Touren der Eispiraten ins schöne Allgäu waren in den letzten Jahren eher von touristischem Interesse, die Anzahl der in Kaufbeuren mitgenommenen Punkte seit dem letzten 3-Punkte-Sieg vor knapp 9 Jahren am 30.11.2014 kann man auf einer Hand abzählen. Einmal mehr in dieser Saison ist Kaufbeuren eines der beständig starken Teams der DEL 2, auf die Eispiraten wartete am Berliner Platz ein heißer Tanz, der Preis für den Gewinner war Platz 2 in der Tabelle.
Diesmal wars ein Tripleschlag
Bereits nach 29 gespielten Sekunden machten die Herren Kapzan und Schütz vom Team Stripes darauf aufmerksam, dass heute abend eher eine kleinliche Regelauslegung anstand, und schickten Tobias Lindberg nach einem Bandencheck auf die Strafbank. Die Eispiraten killten das Powerplay hervorragend (was sich durch den ganzen Abend ziehen sollte) und hielten Kaufbeuren fast komplett vom eigenen Gehäuse fern. Das allerdings gelang wenig später auch den Hausherren nach einer Strafe gegen Bidoul, und noch etwas mehr: einen Unterzahlkonter schloss Lewis mit einem sehenswerten Schuss ins Kreuzeck zur frühen Führung ab. Den Gastgebern gab der Treffer sichtlich Auftrieb, und so bestimmten die Bayern fast das komplette Anfangsdrittel. Nicht, dass die Gäste nicht mitspielten, aber Shilin hatte doch mehr zu tun als Fießinger auf der Gegenseite. Dann kam Minute 18, und der Kaufbeurer Goalie hatte plötzlich ganz viel zu tun, nämlich laufend den Puck aus den Maschen zu holen. Innerhalb von zehn Sekunden drehten Mario Scalzo und Thomas Reichel die Partie, jeweils nach absolut hochwertiger Vorarbeit von Verbeek/Lindberg und Zikmund. Daß dann Max Balinson knapp vor der Sirene noch das 3:1 folgen ließ, war das i-Tüpfelchen auf einen Zwei-Minuten-Crashkurs in Sachen Effektivität.
Bißchen weniger Speed, bißchen mehr Defensive
Das zweite Drittel kam in Sachen Tempo nicht ganz an die ersten zwanzig Minuten heran, dafür dominierten die Abwehrreihen, und hier besonders die Crimmitschauer Unterzahlformation. Nachdem in Minute 24 mit Scalzo und Lindberg gleich zwei Eispiraten auf der Strafbank Platz nehmen mussten, wiederum ganz kleinliche Entscheidungen, spielten die verbliebenen drei Musketiere das bislang beste PK der Saison, nicht einmal einen Torschuss verzeichneten die Hausherren während des 5-vs-3-Powerplays. Trotzdem musste Oleg Shilin weiterhin auf der Hut sein, bis zur Mitte des Durchgangs hatte Kaufbeuren mehr vom Match. Danach nahmen allerdings die Rot-Weißen mehr und mehr das Zepter in die Hand, konnten Fießinger aber noch nicht wieder überwinden. Der 3:2-Anschlusstreffer durch Krauß war daher fast schon ein wenig überraschend: einen Rebound nach Schuss des besten Kaufbeurers, Schütz, versenkte der Youngster nach zweiunddreißigeinhalb Minuten. Mehr passierte auf dem Scoreboard vorerst nicht mehr, so daß die Eispiraten den knappen Vorsprung mit ins letzte Drittel nahmen.
Souverän nach Hause gebracht
Im Schlussabschnitt mussten die Westsachsen noch zweimal ihr heute herausragendes Unterzahlspiel bemühen, als Sturm und Böttcher Strafen absaßen. Das klappte aber auch diesmal glänzend. Jussi Tuores zog seine Männer nun etwas weiter nach hinten, man wartete auf gute Kontermöglichkeiten. Und die ergaben sich tatsächlich: Kaufbeuren spielte zwar druckvoll, aber recht einfallslos, und so konnte Oleg Shilin sich auf sein gutes Stellungsspiel verlassen, um die meist aus der Entfernung aufs Tor gebrachten Pucks zu entschärfen. Oft wurde dann bei eigenem Scheibengewinn flüssig nach vorn gespielt, und in Sachen Puckbehauptung sind die Eispiraten ohnehin on top in der Liga, so daß meistens auch Gefahr rauskam. In Minute 55 war es dann Marat Khaydarov vorbehalten, den Deckel auf den Spieltopf draufzumachen. Nachdem sich Vinny Saponari schön freigespielt hatte und dann gelegt wurde, nahm der Bremerhavener Förderlizenzler den freien Puck auf und schnippte die Scheibe bei angezeigter Strafe ins kurze Eck. Drei Minuten später fing dann Dominic Walsh einen Pass der Kaufbeurer Defensive ab, zockte sich an zwei Gegnern vorbei und bediente den freistehenden Ladislav Zikmund, der seine Klasse-Leistung mit dem 5:2 krönte. Wirklich abgezockt, wie die Eispiraten das nach Hause geschaukelt haben. Und wirklich beeindruckend, wie nach dem kurzfristigen Ausfall von spiritus rector Colin Smith andere Spieler in die Bresche sprangen und sich eine glatte Eins verdienten.