Zitternde Knie im Osten der Republik – Eislöwen gegen Eispiraten

Ramponiert, lädiert, und abkassiert. Nein, wir reden hier nicht von einer Fahrerflucht nach einem Unfall, sondern vom derzeitigen Zustand der Eispiraten.

Im Spiel gegen die Eislöwen zeigten sich die Westsachsen zwar bemüht, wurden aber klar deklassiert und zum Nachsitzen geschickt. Den Gätscheguschen aus der Landeshauptstadt war der Bock vor ausverkauftem Haus richtig anzumerken und so zerlegte man die Kogge der Eispiraten Kanonenschuss für Kanonenschuss. Aufgrund zahlreicher Ausfälle war Jussi Tuores gezwungen Mario Scalzo, wohlgemerkt einen 40 – Jährigen, als Center aufzubieten. Mit dem Lazarett der Eispiraten wären mittlerweile fast zwei Sturmreihen drin. Smith, Wagner, Lutz, Reichel und Feser fielen aus. Auch Christian Schneider trat die Reise nach Ostsachsen nicht mit an und so liefen die letzten Mohikaner auf.

Dresden zeigte von Beginn an, dass man nicht nur zum netten Plausch mit der Karibiktruppe der Black Pearl gekommen war und legte bereits nach 8 Minuten in Form von Johan Porsberger zum 1:0 vor. Oleg Shilin musste noch etwas zittrige Hände gehabt haben und ließ den Puck aus dem Fanghandschuh vor den Schweden prallen und während der „Smørrebrød“ singend seine Runden drehte, suchten die Eispiraten wahrscheinlich noch ihre gerade erst gewachsenen ersten Barthaare. Zu einfach ließ man hier den Rebound im Slot liegen. Doch der schönere der zwei Schweden – Tobias Lindberg – stimmte zum allseits beliebten Ärztesong an „Männer mit Bärten“ – stahl Riedl rotzfrech die Scheibe, legte sich aus den Birken zurecht wie Oma Hilde ihr Teeservice und summte fröhlich vor sich hin „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein.“ Ausgleich! (9. Minute)So geht ein Captain voran! Böttcher und Sacher hatten allerdings etwas dagegen die Männer mit Bärten kapern zu lassen, wanderten auf die Strafbank und prompt nutzte Gorcik die Gelegenheit das Löwengebrüll im Betonbunker wieder erschallen zu lassen. (13. Minute) Die Eispiraten wirkten verunsichert und nun geschah etwas, was ungefähr so wahrscheinlich ist, wie eine Schnecke, die den 100 – Meter – Lauf gegen Usain Bolt gewinnt. Oliver Granz – seines Zeichens Einhorn, im Aszendenten Chancentod erzielte einen Treffer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich Erfolg bei Frauen habe, ist ca. 97% höher und damit immer noch bei ungefähr einem Prozent –  doch an diesem Abend sollte selbst Granz einen Treffer erzielen. Wild umher fuchtelnd schleuderte er den Puck einfach mal Richtung Shilin und weil diesem die Sicht verdeckt war, wanderte die Scheibe hinter ihm ins Netz zum 3:1 (20. Minute). Eine kalte Dusche für die Eispiraten.

In meiner Schulzeit stand auf einem meiner Zeugnisse „Backchecki schwatzt und könnte mehr leisten, wenn er aufmerksamer dem Unterricht folgt.“ Gut, es stand mein realer Name drin, aber sonst steht’s genauso da! Ich schwör’s! Oder ist es doch nur Fiktion? Fragen Sie Ihren Jonathan Frakes. Grübelnd standen auch die Eispiraten nach einem guten zweiten Drittel vor dem Rätsel, ob das 4:1 in der 38. Minute durch Mitch Wahl jetzt Wahrheit oder Fiktion ist. Wieder einmal gelang es nicht im Slot aufzuräumen und so überwand der Mr. Properverschnitt im Sprengigeloutfit Shilin bereits das vierte Mal am Abend.

