Das Allgäu ist immer eine Reise wert – Berge, saftige Wiesen, Käsespätzle. Und da ist noch der ESV Kaufbeuren, der als Zweitplatzierter wohl ebenso überraschend wie die Eispiraten die DEL2 aufmischt. Nun treffen beide Teams im direkten Duell um die Verfolgerrolle des Spitzenreiters Kassel an.


Nicht Krefeld, nicht Ravensburg, und schon gar nicht Bietigheim. Nein, es ist Kaufbeuren, das nach 18 Spieltagen den 2. Platz einnimmt und mit 33 Punkten sowie 59:45 sicherlich aktuell über dem selbstgestecktem Soll liegt. Das Team des finnischen Übungsleiters Marko Raita zeigt sich im bisherigen Saisonverlauf überaus beständig und widerstandsfähig, weshalb die Platzierung so weit oben inzwischen mehr als nur eine Momentaufnahme ist. Der ESVK dürfte heuer wieder eine gute und für die Großclubs der Liga unangenehme Rolle spielen.

Im Tor lässt Daniel Fießinger (15 Sp, 2.58 GT/Sp, 91.56%, 0 SO) die Gegner ingewohnter Manier verzweifeln, wenngleich mit Rihards Babulis (3 Sp, 1.67 GT/Sp, 95.10%, 0 SO) ein Backup zur Stelle ist, der in den kommenden Jahren womöglich noch auf sich aufmerksam machen wird.

In der Defensive der Kaufbeurer gilt es ein Augenmerk auf Jamal Watson (CAN, 18 Sp, 5+9) und Simon Schütz (18 Sp, 1+11) zu werfen, die nicht nur hinten stark agieren, sondern auch immer wieder nach vorne ankurbeln. Auch der nach langer Verletzung nun zurückgekehrte Alexander Thiel (6 Sp, 2+0) wird dem Aufbauspiel der ESVK-Abwehr noch mehr Durchschlagskraft verleihen. Dieter Ordendorz (16 Sp, 1+2), Philipp Bidoul (18 Sp, 1+1), Fabian Koziol (18 Sp, 0+2) sowie Jakob Weber, Sten Fischer und Fabian Nifosi können sich da voll auf ihre defensiven Aufgaben konzentrieren, die bei der zweitbesten Abwehr der Liga offenbar zur vollsten Zufriedenheit erfüllt werden.

Wenn der beste Punktesammler des Tabellenzweiten ligaweit erst auf Rang 23 der Topscorer zu finden ist, dann spricht das eine deutliche Sprache: Der ESVK verfügt über die wohl ausgeglichenste Offensive der Liga. Hier Spieler positiv wie negativ hervorzuheben, fällt unheimlich schwer. Alle machen ihr Zeug, alle tragen zum Erfolg bei. Und das macht die Cracks von der Wertach so schwer ausrechenbar. Besagter Topscorer ist übrigens Sami Blomqvist (D-FIN, 11 Sp, 8+8) der nach seinem verschenkten Jahr in Bayreuth an alter Wirkungsstätte wieder aufspielt als wäre er nie weggewesen. Weitere bekannte Leistungsträger sind John Lammers (CAN, 18 Sp, 3+11), Joseph Lewis (15 Sp, 2+8), Sebastian Gorcik (D-CZE, 18 Sp, 6+3), Jere Laaksonen (D-FIN, 18 Sp, 3+6) und Tyler Spurgeon (CAN, 18 Sp, 6+2). Jakob Lagacé (CAN, 11 Sp, 4+8) gehört aufgrund einer langwierigen Verletzung gerade nicht dazu. Für ihn wurde in der Länderspielpause der Finne Micke Saari (1 Sp, 0+0) nachverpflichtet, der eher nicht als der absolute Überflieger zu sehen ist, aber deshalb wohl umso besser in die Raitas Philosophie kollektiver Arbeit über alle 4 Reihen hinweg hineinpasst. Die eingangs angesprochene Ausgeglichenheit kommt nicht nur durch die ganze Reihe erfahrener Leistungsträger zustande, sondern vor allem weil sich einmal mehr die jungen Spieler in den Vordergrund spielen. Schritt für Schritt etablieren sich die Stars von morgen in der DEL2, einige schon fast kometenhaft. Yannik Burghart (18 Sp, 4+11), Maximilian Hops (18 Sp, 2+7), Max Oswald (17 Sp, 6+1), die Zwillinge Thomas (18 Sp, 2+5) und Nikolaus Heigl (9 Sp, 3+4), Johannes Krauß (18 Sp, 0+5) und Leon Sivic (5 Sp, 0+2) fallen allesamt in die Sparte „jung und talentiert“.

Nur 1 Punkt trennt die Eispiraten vom ESVK, was ein wirkliches Spitzenspiel erwarten lässt, wenn der Zweite den Dritten empfängt. Es wird auch ein bisschen das Duell Raita gegen Tuores, denn der eine lässt eher die kontrollierte Offensive walten, während der andere risikofreudigere Spielgestaltung lehrt. Kollektive Kompaktheit gegen individuelle Entfaltung – man darf gespannt sein, wer sich dabei am Ende durchsetzt. Aufgrund seiner Gastgeberrolle dürfte der ESVK allerdings eine leichte Favoritenstellung für sich beanspruchen.