Ins schöne Elbtal reist man eigentlich ganz gern, denn da gibt es durchaus schöne Dinge. Und es gibt da den Rivalen aus der Landeshauptstadt, bei dem die Eispiraten in den letzten Jahren das Siegen verlernt haben. Doch mit einem Sieg gegen den Tabellenersten aus Kassel am Spieltag zuvor konnte man durchaus breite Brust zeigen, erst recht, weil die Eispiraten diesmal die komplette Unterstützung aus Bremerhaven an Bord hatten…

Kullertor und eiskalter Unterzahlkonter bringen Führung für die Eispiraten

Die Eispiraten gingen gleich offensiv ins Spiel und Tobias Lindberg hatte nach wenigen Sekunden mit der ersten Chance im Slot die Führung auf dem Schläger. Kurz darauf war es Förderlizenzspieler Marat Khaidarov, der erst ein aggressives Forechecking zeigte und Schwendener zur nächsten Parade zwang. Irgendwie lag der Treffer in der Luft, dass allerdings der Goalie der Hausherren sich aktiv daran beteiligt, war wohl weniger im Sinn der blau-weißen Fans. Der Puck ging zurück an die blaue Linie, wo Max Balinson einfach abzog, Schwendener rutschte die Scheibe durch und der Puck trudelte in Zeitlupe ins Tor. Die Eispiraten hatten das Momentum auf ihrer Seite  und drückten gleich weiter, während die Gastgeber auf Konter lauerten. Als Henri Kanninen nach einem Foul auf die Strafbank musste, folgte das erste Unterzahlspiel – doch wie schon gegen Kassel waren es die Eispiraten, die in Unterzahl den nächsten Treffer erzielten, Thomas Reichel hielt lange den Puck, fuhr zurück und passte rücklings auf Dominik Walsh, der schnell ins Angriffsdrittel fuhr, plötzlich allein vor Schwendener war und mit einem Strich durch die Elblandschaft den Puck ins Netz zimmerte. Doch diesmal hatten die Gastgeber auch eine Antwort, im Hockeydeutsch bezeichnet man es als Graupe – Suvanto schoss seitlich an den Rücken von Christian Schneider und von dort fiel der Puck ins Tor. Der junge Goalie der Westsachsen wirkte unglücklich, konnte aber absolut nichts gegen den Treffer machen. Im weiteren Verlauf des ersten Drittels stand Christian Schneider aber seinen Mann, zuverlässig hielt er alles, was auf sein Tor kam, wenngleich der Schwung der Anfangsphase vorbei war. Die Eispiraten führten somit nach 20 Minuten und auf Grund der guten Anfangsphase war dies auch verdient.

Nach krassem Torwartfehler sind Eispiraten Herr im Haus

Zu Beginn des zweiten Drittels blieb so manchen Fan erst einmal die Pausenbratwurst im Hals stecken, zumindest denen, die in blau-weiß erschienen sind. Goalie Schwendener versuchte hinter dem Tor einen Puck zu sichern, tat dies aber zu spät, verlor den Puck an Colin Smith, der Dominik Walsh bediente und abschließend bedankte sich der vor dem Tor stehende Tobias Lindberg mit einem Treffer ins leere Gehäuse. Für den Goalie der Landeshauptstädter war danach genug von Derbyimpressionen, Schwendener verließ das Tor und Seidel rückte zwischen die Pfosten. Der musste sich anschließend einem erneut bockstarken zweiten Drittel der Eispiraten erwehren. Die Westsachsen hielten die gegnerischen Spieler vom Tor weg und spielten ihrerseits blitzschnell nach vorn. In vielen Situationen lief der Puck gut und fast wie im Powerplay. Gegen Mitte des Drittels bekamen die Cracks von der Elbe etwas Luft, aber bei den Entlastungsangriffen war Christian Schneider gegen Kiedewicz und Porsberger da. Der Rest des Drittels gehörte den Eispiraten, hier einer der auffälligsten Spieler war Gregory Kreutzer, der selbst mehrfach an Seidel scheiterte. Der junge Backup war es, der seine Vorderleute vor Schlimmeren bewahrte, aber schließlich fiel doch hochverdient ein Tor mit klassischer Ansage. Minutenlang belagerten die Eispiraten das Drittel der Hausherren, hatten Chancen im Sekundentakt und dann fälschte Mario Scalzo zum 1:4 ab. Die Eispiraten wollten gleich das fünfte Tor gegen die völlig von der Rolle agierende Heimmannschaft nachlegen, dies gelang aber im zweiten Drittel nicht mehr, Seidel war hier der Fels in der Brandung. Bis dato ein perfekter Auswärtsauftritt der Eispiraten.

Eispiraten machen es nochmal spannend

Leider kann man in Trainingseinheiten keine „letzten Drittel“ trainieren, dies hätten die Eispiraten aber bitter nötig. Die Elbstädter kamen druckvoll aus der Kabine, während das Team von Jussi Tuores merklich zurückhaltender agierte. Karlsson mit dem Blueliner, anschließend Suvanto und Pruden prüften Christian Schneider, der jetzt absolut in den Fokus geriet. Doch die meisten Schüsse kamen von der blauen Linie, direktes Passpiel ließen die Eispiraten nicht zu. Der zu diesem Zeitpunkt verdiente Anschlusstreffer sollte dann fallen, nachdem Christian Schneider mehrere Chancen entschärfte, kam ein seitlicher Direktschuss von Rundqvist, den Schneider nach vorn prallen ließ und Andres drückte die Scheibe über die Linie. Jussi Toures war nicht zufrieden und nahm sofort eine Auszeit, dies erwies sich als richtige Entscheidung, denn die Gastgeber waren mächtig am Drücker. Die Eispiraten wurden danach wieder etwas aktiver, Justin Büsing schoss nach einem Konter daneben, danach erneut ein Konter der Eispiraten über Thomas Reichel, der durchsteckte auf Justin Büsing und der scheiterte einmal mehr am guten Seidel. Nachdem die Eispiraten ein paar Minuten durchatmen konnten, drückten die Hausherren nun wieder mächtig gewaltig und prompt fiel das vermeidbare 3:4, bei dem Christian Schneider leider etwas daneben griff. Das der Druck nicht noch höher wurde, dafür sorgten die Gastgeber selbst und schwächten sich in der Schlussphase mit einer unnötigen Strafe. Und hier kam die richtige Antwort der Eispiraten im Powerplay, Henri Kanninen schoß in den Slot und von Vincent Saponari sprang der Puck ins Tor. Die Landeshauptstädter waren angeschlagen, bekamen aber auch nochmal die Gelegenheit zum Powerplay, denn Ole Olleff schickte den Puck unbedrängt über die Bande. Der Coach der Elbstädter nahm Seidel vom Eis bei einem Bully vor Christian Schneider. Doch dieses Bully gewann Colin Smith, der den Puck nach hinten schickte auf Philipp Preto, welcher Maß nahm und in seinem ersten Spiel für die Eispiraten den Puck über die gesamte Eisfläche ins leere Tor schickte. Damit war der Deckel auf der Partie, der Fluch war besiegt und die Eispiraten gewannen nach fünf Jahren endlich einmal wieder in Dresden, was von den zahlreich mitgereisten Fans frenetisch gefeiert wurde.