Mit richtig guten Nachrichten im Gepäck traten die Rot-Weißen am heutigen Freitag die Reise ins ostsächsische Weißwasser an. Tobias Lindberg, Scott Feser und Thomas Reichel konnten allesamt wieder mittun und sollten auch gleich gemeinsam die zweite Angriffsformation bilden, da Jussi Tuores die zuletzt gut harmonierenden Marenis, Saponari und Zikmund aus gutem Grund nicht auseinanderreißen wollte. Auch Lukas Wagner war mit an Bord und centerte Reihe 3 zwischen Böttcher und Spitzner. Weil dafür mit Scalzo und Olleff zwei Defender passen mussten, rückte Dominic Walsh an die Seite von Gregory Kreutzer in die Verteidigung.

Entspannung im Line-Up wird sofort sichtbar

Dass den Eispiraten damit wieder mindestens zwei offensivstarke Reihen zur Verfügung standen, wurde direkt mit Beginn der Partie deutlich. Vom Anfangsbully weg setzten sich die Gäste im Lausitzer Drittel fest, machten Druck und erarbeiteten sich sofort gute Chancen. Verpassten zunächst Böttcher, Sacher und Lindberg noch die verdiente Führung, war es mit Thomas Reichel einer der Rückkehrer, der im ersten Powerplay des Tages einen schönen Querpass von Tobias Lindberg verwertete. Auch in der Folge blieben die Westsachsen am Drücker, mit ganz starkem Forechecking wurden sich immer wieder Scheiben und Möglichkeiten erkämpft. Weißwasser konnte froh sein, mit Morrone einen starken Rückhalt im Tor stehen zu haben, sonst hätte beizeiten eine deutliche Führung der Rot-Weißen auf der Anzeigetafel gestanden. Aber wie das Hockeyleben dann so spielt: es reicht manchmal eine Aktion, um das Ergebnis auf den Kopf zu stellen. Die Crimmitschauer Abwehr bekam in Minute 19 den Puck einmal nicht gut aus der Verteidigungszone, Weißwasser setzte nach und spielte Zerter-Gossage frei, der ließ Mnich im Kasten mit einem harten, platzierten Schuss keine Chance. Und so ging es nach einem von Crimmitschauer Seite überlegen geführten Anfangsdrittel trotzdem mit einem 1:1-Unentschieden in die Pause.

Janssen und Laudan vs. Shevyrin

Gleich vorweg: der Mittelabschnitt war eine Blaupause der ersten zwanzig Minuten. Wiederum drückten die Rot-Weißen von Beginn an, das sollte sich auch bis zu Minute 40 so fortsetzen. Belohnt wurde das auch, und zwar ganz schnell: einen schnellen Konter über Reichel und Lindberg vollendete Scott Feser, Morrone rutschte die Scheibe durch bis hinter die Torlinie, was die Referees auch nach Videobeweis anerkannten. Die nachträgliche Bildersichtung gab es dann später übrigens auch auf der anderen Seite, als nach einem der wenigen Lausitzer Angriffe plötzlich alle in Blau-Gelb auf dem Eis anfingen zu jubeln und sich zu umarmen. Zwischen „genau gesehen“ und „man kanns ja mal probieren“ kam hier alles in Frage. Die Refs entschieden auf dem Eis auf „kein Tor“, und mehr gaben die eingespielten Bilder auch nicht her, also blieb es zurecht dabei. In der Zwischenzeit hatte Denis Shevyrin auch schon zwei seiner drei Strafen des Drittels abgesessen, man konnte fast den Eindruck haben, die Herren in Schwarz-Weiß hätten mit dem Eispiratendefender noch ein Hühnchen zu rupfen, denn ansonsten war das bislang ein recht faires Spiel, bei dem viel laufen gelassen wurde, unter anderem in Drittel 1 auch zwei Szenen (Bandencheck und Beinstellen), bei denen man gut und gerne auch mal einen Fuchs in die Kühlbox hätte schicken dürfen. Die Eispiraten nahmen die häufige Unterzahl gut an, spielten ganz starkes PK und ließen nicht wirklich viel zu. Und trotzdem schafften es die Hausherren, auch nach vierzig Minuten wieder mit einem sehr, sehr glücklichen Unentschieden in die Pause zu gehen. Dosch erzielte kurz vor Drittelende das 2:2, nachdem er mit Tempo in die Angriffszone lief und Mnich überraschte.

Es wäre auch zu ungerecht gewesen

Durchgang 3 kann man in der Rückschau dann als erstes ausgeglichenes Drittel bezeichnen. Weißwasser machte etwas mehr als in den ersten vierzig Minuten, was sicherlich auch mit den nachlassenden Kräften der Eispiraten zu tun hatte. Kein Wunder, denn auch wenn gleich vier Stürmer ins Lineup zurückgekehrt waren, können die natürlich nach teilweise wochenlanger Verletzungspause noch nicht bei 100 Prozent sein. Trotzdem fand der befürchtete Sturmlauf der Hausherren nicht statt, zu griffig agierten dazu die Westsachsen. Nichtsdestotrotz schien es dann irgendwie wieder wie immer in der Lausitz zu laufen. Weißwasser hält sich bis zur Schlussphase im Spiel und entscheidet es dann kurz vor Ultimo – kennen wir leider zur Genüge, diesen Spielverlauf. Und als Dosch nach einer kompletten Schlafwageneinlage der Eispiraten auf Vorlage von Jahnke das 3:2 erzielte, musste man genau das fürchten. Die Rot-Weißen legten zwar sofort den Vorwärtsgang ein, aber mit zunehmender Spielzeit sah es nach Kopf-durch-die Wand aus, so daß Morrone immer wieder den Puck sichern konnte. Eventuell hat Jussi Tuores genau das in der Auszeit kurz vor Schluss angesprochen, denn nach der Herausnahme von Florian Mnich sah es beim 6 vs. 5 plötzlich wieder sehr überlegt aus, was die Rot-Weißen zeigten. Und so fiel auch der hochverdiente Ausgleich: eine schöne Stafette über Saponari und Marenis veredelte Kapitän Lindberg zum 3:3 eine halbe Minute vor Abpfiff. Da kam das Karma aus dem Regensburgspiel richtig zurück.
Die Verlängerung gingen beide Teams dann recht vorsichtig an, Riesenchancen ergaben sich keine, so daß nach Ablauf der 5 Minuten Overtime das Penaltyschiessen die Sache entscheiden musste. Und hier erwiesen sich die Eispiraten als wesentlich zielstrebiger als die Ostsachsen: sowohl Lindberg als auch Saponari fackelten nicht lange herum und vollendeten sicher, während auf der Gegenseite Zerter-Gossage und Mäkitalo zu zocken versuchten und damit scheiterten. Ganz wichtiger Auswärtserfolg für die Rot-Weißen, und wie wichtig die Rückkehrer waren, verdeutlicht ein Blick auf die Torschützenliste. Jetzt heißt es am Sonntag gegen Weiden, nachzulegen.