Die Entzauberung der Eispiraten-Offensive durch defensiv-destruktive Starbulls und Füchse sowie die nicht minder ärgerliche Niederlage gegen mit mehr Cleverness agierende Krefelder gipfelte am vergangenen Sonntag in einer richtigen Ohrfeige durch Klassenprimus Kassel. Ein bisschen scheinen die Crimmitschauer also seit der Übernahme des 2. Platzes von ihrem bislang so erstaunlichen Weg abgekommen zu sein. Man wollte zu viel, man wollte es erzwingen, man hat sich hier und da vielleicht auch überschätzt.



Dass die Eispiraten nun wieder Boden unter den Füßen haben und die Konkurrenz im Nacken sitzt, hat also vielleicht sogar etwas Gutes. Und dass im brechendvollen Sahnpark nun die Eismiezen aus Dresden lauern, wird neben den hoffentlich Früchte tragenden teaminternen Auswertungen der letzten Spiele nun auch noch die Extraportion Motivation ins Team der Rot-Weißen bringen. Crimmitschau ist angestachelt – und das ist perfekt vor dem sächsischen Gipfel gegen Dresden.

Apropos Gipfel: Auf einem solchen würden sich die Dresdner gewiss gerne selber sehen angesichts der Ambitionen und Entwicklung über die letzten Jahre. Doch im bisherigen Saisonverlauf erklommen die Dresdner allenfalls ein paar kleine Hügelchen und aktuell stehen sie eher im Tal, nämlich mit 31 Punkten und 69:80 Toren auf Rang 13. Die dramatisch weniger werdenden Erfolge haben letztlich auch Corey Neilson Mitte November den Job gekostet. Seitdem steht der bisherige Co Petteri Kilpivaara wieder hinter der Bande, nachdem er bereits letzte Saison nach der Demission von Andreas Brockmann einsprang.

Für die Eislöwen ist die Saison freilich noch längst nicht gelaufen, doch für einen echten Quantensprung braucht es Verbesserung in allen Mannschaftsteilen. So auch im Tor, wo Janick Schwendener (19 Sp, 2.80 GT/Sp, 89.21%, 0 SO) im bisherigen Saisonverlauf schon mehr Böcke schoss als in seinen letzten beiden Dresdner Jahren zusammen. Backup Pascal Seidel (8 Sp, 3.10 GT/Sp, 90.41%, o SO) kam daher schon öfter zum Einsatz als erwartet.

Vor den Goalies ist allerdings auch eine bessere Aufräumarbeit von Nöten. Vor allem die schwedischen Stützen Simon Karlsson (22 Sp, 6+12) und David Suvanto (22 Sp, 4+7) sind hier in der Pflicht. Beide performen zwar offensiv, verkörpern mit haarsträubenden +/- Bilanzen von -11 bzw. -17 aber nicht wirklich schwedische Gründlichkeit in der Abwehr. Arne Uplegger (12 Sp, 0+5), Garret Pruden (15 Sp, 2+2), Bruno Riedl (21 Sp, 1+3), Nils Elten (24 Sp, 1+3) und Nicklas Mannes (15 Sp, 0+2) stehen da vergleichsweise verträglich da, sind aber keine Spieler, die vorangehen und das Team mitreißen.

Mitreißendes Offensivspiel haben die Eislöwen neben sicherem Defensivverhalten in der laufenden Saison ebenfalls zu selten gezeigt. Tomas Andres (23 Sp, 7+14), Johan Porsberger (SWE, 24 Sp, 7+14) und David Rundqvist (22 Sp, 6+12) können zwar gut miteinander und fanden vor allem auch gegen Crimmitschau schon Mittel und Wege zum Toreschießen, aber als Unterschied-Reihe müsste von ihnen tendentiell noch mehr kommen. Dahinter bemühen sich Dani Bindels (24 Sp, 8+5), Lukas Koziol (22 Sp, 3+8), Vincent Hessler (24 Sp, 1+9), Niklas Postel (19 Sp, 3+5), Adam Kiedewicz (22 Sp, 3+5), Yannick Drews (24 Sp, 3+5), Matej Mrazek (20 Sp, 3+4), Tom Knobloch (22 Sp, 6+1), Ricardo Hendreschke (8 Sp, 0+3), Marco Baßler (20 Sp, 1+2), Jussi Petersen (20 Sp, 1+2) und Matthias Pischoff (16 Sp, 0+2) um Akzente und Torgefahr aus der breiten Masse – der eine mit mehr, der andere mit weniger Erfolg. Aber auch hier tut sich kein Stürmer wirklich als Leader oder Antreiber hervor, der ein Spiel zum Erfolg hin kippen lässt.

Es ist angerichtet! Zwei Teams treffen aufeinander, die wieder zurück in die Erfolgsspur wollen. Und da kann es ja gar keine willkommenere Gelegenheit geben, als dies in einem Derby vor vollem Haus zu schaffen. Damit am Ende die Eispiraten die Derbysieger-Fahne präsentieren können, wird Geduld bei den Mannen von Jussi Tuores gefragt sein. Auch Dresden wird wahrscheinlich nicht den Ansporn haben, im Sahnpark das Spiel zu machen und so braucht es von Lindberg, Smith & Co. im Angriff den einen Schritt mehr als der Gegner und die Entschlossenheit, lieber den Schuss zu nehmen als den Pass zu spielen. Auf der anderen Seite sollten die Crimmitschauer die leichten Gegentore wieder deutlich minimieren, denn deren Quote war zuletzt viel zu hoch.