Wer auf den Rückblick der letzten drei Spiele hofft, wird leider enttäuscht werden. Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

Es war alles vorbereitet: Ich hatte Metaphern, die unsere Spieler teilweise beschreiben, ich hatte Wut, ich hatte Bock die raus zu lassen. Ich hatte +/- Statistiken parat, Strafzeiten, fragliche Schiedsrichterentscheidungen. Es war alles da und noch so viel mehr:

Mein Texteinsteig war:
Anfänglich hofft man auf:
9 Punkte,
6 sind auch okay,
na gut – wenigstens 3?
Und da fahren sie vorbei … Der Selbstbedienungsladen der Liga bietet nicht nur immer neue Slapstickeinlagen, sondern wird zum reinen „All you can eat“ Buffet. Die Defensive der Eispiraten erlaubt sich zu viele Ausflüge ins Traumland und die Offensive ist momentan ungefähr so gefährlich wie ein Dreijähriger mit Wachsmalstiften, obwohl der im richtigen Setting eine erhebliche Gefahr ausstrahlen kann … und dann?

Dann verflog die Wut und die Enttäuschung und die Gedanken wurden klarer. … Lest gern weiter …

„Wir sind immer noch Crimmitschau“

Etwas verwundert nahm man die Worte von Jörg Buschmann zum ersten Heimspiel der Saison auf, als er sagte „Wir sind immer noch ein kleiner Standort und wir müssen uns unseren Erfolg hart erarbeiten.“ Nach der erfolgreichsten Saison der DEL 2 – Geschichte hatten viele Fans sicherlich einiges an Hoffnungen in sich und wussten nicht so richtig mit dem Dämpfer durch den Geschäftsführer umzugehen. Wichtige Leistungsträger – Shilin, Smith, Lindberg, Zikmund, Scalzo, Reichel, Walsh, Olleff konnten gehalten werden und so schien es – erfolgsversprechende Neuzugänge an Bord geholt werden und noch ist es zu früh eine Be-(Ver-)urteilung zu starten, aber momentan konnte die Arbeit eines Balinson und eines Kanninen nicht ersetzt werden und so die Hoffnung – auf mehrere Schultern verteilt werden.

Zurück im grauen Alltag?

Zuletzt war man immer knapp dran und griff doch ins Leere. Ein 2:3 gegen Kaufbeuren, ein 2:3 gegen Rosenheim und ein Pfostentreffer in der letzten Sekunde, zwei ausgeglichene Drittel mit den besseren Spielanteilen gegen Weisswasser und der 4 – Minuten – Blackout, der jegliche Hoffnung auf einen Sieg nahm. Die Heinekurve, die zum Spiel gegen Dresden eine der schönsten Choreos seit Langem aufgezogen hatte. „60 Jahre Kunsteisstadion im Sahnpark“ war auf einem riesigen das Stadion umspannenden Schriftzug zu lesen und Jeder machte mit. Auch die Spieler zeigten sich beeindruckt. Gaben ihr Herz auf dem Eis am Ende stand doch wieder eine Niederlage gegen die verhassten Landeshauptstädter und auch in Freiburg war man knapp dran am Sieg. Es ist zum Haare raufen dieses „Knapp daneben ist auch vorbei“ und so kam es wie es kommen musste. Unmut machte sich breit. 4 Punkte aus 9 Spielen. Der schlechteste Saisonstart der Eispiraten steht in den Geschichtsbüchern und die Liga scheint mit Riesenschritten davon zu eilen. Die traumhafte Vorjahressaison wich der knallharten Ligarealität. Doch: 3 der letzten 5 Spiele gingen lediglich mit einem Tor Unterschied verloren. Die Eispiraten sind, trotz der Aussetzer, keine hoffnungslos unterlegene Mannschaft. Ja, Verletzungen, Schiedsrichterentscheidungen, Blackouts haben am Ende die Punkte gekostet und so stand man oft trotz Kampf mit leeren Händen da, weil man träumte, abschaltete, oder den Fokus verlor. Die Eispiraten haben sich die Niederlagen durchaus selbst zuzuschreiben, aber es bleibt die Hoffnung, dass man sich bald auch die Siege wieder zuschreiben darf.

Was muss sich tun?