Wie das kurze Aufbäumen eines Weight – Watcherkandidaten gegen die süße Schwarzwälder Kirschtorte wirkte dann das 4:2 in der 45. Minute durch Zikmund. Spitzner schoß den zedernden Zausel Zikmund ungefähr in Höhe des Bauches an und von dort sprang der Puck ins Tor. Kurz keimte Hoffnung auf, dass der Weight Watchers Kandidat seinen Hunger in Hunger auf Tore ummünzt, doch die Carolabrücke ist derzeit nicht das Einzige was in Dresden gesprengt wird. So machten die Sprengigel ihrem Namen alle Ehre, zerstörten in der 48. Minute jegliche Hoffnungen der Eispiraten mit dem Treffer zum 5:2. Der Rest war Dresdner Dauergegätsche mit nervenfressenden „Äi Es Zeh, Äi Es Zeh“ Rufen was ungefähr so einfallsreich ist wie die Auswahl zwischen schwarz und dunkelgrau.

Landschildkröten gegen Wölfe – Eispiraten gegen Freiburg

Einen mindestens dunkelgrauen Abend sollte man auch beim Heimspiel gegen Freiburg zeigen. Nicht nur, dass Florian Mnich in seinem ersten Spiel nach einem Jahr Pause bereits nach 30 Minuten seinen Tag beenden musste, ließen sich die Eispiraten auch noch von ersatzgeschwächten Wölfen mit 1:4 abfertigen.

14 Minuten hielt man sich schadlos, ehe das Naasupilami Spencer Naas einen Puck aus der Luft nahm und Mnich zum Führungstreffer überwand. Weder Kreutzer, noch Marenis zeigten sich sonderlich interessiert den Slot zu verteidigen und Bettahar suchte zwar die Nähe zu Naas wie ein verliebter Teenager zu seiner Angebeteten, konnte jedoch den Gegentreffer nicht mehr verhindern. Ideenlos agierten die Eispiraten auch im weiteren Spielverlauf, weg geworfene Pucks, schlechtes Stellungsspiel auf dem Eis und zu allem Übel noch ein Sheyvrin, der ungefähr so sicher wirkt wie ein Schneeiglu im Hochsommer.

Filip Reisnecker war mir noch sympathischer als er Tore FÜR die Eispiraten erzielte, doch in der 28. Minute ließ sich der Angreifer nicht zwei Mal bitten und verwandelte einen hoppelnden Puck vorm Tor. Mnich sprang die Scheibe nach Abpraller von Walsh über den Handschuh und im Getümmel wie beim Black Friday drückte Reisnecker das Spielgerät zum 0:2 über die Linie. Im weiteren Spielverlauf gab Jussi scheinbar die „Oppossumtaktik“ aus. Vorn schnell angreifen und hinten tot stellen und so kam es, dass die Eispiraten in der 31. Minuten zwar ordentlich Druck auf das Tor von Hegmann ausübten, sich jedoch nicht selbst belohnten. Beim schnellen Umschalten nahm Burkhardt den Puck im Gegenzug auf, schaute noch kurz zum mitgelaufenen Mitspieler und zog dann zur Überraschung von Mnich selbst ins kurze Eck ab und vollendete zum 0:3. Um ein Zeichen zu setzen, beendete Tuores daraufhin den Arbeitstag von Mnich und ließ Schneider auflaufen.

Ein wenig Hoffnung konnte man zu Beginn des dritten Drittels verspüren, auch weil Freiburg spürbar die Zügel schleifen ließ. Zu zahnlos waren die Angriffe der Eispiraten und so kam das 1:3 von Zap in der 43. Minute zwar verdient, sollte aber das letzte wahre Lebenszeichen der Crimmitschauer Landschildkröten bleiben. 17 weitere Minuten schlurfte man noch übers Eis mit dem Bemühen irgendetwas Zählbares auf das Scoreboard zu bringen, doch am Ende sollten es die Schwarzwälder sein, die den Schlusspunkt zum 1:4 in Form von „Naas“eweiß setzten.

Ein enttäuschendes Wochenende liegt hinter Fans und Spielern und momentan fehlt der Glaube, dass sich die Situation bald verändert. Doch bereits in zwei Tagen gibt es die erneute Chance gegen die Krefeld Pinguine und vielleicht lässt man ein ähnliches Eishockeyfeuerwerk wie in Spiel 7 des Playoffviertelfinales der vorigen Saison ab. 19:30 Uhr ist Spielbeginn.