Die DEL2-Tabelle 2023/24. Dank der Ausgeglichenheit der Liga ein wildes Stühlerücken in den Plätzen 2 bis 13. Nur ein Team ist schon wieder dort, wo es quasi letzte Saison schon eine Dauerkarte gelöst hat: Kassel auf Rang 1.
Als ginge sie das Gekappel um die Ränge 2 bis 13 – hier liegen nur 7 Punkte dazwischen – nichts an, haben sich die Nordhessen bereits wieder auf dem Platz an der Sonne eingerichtet. 10 Spiele, 21 Punkte, 32:21 Tore. Niederlagen verkommen zur selten Gelegenheit, Punktesammeln dagegen eine Konstante. Das Team von Coach Bo Subr knüpft nahtlos an die Hauptrunde 2022/23 an, die letztlich mit 38 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten endete. Nur die Playoffs waren nicht nach dem Geschmack der Schlittenhunde, im Halbfinale war Schluss, was sich heuer nicht nochmal wiederholen soll.
Dafür hat Kassel das Gros der Mannschaft zusammengehalten bzw. Abgänge mindestens gleichwertig ersetzt. Im Tor etwa verließ der alternde Hexer Jerry Kuhn den Club, sein Nachfolger heißt Brandon Maxwell, hat einen deutschen Pass und machte sich über Jahre hinweg in der tschechischen Extraliga sowie in den letzten drei Spielzeiten in der DEL (Bremerhven) einen Namen. Mit 2.27 Gegentoren und 90.53% Fangquote bei 10 Einsätzen hat Maxwell schon mal in der oberen Etage der DEL2-Goalies angeklopft. Die Backups Christian Hufsky (1 Sp, 0.00 GT/Sp, 100.00%, 1 SO) und Philipp Maurer (1 Sp, 3.00 GT/Sp, 84.21%, 0 SO) brauchen sich in der Liga zwar nicht verstecken, aber werden unter normalen Umständen zu tun haben, über 10 Einsätze hinaus zu kommen.
In der Abwehr ist es mal wieder Maximilian Faber (10 Sp, 2+8), der den Ton angibt. Der einzige Defender der Liga mit Goldhelm-Potenzial stürmt bei Angriffen seines Teams wie gewohnt fleißig mit und wenn es hinten brennt, räumt er auch auf. Da geht es schon fast unter, dass mit Andrew Bodnarchuk (CAN, 10 Sp, 0+5) und Steven Seigo (10 Sp, 0+3) zwei Kontingentspieler in der Defensive auflaufen. Beide können in Sachen Scoringtouch ihrem Kollegen Faber nicht das Wasser reichen, sind hinten drin aber dennoch eine absolute Bank. Nimmt man noch die erfahrenen Joel Keussen (9 Sp, 1+4) und Marco Müller (8 Sp, 0+1) dazu, dann steht als Ergebnis wohl die am schwierigsten zu bezwingende Abwehr. Zumal diese auch noch durch die aufstrebenden Tom Geischeimer (4 Sp, 0+2) und Samuel Dotter (9 Sp, 1+1) talentiert ergänzt wird.
In der Offensive hat sich Yannik Valenti (10 Sp, 9+2) zum Goldhelm geballert. Der Powerplayspezialist (4 Treffer) probiert zum wiederholten Male den Sprung in die DEL, man hat aber das Gefühl, dass er nur in der DEL2 so richtig zuhause ist. Hier kommen seine Toräger-Qualitäten offenbar am besten zum Tragen. In seinem Alter schon 61 Tore in 126 Zweitligaspielen vorweisen zu können, ist schon bemerkenswert. Nur mit einem Valenti schafft man es natürlich nicht auf Platz 1. Da braucht es dann schon noch einen breiten und tiefen Angriff, wie er eben in Kassel zur Verfügung steht. Joel Lowry (CAN, 8 Sp, 1+7), Carson McMillan (10 Sp, 1+7), Tristan Keck (8 Sp, 5+0), Louis Brune (10 Sp, 2+3), Jake Weidner (5 Sp, 2+2), Darren Mieszkowski (9 Sp, 0+4), Pierre Preto (9 Sp, 1+2), Alex Alroth (10 Sp, 3+0), Oleg Leon Tschwanow (9 Sp, 1+1), Lois Spitzner (5 Sp, 0+1), Tomas Sykora (6 Sp, 1+0) und Hans Detsch (10 Sp, 1+0) sorgen allesamt für Torgefahr aus allen Reihen, in denen dann auch noch Markus Freis, Connor Korte und Lars Reuß unterzubringen sind.
Es fällt wahrlich schwer daran zu glauben, dass ausgrechnet gegen die ausgeglichen und stark besetzten Kassel Huskies es den Eispiraten gelingen wird, mal wieder ein Erfolsgerlebnis zu feiern. Ruckizucki ging es und nun sind es schon 7 Spiele, in denen kein 3er mehr eingefahren wurde. Die letzten 4 Spiele mit 0 Punkten erhöhen den Schreckfaktor noch weiter. Cäptn Mario Scalzo hat unter der Woche das Wort „Minikrise“ schon in den Mund genommen. Seit dem gestrigen Spiel in Weißwasser kann man „Mini“ getrost streichen. Wie sich die Crimmitschauer durch fatale Fehlerketten gegen lange Zeit schlagbare Füchse das Heft aus der Hand nehmen ließen, kann man nur als erschreckend wahrnehmen. Im Durchsetzungsvermögen nachlassende Angriffsbemühungen, immer größer werdenden Abwehrlücken incl. der immer größer werdenden Lücken zwischen Torwart und Pfosten… Was vor wenigen Wochen noch zu 120% passte und zu 4 Auftaktsiegen führte, ist mit 80% derzeit einfach zu wenig – von allen. Von Balinson bis Zikmund. So haben die Eispiraten nach 10 Spielen also schon alle Facetten durch, zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt – alles war schon dabei. Die Nerven nicht zu verlieren und weiter hart und konzentriert zu arbeiten bleibt die wichtigste Botschaft dieser Tage.