Zunächst gilt es, trotz allem Frust, der Mannschaft weiterhin das Vertrauen auszusprechen. Eishockey ist ein schnelllebiger Sport, der gestrige Blackout, kann der morgige „Lucky Bounce“ sein. Der gestrige Abseitspfiff ist der morgige Pfostentreffer, der noch rein springt. Doch beginnen muss man in der Defensive. Es gilt die Bude dicht zu machen. Die Blackouts zu hellen Momenten zu machen. Kein Spieler der Eispiraten hat eine positive +/- Bilanz. Das ist wenig überraschend beim Tabellenschlusslicht und doch überraschend bei dem Potential, welches in der Mannschaft schlummert und hier besteht die große Gefahr – Mannschaften wie Bietigheim standen nach 9 Spieltagen auch mit 4 Punkten da. Resultat bekannt. Bayreuth gar nur mit 3 Punkten in der Saison 2022/2023. Resultat bekannt. Es ging in eine knochenharte Playdownserie, bei der man sich finanziell auch noch übernahm. Doch auch die Kassel Huskies standen nach 9 Spieltagen bereits auf Platz 14, jedoch mit 8 Punkten und lediglich 3 Punkten zu Platz 10. Betrachtet man diese Statistiken kann einem himmelangst werden und man sollte sich der Ernsthaftigkeit der Situation absolut bewusst werden. „Die Liga ist ein Haifischbecken.“ ist keine Phrase. Kein Team hat etwas zu verschenken und so sind die Eispiraten zum Siegen verdammt. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mir macht das eine Heidenangst. So lang das nicht in den Köpfen ankommt und man sich der Realität stellt, wird der entscheidende Prozentpunkt fehlen für den Sieg. Diesen Weg gilt es sich Spiel für Spiel klar zu machen. Jeder Spieler muss zu 100% mit dem Bewusstsein in den Kampf gehen, dass jeder verdammte Puck zählt! Hier sind auch die Trainer gefragt. Wird sich diesem Ziel nicht untergeordnet, spielt man nicht. Das soll nicht heißen, dass Fehler unverzeihlich sind. Sind sie nicht. Auch davon lebt unser Sport, die Frage ist – wie steht man als Team in diesen Situationen füreinander ein? Lässt man die Köpfe hängen, oder arbeitet man im nächsten Shift daran das Spiel wieder auf die eigene Seite zu ziehen und zwar härter als der Gegner. Das Team muss liefern, aber auch wir Fans müssen Fehler verzeihen können.

Jetzt kann man erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange und die Köpfe hängen lassen, oder den Kampf annehmen. Momentan ist jeder Punkt ein Gewinn und zählt. Es gilt das Abstellgleis zu verlassen und die Aufgabe für das kommende Wochenende könnte größer nicht sein. Zum Start geht es am Freitag gegen den Tabellenführer und Erfolgstrainer Popiesch zu den Krefeld Pinguinen. Die gelbe Wand wird versuchen den Status als Ligaprimus zu untermauern und genau in diesem Stadion muss ein Sieg her. Nichts würde ich mehr lieben, als wenn der Abziehjürgen von Stadionsprecher, der Auszüge aus einem ironischen Backcheck im Stadion in den Playoffs zitiert hat, um das eigene Publikum anzuheizen, vor Wut kocht, weil die Antarktistruppe gegen die Kleinstadtseeräuber verliert. Bob der Baumeister würde fragen „Können wir das schaffen?“ und wir antworten „Jo, wir schaffen das!“ Geil auf jeden Puck sein, muss das Credo sein. Von Pfiff zu Pfiff arbeiten, ackern, beißen, kratzen. Gelingt es den Eispiraten 60 Minuten konzentriert zu Werke zu gehen? Nach dem Krisengespräch der Mannschaft am Montag sollte dies so sein.

Ein paar Worte an die unwürdigen Idioten

Wenn der Backcheck für Eines bekannt ist, dann klare Worte. Die Internethelden, die nach Niederlagen nichts Besseres zu tun haben, als das eigene Team zu beschimpfen, pflegen eine Kultur der Spaltung. Eine Kultur des Hasses, der Dummheit und der irrationalen Wut und was passiert? Einige Erbsenhirne sehen sich in der Realität bestärkt, gehen das eigene Team an, beschimpfen Spieler und Offizielle und führen sich auf wie eine unwürdige Horde. Es geht nicht darum, dass keine Kritik am Team geäußert werden kann, es geht um das Bewusstsein, dass dieser Hass schadet. Kein Spieler, kein Offizieller kann den Fokus auf das Wesentliche lenken, wenn sich mit Nebenkriegsschauplätzen beschäftigt wird. Inszeniert von Halbstarken, deren Mutti sie wahrscheinlich einfach zu früh von der Brust entwöhnt hat. Wenn ihr nicht genug Aufmerksamkeit erfahren habt und die Ausdrucksfähigkeit eines Pavians an den Tag legt, kann ich nur klar an euch richten – Verschwindet. Geht in euren Zoo aus dem ihr ausgebrochen seid. Ihr seid kein Teil der Eispiratengemeinschaft. Ein Eispirat zu sein bedeutet ehrlich, hart, aber vor allem fair zu sein und die Ärmel hoch zu krempeln, wenn es gilt sich aus einem Tief zu arbeiten. Wenn ihr die Frustrationstoleranz eines Zweijährigen habt, dann geht doch bitte zurück in euren Kindergarten und die Bitte an jeden anderen Fan der Eispiraten – zeigt diesen Hirnis was ihr von ihnen haltet. Bereits am Freitag wird die Yayla – Arena gekapert. Die Zeile „Seit über 100 Jahren zum rot-weißen Mythos auserkoren.“ wird heute mehr gelebt, denn gestern. Auf geht’s Eispiraten! Denn „Wir sind immer noch Crimmitschau!“ kann man durchaus auch mit Stolz sagen und so mag die Saison für die Eispiraten gefühlt 9 Spieltage später los gehen, doch bleiben immerhin noch 43 Spieltage sich aus dem Tal zu ziehen! Für alle Masochisten, die sich die Spiele gegen Weisswasser, Dresden und Freiburg noch einmal gönnen wollen, empfehle ich die unten angefügten Spielberichte.