arne Uplegger, Samuel Schindler, Felix Krüger und Vincent Hessler sind die übrigen Verteidiger.
Im Angriff, bestehend aus nominell 15 Stürmern, tummeln sich auf den ersten neun Startplätzen allerlei illustre Figuren, die aus allen Ecken der Welt stammen. Angefangen mit denen, die noch Kontingentstellen belegen, nämlich Dane Fox (CAN, 35 Sp, 11+27), Andrew Yogan (USA, 22 Sp, 10+17), Johan Porsberger (SWE, 33 Sp, 10+14) und Drew LeBlanc (USA, 27 Sp, 8+15), und weiter mit denen, die inzwischen deutsche Pässe in den Händen halten, nämlich Travis Turnbull (D-USA, 32 Sp, 15+15), Tomas Andres (D-CZE, 32 Sp, 7+17), Tomas Sykora (D-CZE, 27 Sp, 7+6), Sebastian Gorcik (D-CZE, 21 Sp, 6+6) und Mitch Wahl (D-USA, 25 Sp, 4+5). Diese überaus potente Truppe wird darüber hinaus durch Matej Mrazek (22 Sp, 4+4), Niklas Postel (32 Sp, 0+7), Yannick Drews (28 Sp, 3+3), Matthias Pischoff (33 Sp, 4+1), Nicolas Schindler (35 Sp, 3+2) und Ricardo Hendreschke (30 Sp, 0+3) mehr als nur ergänzt. Damit sollte das Team aus der sächsischen Landeshauptstadt die in der Breite und Tiefe bestbestückte Offensive der gesamten Liga haben – und hatte bislang obendrein das Glück, nicht sonderlich vom Verletzungspech heimgesucht zu werden.
Das ist das Stichwort, was uns wieder zu den Eispiraten überleitet, denn natürlich wäre es wesentlich interessanter und spannender, wenn sich die Crimmitschauer auch mal vollbesetzt mit dem Finanzkrösus aus dem Tal der Ahnungslosen messen könnten. Dies wird aber auch im dritten Aufeinandertreffen nicht der Fall sein, weshalb die für die Eispiraten schon fast erdrückende Favoritenrolle auf Seiten der Gäste liegt. Die zur Normalität gewordene Fragilität, mit der die Eispiraten durch die Spiele eiern und mit bestem Beispiel in Freiburg die Punkte vor die Säue warfen, wird die Aufgabe im sächsischen Prestigeduell heute gleich doppelt schwer machen, denn man darf davon ausgehen, dass sich die Cracks aus der Landeshauptstadt von den Crimmitschauern vielleicht hier und da mal kitzeln lassen, aber das über 60 Minuten hinweg keinen sonderlich großen Eindruck bei ihnen hinterlassen wird.