Unerklärlicherweise sind die Reaktionen auf einen erotischen Tanz von mir meist verbunden mit Abscheu, Ekel, oder gar blankem Entsetzen. Menschen zünden panisch ihre Häuser an, versuchen spontan zu erblinden, oder widmen sich freiwillig „interessanteren“ Dingen, wie der Steuererklärung. Verkünde ich dann noch mit verführerischer Stimme die „Sexy Time“ spielt meist kurz danach nur ein Spicegirls – Song „2 become 1.“ Da die Eispiraten aber wesentlich mehr Ausstrahlung haben, dürft ihr euch nun am wahren Tete – a – Tete des Wochenendes erfreuen mit dem Blick auf die Partien gegen Regensburg und Kaufbeuren und der einzig wahren „Sechsi – Time.“
Der hoch gehypte Tom McCollum reiste zum ersten Heimspiel nach der Länderspielpause mit seiner Bärchenbrigade an und wollte sein Stelldichein im heimischen Sahnpark geben. Gelang ihm im Hinspiel noch der Shutout, weil die Schiedsrichter die Regeln nicht kannten, sollte es diesmal wesentlich ungemütlicher für den Donaudüsenjäger werden. Der überschätzteste Torhüter der zweiten Liga bewies in zahlreichen Situationen, dass er eher die Beweglichkeit eines Geldautomaten hat.
In nur 19 Sekunden sollten die Eispiraten die Herrlichkeit des amerikanischen Schlussmanns im ersten Drittel entzaubern. Nach wieder mal überragendem Einsatz des DEL 2 – Topscorerduos Lindberg und Smith tauchte Dominic Walsh frei im Slot auf und überwand McCollum zum verdienten 1:0 ins kurze Eck. Ich hatte früher Spielfiguren denen auch der rechte Arm fehlte, allerdings konnte ich nichts Vergleichbares beim Eisbärenschlussmann feststellen und so muss man konstatieren, dass der Torhüter den rechten Arm wohl nur besitzt um symmetrisch auszusehen, eine Abwehrbewegung, die sein Job gewesen wäre, konnte ich jedenfalls nicht erkennen. Haltbar war der, aber eben nicht, wenn man die Körperspannung eines Gummibärchens hat. Die Eispiraten fanden gefallen daran McCollum zu zerlegen und legten lediglich 19 Sekunden später das 2:0 hinterher. Das Lindberg ein Tausendsassa ist, dürfte sich ligaweit mittlerweile rum gesprochen haben, aber dass der sympathische Schwede nun auch einen auf Fussballer macht, war neu. Mit exzellentem Kick leitete er den Puck zu Smith in den Slot und dieser vollendete clever zum 2:0. Als Eispiratenfan fühlte man sich wie im Süßigkeitenladen – jede Aktion schien zu gelingen und man fühlte sich zurück versetzt in seine Kindheit, als man mit „Fuffzsch Pfeng damals“ eine große Tüte an leckeren Naschereien kaufen konnte. Die Regensburger Verteidiger sahen zwischenzeitlich aus wie Zuckerstangen und man kombinierte und schaltete und waltete nahezu beliebig. Auch wenn den Bärchen einige wichtige Spieler im Vorfeld ausgefallen waren, das musst du eben auch so spielen.
Im zweiten Drittel versuchten die Eisbären dann den Zuckerrausch der Eispiraten zu unterbinden, was auch recht gut gelang. Beide Teams neutralisierten sich nun und hatten sich ungefähr so viel zu sagen, wie ein Ehepaar nach 40 Jahren. Pausenkaffee? Pausenkaffee.
Das Koffein schien zu Beginn des letzten Drittels zunächst besser bei den Domstädtern zu wirken und so konnte der ewige Trivino den Spielstand in der 44. Minute auf 2:1 verkürzen. Das Durchhaltevermögen der Eisbären gleicht jedoch dem eines untrainierten Couchpotatoes und so war es bereits drei Minuten später wieder vorbei mit der Herrlichkeit, denn die Westsachsen stellten den alten Abstand in Form von Colin Smith wieder her. Abermals hat die schwedische Süßigkeitenfabrik Tobias Lindberg hinter dem Tor den Puck erobert und clever auf Smith gelegt, welcher den verwirrten Herr der Ringe Antihelden zum 3:1 überwand und weil Colin Smith an diesem Abend noch seine Bärchenwurst essen wollte, belohnte er sich selber gar mit dem Hattrick und erlegte die am Ende doch zahnlosen Pelztiere mit seinem Treffer zum 4:1.
In der Vergangenheit bedeutete ein Wochenende mit einer Begegnung gegen Kaufbeuren für die Crimmitschauer Fans die ziemliche Gewissheit, dass drei Punkte mit Küsschen an den Gegner gereicht wurden und man wieder seiner Wege ging. 44 mal trat man auswärts in Kaufbeuren an und lediglich elf Mal konnte man die volle Punktzahl einsacken. Doch an diesem Wochenende sollte die Statistik um einen weiteren Sieg aufgebessert werden und die Eispiraten mit einem überraschenden Dreierpack im ersten Drittel bereits die Weichen auf Sieg stellen.
Was soll man sagen zu einem Wochenende, an dem nach 9 Jahren endlich wieder ein 3 – Punkte – Sieg in der Knödelstadt Kaufbeuren gelingt? Am 30.11.2014 hat Mario Gomez noch Randsportart gespielt, Griechenland bekam Milliardenhilfen und die Genderdebatte sorgte nur für ein leichtes Schulterzucken, anstelle von krampfartigen Anfällen bei der Generation Boom und Tränenausbrüchen bei der Generation Z. Mario Scalzo spielte in Tschechien und Österreich und Lucas Böttcher träumte noch in Eispiratenbettwäsche vom Stanley – Cup – Sieg. So lang ist es her, dass den Eispiraten der letzte Dreierlachs in Kaufbeuren gelang.
Zugegeben – die ersten 18 Minuten des Spiels lief der Puck besser in den Reihen der Kaufbeurer und dies schlug sich auch in der bis dahin bestehenden 1:0 Führung nieder. Joseph Lewis hatte im Eispiratenpowerplay die Frechheit besessen den mächtigsten Torhüter der DEL 2 nass zu machen und ihm einen zielsicheren Knaller ins obere Eck zu setzen. Die Eispiraten schüttelten sich jedoch nur kurz und ließen die Kaufbeurer Hintermannschaft gegen Ende des Drittels innerhalb von zwei Minuten aussehen, wie die Esoterikrunde der alleinerziehenden Antiimpfmuttis, wenn diese Tänze zum Finden der inneren Mitte in Jesussandalen üben. Hayden Verbeek startete durch, Tobias Lindberg machte den Esoterik – Mutti – Drehtanz und legte punktgenau auf den Schläger von Mario Scalzo, welcher Fießinger locker aus dem Slot überwand. Während sich die Kaufbeurer noch ihren Aromadiffuser an machten, um ihren Stress zu reduzieren, starteten die Eispiraten Angriff Nummer zwei über Ladislav „die Lokomotive“ Zikmund und Thomas Reichel verwertete eiskalt den Abpraller am langen Eck zur Führung der Eispiraten. Als Max Ballermann Balinson dann sogar auf 3:1 erhöhte, mussten die Kaufbeurer Fans sich vorkommen wie bei einer Wahlkampfveranstaltung des örtlichen AfD – Verbands – überall nur Clowns und kein Konzept. Ja, ja, ich weiß „DäR sOul üba der Spoard schreibn und lusig SaIn un Nisch üba PolitiEg redn! Okay, okay – zurück zu Lück …
Im zweiten Drittel zeigten die schwarz – weiß gestreiften Miezekätzchen, dass sie heute besonders sensibel reagierten und lediglich für Streicheleinheiten empfänglich waren. In doppelter Unterzahl mussten die Eispiraten ran, überstanden diese jedoch schadlos ohne einen Schuss zuzulassen und gerade als man das Heft des Handelns an sich gerissen hatte, funktionierte das Anti – „Micke“nspray der Eispiraten nicht. Micke Saari passte zu Simon Schütz und der hämmerte mit einem satten Blueliner auf Shilin, dessen Abpraller Johannes Krauß zum 2:3 verwandeln konnte. Was den Eispiraten im zweiten Drittel nicht gelingen sollte, gelang im letzten Drittel – Führung ausbauen und Gegentreffer hinter sich lassen.
Zulegen konnten letzten Endes die Eispiraten im letzten Drittel als Thomas Reichel über rechts den Puck zu Vinnie Saponari leitete und der auf Marat Khaidarov legte. Dieser lud auf, schaute sich Daniel Fliegenfänger genau aus und zog den Puck souverän halbrechts an der Fanghand zum 2:4 vorbei. Bei freier Sicht hält der Fießinger fast so gut wie der Schwendener, da kann man schon mal schwärmen. Man könnte es auch einen „McCollum“ nennen. Gut, genug des Goaliegebashes – nicht jeder ist ein Oleg Shilin. Den Abschluss eines gigantischen Spiels und die Belohnung für sich selbst, schaffte die tschechische Dampflokomotive Ladislav Zikmund für sich nach grandioser Vorarbeit von Dominic Walsh mit seinem Treffer zum 2:5 Endstand. Zwei Allroundwaffen gegen das Puppentheater, der Ausgang war nicht anders zu erwarten und so konnten die Eispiraten nach langer, langer Durststrecke endlich wieder einen vollwertigen Sieg im Allgäu einfahren.
Nach Wochenenden wie diesem strahlt es sich als Eispiratenfan noch umso freundlicher und das trübe Wetter lässt einen als Fan doch relativ kalt. Momentan lebt man als Eispiratenfan von Spiel zu Spiel und brennt bereits auf den nächsten Spieltag. Die Mannschaft weiß zu begeistern und zeigt neben einer unglaublichen Moral auch einen fantastischen Eishockeysachverstand. Mit jedem erfolgreichen Spiel gelingt es mehr und mehr die überragende Handschrift der Trainer zu erkennen und es gilt die Siege zu feiern, wie sie fallen. Es macht momentan einfach unglaublichen Spaß Eispiratenfan zu sein und jeder Fan wird im Stadion gebraucht. Der nächste Heimsieg winkt bereits am Freitag, den 24.11.2023 20:00 Uhr im altehrwürdigen Sahnpark und ich verspreche, auch wenn die Eispiraten noch so erfolgreich spielen keinen „Sexy Time“ Dance zu starten. 😉Die Eispiraten dürfen jedoch auch gern weiter Sechs – Punkte – Wochenenden einfahren und diese „Sechsi Time“ nennen und ich bin mir sicher, dass dies viel mehr Leute anziehend finden.